Land und Leute | 21. August 2020

Himmlisches samt Paradiesfelsen

Von Sylvia Pabst
Urlaub bei uns: Ein toller Weg, bei dem man merkt, mit wie viel Herzblut er angelegt wurde, ist der Himmelssteig im Zwar gibt es mehr als 600 Höhenmeter auf- und abzusteigen, doch die abwechslungsreiche Landschaft und liebevoll angelegte Rastplätze lassen dies unterwegs vergessen.
Zum Rastplatz Himmelsbar gehört auch dieser „Lieblingsplatz”. Der Blick von dort schweift übers Tal bis zu den gegenüberliegenden Schwarzwaldhängen. Dazu passt ein Spruch, der vor Ort verewigt ist: „Mach heute so wunderbar, dass gestern neidisch wird!”
Tief eingeschnitten, von steilen Hängen umrahmt, liegt Bad Peterstal im Renchtal. Da wundert es nicht, dass ausgerechnet dort der Himmelssteig zu finden ist. Oberhalb vom Freibad macht eine riesige, in den Himmel weisende Leiter klar: Hier geht es gut ausgeschildert im Uhrzeigersinn los. Und ja, die ersten knapp drei Kilometer führt der rund elf Kilometer lange Rundweg fern von Straßenlärm durch den Wald ganz schön bergauf. Doch die Mühe lohnt: Knapp 250 Höhenmeter weiter bietet sich von einer langen Himmelsbank ein erster schöner Ausblick. Ein Schild macht allerdings klar, dass es das längst noch nicht gewesen ist … Nach weiteren 150 Metern, kurz nach einem Honigregal, lädt ein liebevoll angelegter Rastplatz mit zahlreichen Sitzmöglichkeiten zur Pause ein. Himmlisch! Denn sogar für Getränke ist gesorgt! Täglich bestückt Familie Schindler vom unterhalb des Platzes gelegenen Hof die Himmelsbar mit Sprudel, Limo und Bier. Ein Spendenkässchen steht bereit. Marion Schindler macht es große Freude, die Wanderlustigen hier versorgt zu wissen. „Wir tragen alles gut vorgekühlt im Rucksack nach oben und befüllen dort die Isolierboxen”, erzählt sie. Ihr Mann Torsten hat hier verschiedene tolle Sitzgelegenheiten und Stehtische geschaffen. Alles fing damit an, dass die Familie zur Eröffnung des Himmelssteigs an diesem Platz bewirtete, und über die vergangenen drei Jahre kamen weitere Ideen hinzu.
Der Holchen-Wasserfall war angeblich der Lieblingsort der Großfürstin Maria Alexandrowna während des Kuraufenthalts von Zar Alexander II. im „Bade Petersthal” 1871.
Auf den Tischen finden sich mit netten Sprüchen beschriftete Steine, eine Schale fordert dazu auf, sich einen der unterschiedlichen Kiesel zu nehmen, die Hoffnung, Mut, Zuversicht, Zeit und mehr versprechen. Und ein hübscher Briefkasten mit der Aufschrift Himmelspost sammelt in einem Büchlein die Gedanken der Vorbeikommenden. Keine Frage, hier lässt sich’s gut zur Ruhe kommen und den schönen Ausblick genießen. Marion Schindler strahlt mit dem Blick auf diesen besonderen Platz: „Es macht Arbeit, aber wir freuen uns einfach, wenn es von den Leuten geschätzt wird.”

Ehrliche Wandersleute
Noch eine kleine Versorgungsstation unterwegs, dieses Mal mit Wasser gekühlt: Serrers Tränke.
Der weitere Weg, der nun fast ohne Anstieg zum Holchen-Wasserfall führt, schlängelt sich durch den mal lichten, dann wieder dichteren Wald, weiter entlang eines Tiergeheges und vorbei an blühenden Wiesen. Es bieten sich immer wieder schöne Ausblicke ins Tal und auf die Schwarzwaldberge. Unterwegs sorgt Familie Serrer am Wegesrand nochmal für Getränke, gut gekühlt in einer Tränke. Nach knapp der Hälfte der Strecke lohnt es sich, auf den Paradiesfelsen zu klettern, bevor es über den federnden Waldboden hinab zum Wasserfall geht. Er fällt über zwei Stufen in die Tiefe. Ranger Thomas Mayer, dessen Idee der Himmelssteig war, hat dort ein weiteres Paradies geschaffen. Denn auch hier stehen, bestens vom Bachwasser gekühlt, Getränke in einer Truhe bereit. Ebenfalls auf Spendenbasis. Doch damit nicht genug: Auch Schnaps und Liköre gibt es  in „Wanderfläschen” zu kaufen. „Die klassischen Wandersleute schätzen das Angebot und geben was ehrlich in die Kasse”, sagt er.
Am Wasserfall ist für Getränke von alkoholfrei bis hochprozentig gesorgt.
Anschließend geht es nochmal 100 Höhenmeter durch lichten Mischwald und vorbei an kleineren Felsen hinauf. Am Himmelsfelsen lädt ein weiterer Rastplatz  zum Verweilen und Aussichtgenießen, weitere Bänke folgen. Das letzte Stück des Wegs ist ein wildromantischer Waldpfad bergab entlang eines Bachs und schließlich nochmal leicht bergauf vorbei an tollen Farnen, moosigen Steinen und efeuumrankten Bäumen, bevor ein weiterer Rastplatz mit Brunnen am Wiesenpfad lockt. Wer zurück am Ausgangspunkt noch Energie hat, kann sich im Freibad oder beim Minigolf vergnügen. Übrigens: Auch wenn es nur elf Kilometer Weg sind, gut und gern fünf Stunden einplanen, nicht nur wegen der Auf- und Abstiege – die Rastplätze wollen genossen sein!
Nach dem Wasserfall geht es nochmal ordentlich bergauf.
Und: Man kann Bad Peterstal eigentlich nur gratulieren, dass die Gemeinde auf das tolle Engagement der Familien  Schindler, Mayer und Serrer zählen kann, die ganz viel Herzblut in den Weg stecken. Nicht von ungefähr wurde er vom Deutschen Wanderinstitut zu Deuschlands schönstem Wanderweg 2017 gekürt.
Anreise per BahnMit dem Zug angekommen geht es über die Bahnhofstraße zur Renchtalstraße, um ihr nach links zu folgen, bis es rechts in den Kurhausweg geht, der zum Kurpark führt, an den sich eine Minigolfanlage kurz vor dem Freibad anschließt. Nach Überqueren der Schwimmbadstraße, führt der Himmelssteig links vom Wanderparkplatz bergauf.