Von Borstenbündeln und dem schwarzen Teufel
Die Besucherinnen und Besucher werden in dem kleinen Museum gleich freundlich empfangen: Auf einem großen Bildschirm begrüßt ein junger Bürstenhändler in historischer Zunftkleidung die Gäste, über seiner Schulter hängen diverse Bürsten. Er stellt sich als Lorenz Wunderle vor (gespielt von Schauspieler Ruben Dietz) – tatsächlich der erste bekannte Schwarzwälder Bürstenhändler. Und schon ist man mitten drin in der Geschichte der Bürstenmacherei, die tief in Todtnau verwurzelt ist. Es geht um den 1746 geborenen Müllerssohn Leodegar Thoma, der schon als Kind seine erste Bürste aus einem Stück Holz und Schweineborsten bastelte, als er die elterliche Mühle schrubben musste. Später machte Leodegar Thoma die Bürstenbinderei zu seinem Handwerk und stellte mit seiner Familie hochwertige Bürsten her, die besagter Lorenz Wunderle mit auf Reisen nahm und an die Kundschaft brachte. Auch viele andere Todtnauer Familien vertrieben sich die Zeit in den langen, dunklen Wintermonaten mit der Herstellung von Bürsten in mühsamer Handarbeit.
Wie sie das gemacht haben, weiß Friedrich Busse. Der Bürstenmacher beherrscht sein selten gewordenes Handwerk und lässt sich gerne auf die Finger schauen. Mitreißend erzählt er von unterschiedlichen Materialien und Herstellungsweisen und zieht dabei ein Borstenbündel nach dem anderen in die entstehende Bürste ein. Wie viel Fingerfertigkeit und Arbeit in den historischen und teils sehr kunstvoll gefertigten Bürsten in den hübsch dekorierten Regalen und Vitrinen des kleinen Museums steckt!
Im zweiten Ausstellungsraum geht es raus aus der bäuerlichen Manufaktur und mitten hinein in die Industrialisierung. Nach einem kurzen Wiedersehen mit Lorenz Wunderle auf einem weiteren Bildschirm führt Rainer Zahoransky – ganz in echt – durch die Mechanisierung der Bürstenbinderei. Die ausgestellten Maschinen sind faszinierend anzusehen und dürfen teilweise sogar noch zeigen, wofür sie einmal gebaut worden sind. Zahoransky erzählt dabei von der schrittweisen Weiterentwicklung der Maschinen – die teilweise von seiner Familie ausgetüftelt wurden. Sein Großvater Anton Zahoransky gründete 1902 ein Unternehmen in Todtnau, das Stopfmaschinen zur Bürstenherstellung fertigte. Heute sitzt die Firma Zahoransky immer noch in Todtnau und ist zum Weltmarktführer im Bürstenmaschinenbau geworden. Damit ist die Reise vom erfinderischen Müllersjungen zur heutigen Bürstenindustrie zu Ende – sie lohnt sich definitiv!
Im kleinen Shop können unterschiedliche Bürsten als praktisches Andenken an den Museumsbesuch gekauft werden. Teilweise wurden sie sogar von Friedrich Busse im Museum handgefertigt. Hier steht auch ein Spendenkässchen bereit, in das gerne eine kleine Anerkennung geworfen werden darf. Der Eintritt ist nämlich frei.
Todtnau Busbahnhof ist mit dem Bus der Linie 7215 ab Kirchzarten zu erreichen, ebenso mit Linie 7300, der Titisee und Zell i.W. verbindet.
Los geht es am Wanderparkplatz Scharfenstein an der L 123. Der Parkplatz kann gar nicht verfehlt werden: Er befindet sich zwischen Obermünstertal und Wiedener Eck, direkt zu Füßen des gigantischen Felsens Scharfenstein, der hier fast 100 Meter beinah senkrecht in die Höhe ragt. Eine große Tafel verkündet den Start des rund fünf Kilometer langen Rundwegs. Ein kleines rotes Schild, auf dem ein weißer Ritterhelm abgebildet ist, führt die Wanderlustigen zunächst entlang des Glashofbachs. Der Name des Bachs erinnert übrigens an zwei Glasbläsereien, die hier im 16. Jahrhundert standen. Nach etwa einem Kilometer zweigt der Weg links auf einen schmalen Bergpfad ab, den es nicht zu verpassen gilt. Weiter geht es durch einen abenteuerlich aussehenden Wald, der schon seit Langem nicht mehr bewirtschaftet wird. Wer Geduld und etwas Glück hat, soll hier Gämsen beobachten können. Schließlich gelangt man nach einem steilen Anstieg zu den Überresten der Burg Scharfenstein, die sich allerdings nur noch erahnen lassen – von der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg ist nicht mehr viel übrig. Erbaut haben soll sie der Raubritter Hugo von Scharfenstein, dessen Beiname „der schwarze Teufel” Übles ahnen lässt. Heute lädt eine Bank bei schöner Aussicht zu einer Vesperpause ein. Auf einer weiteren Infotafel finden sich Angaben zur Geschichte der Burg sowie eine Karte, auf der ihre Überbleibsel markiert sind. Heute noch gut zu erkennen ist der ehemalige Burggraben, der sich tief durch die Felsen zieht.
Wer die Wanderung mit einem Grillfeuer abschließen möchte, findet bei der Scharfensteinhütte eine gemütliche, überdachte Grillstelle vor. Die Hütte kann beim Forstrevier Branden reserviert werden unter Telefon 07636/791407 oder 0171/1401210, forstrevierbranden@muenstertal.de.