Land und Leute | 16. August 2022

Dem heißen Ursprung auf der Spur

Von Sylvia Pabst
Urlaub bei uns: Das relativ kleine Mittelgebirge Kaiserstuhl zwischen Ihringen und Endingen hat es wahrlich in sich: Es ist vulkanischen Ursprungs. Wer mehr dazu erfahren will, ist auf dem Vulkanerlebnispfad nahe Altvogtsburg und Oberbergen genau richtig. Auf Tafeln weiß Ritter Hugo Spannendes zu berichten.
Bei den Temperaturen dieses Sommers stellt sich natürlich die Frage, wer ausgerechnet dem heißen Erdinnern ernsthaft ein kleines bisschen näher sein will. Doch keine Sorge: Wer den neu angelegten Vulkanerlebnispfad bei Altvogtsburg erkundet, braucht keine Angst vor heiß sprudelnder Lava zu haben. Dennoch: Warmes Wasser gibt es hier an zwei Quellen allemal zu entdecken. Mit etwa 21 bis 24 Grad blubbert es aus dem Erdinnern – und sorgte bereits im Mittelalter für Badegenuss. So wird auch klar, dass diese Erhebung im Kaiserstuhl den Namen Badberg erhielt.
Am Rand des Badbergs und entlang von Rebböschungen erstreckt sich der Vulkanerlebnispfad.
Doch der drei Kilometer lange Rundweg verspricht noch mehr: Auf Infotafeln entlang des gut ausgeschilderten Pfads führt Ritter Kuno durch das Gelände und berichtet von seinen Entdeckungen, die er vor rund 800 Jahren in diesem Mittelgebirge im Rheintal  gemacht hat. Das klingt erstmal nach grauer Vorzeit, doch die Vulkanausbrüche, die den rund 16 mal 12 Kilometer großen Kaiserstuhl haben entstehen lassen, sind noch viel länger her: um die 20  Millionen Jahre.
Ritter Kuno zeigt unterwegs vulkanische Gesteine, die zum Teil sogar einen schönen Klang haben, und er berichtet, wie das Löss genannte Gesteinsmehl sich in dem Gebiet ablagerte und wo die Burg am Schlossberg stand, in der er einst gelebt haben soll.
 Auch geht er auf archäologische Funde vor Ort ein und gibt spannende Einblicke in Flora und Fauna wie auch den Obst- und Weinbau. So zeigt er zum Beispiel, welches Obst und Gemüse die Römer mit nach Südwestdeutschland gebracht haben. Zudem verdeutlicht er die Bedeutung, die Wildbienen als wichtige Bestäuberinnen haben.
Schön gemacht ist unterwegs auch ein Memory mit Fotos von heimischen Tieren und Pflanzen, darunter der bunt gefiederte Bienenfresser und die Kaiserstuhlanemone.
Bemalte Steine
Am Vulkanerlebnispfad sind auch zwei warme, mineralhaltige Quellen zu finden – am Wassertretbecken „Am Badloch” und, wie hier zu sehen, an der Station 2 des Weges. Sie wurden schon im Mittelalter zum Baden genutzt.
Übrigens: Der Weg weist noch eine schöne Überraschung auf: Lisa Marie, ein Mädchen aus Oberbergen, hat in einem Schaukasten auf dem Abschnitt zwischen den beiden  warmen Quellen bunt bemalte Steine ausgelegt, die gegen einen Obolus mitgenommen werden dürfen.
Zum Vulkanerlebnispfad gibt es einen Flyer, der den Weg skizziert. Er lässt sich unter www.kurzelinks.de/woba herunterladen.
Unklar bleibt allerdings, warum der Pfad als barrierefrei bezeichnet wird – wer einen Rollstuhl oder auch Kinderwagen über die teils ordentlichen Steigungen oder zuweilen über Gittersteinpflaster bugsieren will, sollte wohl über annähernd magische Kräfte verfügen. Ganz zu schweigen davon, wie unsanft das Geholpere an einigen Stellen für die Geschobenen sein dürfte.
Wer will, beginnt den gut drei Kilometer langen Rundweg am Parkplatz am Badloch, etwa auf halber Strecke zwischen Oberbergen und Altvogtsburg. Wer per Bus (Linie 295 zwischen Gottenheim und  Oberrotweil, Ausstieg Vogtsburg Kirche) kommt, kann direkt an der Haltestelle  in Altvogtsburg loslaufen. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Zuwege von Parkplätzen beim Gasthaus Mondhalde am Rand von Oberbergen, am Vogelsangpass oder in Schelingen zu nutzen.
Unterwegs lassen sich Steine unter die Lupe nehmen. Manche von ihnen haben auch einen schönen Klang.