Land und Leute | 20. Juli 2022

Urlaub bei uns: Gefragtes Geschick, närrischer Einblick

Von Christa Maier
Im Kurpark Bad Dürrheim ist für Abwechslung gesorgt: Er bietet nicht nur viel Grün, sondern beherbergt auch das Fasnachtsmuseum Narrenschopf. Daneben werden alle, die gerne Minigolf spielen, beim Adventure-Golf viel Spaß haben.
Der Adventure-Golfplatz bietet auf seinen Bahnen viel Abwechslung.
Die bunten Bälle rollen über Wellen, durch ein Wasserrad oder ein Fass hindurch. Bahn eins ist eher zum Warmspielen, eine gerade Bahn mit einem Loch in der Mitte des Zielkreises. Wir sind beim Adventure-Golf in Bad Dürrheim, Luisenstraße 37. An diesem Tag ist mächtig was los auf dem idyllisch gelegenen Platz im Kurpark, der Freizeitspaß für jedes Alter bietet. Ganze Familien, eine Gruppe Jugendlicher, Großeltern mit ihren Enkeln, junge Mädels, zwei Mütter mit vier Kindern – sie alle haben ein Ziel: mit möglichst wenig Schlägen den Ball ins Loch zu befördern. Auf 4000 Quadratmetern und 18 modellierten, naturgetreuen Kunstrasenbahnen, die das Gefühl eines echten Golfplatzes vermitteln, gibt es verschiedene Hindernisse wie Brücken, Höhen und Bachläufe zu umspielen.
 
Adventure-Golf: das neue Minigolf
Die Bahnen sind phantasievoll gestaltet.
Adventure-Golf ist das neue Minigolf, wobei die zwischen acht und 45 Meter langen Strecken abenteuerreicher, naturnaher und interessanter gestaltet sind. Hindernisse wie Hügel, Baumstämme und Wasserläufe, aber auch Weinfass, Röhren und andere Durchlässe machen jede Bahn zu einer speziellen Herausforderung. Beispielsweise bei Parcours 4 gilt es, den Ball durch ein sich drehendes Wasserrad zu schmettern. Für die kleineren Kinder – ab drei Jahren dürfen sie auf den Platz – ein mit etwas händischer Nachhilfe überwindbares Hindernis. Ein Weinfass samt Kurve treibt bei Station 12 das Ergebnis der Schläge auch der Erwachsenen in die Höhe. Der bereitliegende Kescher hat seine Berechtigung. Denn mit ihm werden die bunten Bälle gefischt, die statt auf dem Green im fließenden Gewässer landen. Sind viele Spieler auf dem Platz und es kommt zu Wartezeiten, stehen mehrere Sitzgelegenheiten im Bereich des Anschlags. Wie beim großen Bruder Golf ist auch bei Bahn 18 für die jungen Mädels Schluss. Punkte werden zusammengezählt, und der Freudenschrei einer Spielerin verdeutlicht, wer hier als Gewinnerin vom Platz geht. Nach dem Freizeitspaß auf der sehr gepflegten und erst vor vier Jahren eröffneten alten Anlage empfiehlt sich eine Einkehr am Golf-Kiosk mit Biergarten. Wer noch fit ist, kann im angrenzenden Trimm-Dich-Pfad seine Muskeln stählen oder sich in der Wellnesslandschaft der unweit gelegenen Solemar-Therme Körper und Seele baumeln lassen.

Öffnungszeiten Adventure-Golf:
bis 27. Juli:  Montag bis Freitag, 13 bis 21 Uhr / Samstag, Sonntag, Feiertag, 11 bis 21 Uhr.
28.7. bis 11.9.: täglich 10 bis 21 Uhr.
www.adventuregolf-badduerrheim.de
 
Von Hopfensau und Scheinreiter
73 Narrenzünfte präsentieren mit 380 farbenfrohen Figuren ihr Brauchtum.
Sie wollten schon immer mal wissen, was eine Hopfensau ist? Oder was es mit dem Scheinreiter auf sich hat? Oder warum die Säckchen des Salzhansels mit verschiedenfarbigen Schnüren zusammengebunden sind? Dann sollten Sie einmal das Narrenschopf-Museum in Bad Dürrheim besuchen. Auf der insgesamt 1200 Quadratmeter großen Fläche präsentieren 73 Narrenzünfte aus Südwestdeutschland und der Schweiz ihre Fastnachtsutensilien. Traditionelle Fastnachtsmasken, die älteste stammt aus dem Jahr 1814, Gewänder und närrische Requisiten, die die Welt von Fastnacht und Karneval bunt und informativ aufleben lassen, bringen auch eingefleischte Fasnetmuffel ins Staunen.

