Von biblischen Zeiten und imposanten Vögeln
Mit Ingrid Frick kann man ganz wunderbar auf den fünf Hektar durch die Gehege spazieren. Sie bietet Führungen an, zweimal in der Woche und nach Absprache auch außerhalb der üblichen Zeiten. Sie führt am Kükengehege vorbei, wo die Jungen sich um die begehrten Körner balgen, sie zeigt die Masthennen, von denen jedes Jahr rund 90 geschlachtet werden, sie präsentiert auch die vier Hähne, die erhobenen Hauptes die Weite überblicken, stolz – und auch etwas angsteinflößend.
Denn so ein Strauß, der kann schon mal kräftig zulangen. Fühlt er sich bedroht, stellt er seinen Bürzel hoch, drückt seine Brust raus, bäumt seine gut 2,70 Meter Körpergröße auf. Im nettesten Fall belässt er es beim Schnabelzwicken, im schlechtesten Fall tritt er mit seinen Zehenkrallen zu. Prellungen am Oberarm, am Schienbein, am Rücken – „das kommt schon hin und wieder vor”, sagt Ingrid Frick. „Aber zum Glück kamen wir bisher immer mit blauen Flecken davon.”
Weil die Arbeit mit Straußen nicht ungefährlich ist, haben die Fricks die Gehege der Hähne so angelegt, dass der Maschendrahtzaun erst ab einer Höhe von knapp einem Meter beginnt. So kann Ingrid Frick im Ernstfall schnell abzischen, bevor ein Hahn mit seinen 150 Kilo und knapp 60 Stundenkilometern auf sie stürmt – und die Straußen kommen mit ihrem haselnussgroßen Hirn nicht auf die Idee, unterm Zaun durchzukrabbeln und abzuhauen.
Nicht viel im Kopf, dafür viel auf den Hüften – die Masttiere bringen schon mal 150 Kilogramm auf die Waage. Besonders begehrt sind Straußensteaks und -filets, die aktuell für 39 beziehungsweise 45 Euro pro Kilo im eigenen Hofladen und in umliegenden Märkten verkauft werden – Luxusfleisch, das laut Ingrid Frick aber bei vielen Menschen sehr gut ankommt. Straußenfleisch, sagt sie, sei sehr fettarm, aber reich an Eiweiß und Eisen. Es ist – im Gegensatz zu anderem Geflügel – ein dunkles Fleisch, im Geschmack eine Mischung aus Wild und Rind. „Zubereitet wird es wie ein Rumpsteak”, sagt Ingrid Frick.
Für hochwertiges Fleisch in ausreichender Menge braucht es aber eines: viel Futter. Ein Kilo Körner verputzt ein Maststrauß am Tag. Erst neulich hat Ingrid Frick wieder eine Großbestellung aufgegeben: 15 Tonnen Gerste,
15 Tonnen Weizen, 30 Tonnen Mais. Das reicht für ein Jahr.
Nach knapp 15 bis 18 Monaten bringen Ingrid und Georg Frick die Tiere zum Schlachter. In den kommenden Jahren soll die Zahl an Masttieren fast verdoppelt werden, auf knapp 140. Dies wird aber nur möglich dank einer Vergrößerung des Betriebs. Fünf weitere Hektar sollen bestenfalls schon im kommenden Jahr hinzukommen, der Bauantrag für
einen großen Stall läuft aktuell,
13 Ställe gibt es bereits.
Und wer schon mal vor Ort ist auf der Straußenfarm der Fricks, kann natürlich auch direkt im Hofladen vorbeischauen, wo es nicht nur Straußenfleisch und -eier zu kaufen gibt, sondern noch viel mehr Produkte, die der Strauß bietet: Staubwedel aus Straußenfedern, Lampen aus Straußeneiern, Seifen aus Straußenfett.
Ganz wunderbar lässt sich ein Besuch der Straußenfarm in Stockach auch mit einer kleinen Wanderung durch den Hegau verbinden. Rund um die Straußenfarm gibt es einen drei Kilometer langen Rundweg: wenig Höhenmeter, Schotterwege, kinderwagentauglich, an Hirsch- und Rehgehegen vorbei – mit schönem Weitblick auf den noch schöneren Hegau.