Das Museusgebäude selbst ist schon ein echter Hingucker.
Dabei ist das 1973 errichtete Museumsgebäude mit seinen drei Kuppeln allein schon ein Hingucker. Drinnen gibt es Wissenswertes und Kurioses aus der Geschichte wie der Gegenwart des alten Brauchs, der durch zahlreiche Medien- und Mitmachstationen modern präsentiert wird und einen kurzweiligen Besuch verspricht. Mittels App kann das Museum über das Smartphone erkundet werden, im 3D-Kino können Fastnachtsumzüge angesehen werden, und als ganz neue Attraktion gilt das „Virtual-Reality-Erlebnis”, bei dem mittels VR-Brille Fasnet aus einer ganz neuen Perspektive betrachtet werden kann. Dabei wird einem beispielsweise das Gefühl vermittelt, über dem Brunnen in Munderkingen zu schweben und den jungen Männern beim Sprung ins eiskalte Wasser zuzuschauen.
 
Führungen und Museumsrallye
Auch für Kinder gibt es Angebote, wie beispielsweise eine Museumsrallye oder spezielle Kinderführungen. Überhaupt ist es ratsam, eine der angebotenen Führungen in Anspruch zu nehmen. Dabei wird nicht nur ein Einblick in Herkunft und Entstehung der Fastnacht gegeben, sondern man erfährt auch viele interessante Details, spannende Hintergründe und lustige Anekdoten. Beispielsweise, dass die Tettnanger „Hopfensau” die Hopfenernte als letzte beendete und immer 20 Sauen von einer Hopfenspinne begleitet werden.
Viele Fasnetfiguren verkörpern den früheren Reichtum einer Gemeinde, wie eben die Hopfensau von Tettnang oder der Salzhansel von Bad Dürrheim. Wie von Museumsführerin Monika Link zu erfahren ist, wurde das „weiße Gold” bis 1972 produziert und in 50-Kilogramm-Säcken bis nach Afrika exportiert. 800 bis 1000 kleine Salzsäckle sind auf die Hästeile aufgenäht, die mit bunten Schnüren für die Kennzeichnung der verschiedenen Salzsorten zusammengebunden sind. Etliche Figuren tragen Tiere oder Tierteile wie den Fuchsschwanz oder Tierfelle (Messkircher Katz) mit sich. „Dafür wurde kein Tier extra getötet”, betont die Museumsführerin. Der Scheinreiter erinnert an Hungerszeiten, bei denen auch Pferde gegessen wurden. Überhaupt hätten schlechte Zeiten Einfluss auf die Fasnet, beispielsweise die Pest (Pestmännle aus Hechingen).
Früher hätten die Menschen für ihre Maskierung oft das, was die Natur ihnen bot, verwendet. Dafür spreche beispielsweise das Häs des Wolfacher Nussschalenhansel aus 2000 aufgenähten halben Walnussschalen oder des Furtwanger Bodenwälders, der ganz in eine Baumflechtenart gehüllt ist.
Empfehlenswert ist die Einkehr im Museumscafé mit Terrasse oder ein Spaziergang durch den Kurpark mit Springbrunnen, Spielplatz und Kneippschem Kräutergarten.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertag von 11 bis 17 Uhr. Gruppenbesuche auch außerhalb auf Anfrage. Vom Busbahnhof Bad Dürrheim ist der Kurpark zu Fuß schnell erreichbar.
www.narrenschopf.de

Grimmig schaut der Enzilochmann der Schweizer Karnöffelzunft Willisau.
Der Rote Fuchs aus Triberg gilt als eine der ältesten erhaltenen Narrenfiguren der schwäbisch-alemannischen Fasnacht.