Offene Führungen auf der Straußenfarm in Stockach gibt es noch bis 13. September immer mittwochs (15 Uhr) und sonntags (11 und 15 Uhr), anschließend bis zum 1. November immer sonntags (11 Uhr). Wer als Gruppe eine Privatführung möchte, meldet sich bei Ingrid Frick unter Telefon 07771/ 9187044 oder per Mail an info
@straussenfarm-hegau-bodensee.de. Der nächste Barbecue-Abend findet statt am Samstag, 10. September. Leider gibt es keine Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe – am nächsten ist die Haltestelle Stockach Gewerbegebiet plus knapp 1,5 Kilometer Fußweg in nordöstlicher Richtung samt Unterquerung der B 31. www.straussenfarm-hegau-bodensee.de
Die Bibelgalerie ist mittlerweile 34 Jahre alt und manch einer denkt nun vielleicht: Bibel – verstaubt, Museum – verstaubt, 34 Jahre – kann ja alles nur verstaubt sein. Die Bibelgalerie allerdings ist den Wandel der vergangenen drei Jahrzehnte mitgegangen, strahlt nach einem Relaunch vor einem guten Jahrzehnt dank neuer didaktischer Konzepte und kreativer Aufmachung, hat digitale Möglichkeiten integriert, ohne dass sie nerven, trifft mit Sonderausstellungen den Nerv der Zeit.
In der Bibelgalerie wird’s interaktiv. Ein großes Nomadenzelt ist ebenso begehbar wir eine Lehmhütte. Hier lässt sich so authentisch wie möglich erfahren, wie die Menschen damals gelebt, gekocht, gegessen und gearbeitet haben. In einem anderen Raum berichten die biblischen Figuren Ruth, Rebekka und Zachäus mittels Audio über ihre Erlebnisse mit Gott, in einem wie ein Wohnzimmer gestalteten Raum können die Besucherinnen und Besucher ihre Kenntnisse über das Kirchenjahr in einem Quiz testen.
Vor allem für Kinder und Jugendliche ist einiges geboten: Beeindruckend ist natürlich die große Druckerpresse, eine Nachbildung aus der Gutenberg-Ära, als dieser mit seiner Erfindung die Welt für immer veränderte. Hier kann man erleben, wie die ersten Drucke funktionierten. Außerdem können Kinder und Jugendliche an verschiedenen Stationen spielerisch lernen: etwa beim Zuordnen von Redewendungen, die aus der Bibel stammen. Und wie beeindruckend ist es bitteschön, einmal eine der kleinsten Bibeln der Welt zu Gesicht zu bekommen – oder eine wasserfeste Bibel aus Sibirien?
34 Jahre Bibelgalerie – und stets aktuell. Dies funktioniert auch durch zahlreiche Sonderausstellungen. Aktuell läuft noch bis zum 11. September die Ausstellung „Begegnungen – Kunst trifft Realität”. Es geht um Begegnungen mit dem Schrecken des Kriegs oder mit der Hoffnung, um Begegnungen in der Bibel, mit und unter Kindern. Mehr als 60 Originalgrafiken, Skulpturen und Textilobjekte großer Künstlerinnen und Künstler werden gezeigt: von Marc Chagall, Otto Dix oder Käthe Kollwitz. „Die Ausstellung führt von der Begegnung mit der bedrückenden Realität hin ins Licht der Hoffnung”, sagt Museumsleiterin Thea Groß.
Bis zu 20 000 Besucherinnen und Besucher strömen jedes Jahr in die Bibelgalerie nach Meersburg. Und die meisten von ihnen (wenn sie durch den Haupteingang gehen) kommen am Galeriegarten vorbei. Lavendel, Salbei, ein Feigenbaum – rund 70 Pflanzen, die in der Bibel vorkommen, kann man dort riechen, schmecken, fühlen – die Bibel und der Glaube also als ganzheitliches Erlebnis.
Die Bibelgalerie ist dienstags bis samstags von 11 bis 13 und 14 bis 17 Uhr geöffnet, sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr. Anmeldungen für Gruppenführungen unter Telefon 07532/5300 oder info@bibelgalerie.de. Vom Hafen ist die Bibelgalerie in knapp 10 Minuten, von der Bushaltestelle „Kirche” in einer Minute zu Fuß erreichbar.
www.bibelgalerie.de