Land und Leute | 13. August 2020

Im „Dschungel” und an Wandertankstellen

Von Sylvia Pabst und Petra Littner
Urlaub bei uns: Vom Altrhein bei Neuried bis in die Höhen um Durbach reicht der Radius dieser Folge von „Urlaub bei uns”. Der Gebirger Höfe-Weg verspricht tolle Aussichten und beste Verpflegung am Weg. Naturerlebnis pur bietet der Auen-Wildnispfad am Altrhein.
Quak: Von den Holzbrücken und -stegen lässt sich so einiges im und am Wasser entdecken.
Es quakt und zwitschert, dass es eine Freude ist, mitunter ist auch ein Plätschern zu hören, wenn ein Fisch nach Insekten schnappt, und dann erhebt sich ein Reiher fast lautlos in die Lüfte. Dazwischen jede Menge Farbtöne von Ocker über Türkis und Grün des blitzenden Wassers bis hin zum Rot der flinken Heidelibellen. Über Bohlen,  Holzbrücken und -stege, schmale Naturpfade, über denen durchaus auch mal ein Baum querliegen kann, schlängelt sich der Weg zwischen Altrheinarmen durch diese Wildnis. „Dschungel” nennen ihn die Kinder, die staunen, was es hier alles zu entdecken gibt. Der Auen-Wildnispfad bei Altenheim lädt ein zum kleinen Abenteuer in urtümlicher Landschaft. Zugegeben: Wer dieses Idyll und was darin so kreucht und fleucht richtig genießen und vielleicht auch einen Eisvogel entdecken will, sollte sich einen Zeitpunkt besser jenseits der trubeligen Wochenenden für eine Erkundungstour aussuchen. Doch auch dann ist die rund 2,5 Kilometer lange Strecke  mit hohlen Bäumen, blühenden Lilien und anderen Blumen, riesigen Wurzeln, einem Balancierweg und einer Aussichtsplattform ein Erlebnis. Auf halbem Weg lockt zudem ein Rastplatz mit Grillstelle – also  genügend Proviant mitnehmen! Denn wer hier mal ist, will so schnell nicht wieder weg.
Was da wohl so schwimmt, kreucht und fleucht?
Wichtig ist es, den Wasserstand an den Ampelfarben der Pegellatte am Anfang des Weges innerhalb des Hochwasserrückhalteraums Polder Altenheim zu beachten: Bei Rot ist der Weg gesperrt, bei Gelb können Wegabschnitte überschwemmt und rutschig sein, Grün bedeutet: uneingschränktes Begehen möglich. Festes Schuhwerk macht auf jeden Fall Sinn. Der Pfad, der in der ausgeschilderten Richtung zu erkunden ist, darf nicht verlassen werden, Radfahren ist tabu, für Rollstuhl und Kinderwagen ist der Weg nicht geeignet.
Der Parkplatz beziehungsweise die Haltestelle Altenheim, Europäisches Forum, nahe des Auen-Wildnispfads lässt sich mit dem Regionalbus ab Busbahnhof Offenburg wie auch mit dem Auto über die A5, Abfahrt Offenburg, prima erreichen. Dem Trubel am Forum gilt es zu Fuß zu entkommen: Ein gut ausgeschilderter Weg führt in rund 15 Minuten zum Einstieg in den „Dschungel”. Wer sich bereits zu Hause über die Wasserstände informieren will, kann unter  Telefon 07854/995752 den Pegelstand erfahren: Liegt der Wert bei „Abfluss Kulturwehr Breisach” über fünf-null-null und bei „Zufluss Polder Altenheim” über zwei-fünf, ist der Pfad nicht begehbar.
Auf dem Pfad ist auch Klettern angesagt.


Kleine Schmankerl, große Weitblicke
Zugegeben: Grammatikalisch verunsichert der Name  zuerst einmal: Gebirger Höfe-Weg. Die Bezeichnung leitet sich vom Durbacher Ortsteil „Gebirg” ab, der sich – Überraschung – in gebirgiger Schwarzwald-Randlage, etwa viereinhalb Kilometer vom bekannten Winzerort mit der prägenden Rebenlandschaft entfernt befindet.
Die Aussicht ins Tal ist auf dem Gebirger Höfe-Weg fantastisch.
Die teilweise knackigen An- beziehungsweise Abstiege des Wanderwegs summieren sich auf  rund 500 Höhenmeter. Doch tolle Ausblicke unterwegs lassen die Mühen vergessen, gekrönt von einer Besonderheit: „Wandertankstellen” an  sieben stattlichen Schwarzwaldhöfen sind willkommene Rastgelegenheiten, zumal Sitzgarnituren, Himmelsliegen und so manche Sehenswürdigkeit einen Einkehrschwung nahelegen.
Aufgrund dieser Angebote und wegen der abwechslungsreichen Kulturlandschaft mit Streuobstwiesen, Waldwirtschaft, Weihnachtsbaumproduktion und traditionellen Familienbauernhöfen hat es der gut zehn Kilometer lange Weg  mit der Eröffnung im Jahr 2018 in die Kategorie „Schwarzwälder Genießerpfad und Premiumwanderweg” geschafft. 
Start und Ziel der Rundtour ist der Wanderparkplatz beim Serrerhof. Von hier aus kann man entweder gemächlich im Uhrzeigersinn Richtung Springhof loslaufen (etwas unterhalb bestehen weitere Parkmöglichkeiten  mit direktem Einstieg) oder gleich zum Auftakt  eine anspruchsvollere Steigung bis zum Ritterhof und weiter hinauf bis zum höchsten Wegpunkt „Drei-Höfe-Eck” auf 527 Metern bewältigen. Immer wieder  bergauf und bergab  geht es auf Forst- und Waldwegen, über schmale Pfade und offene Hochplateaus mit grandiosem Weitblick.  Die gesamte Strecke ist gut ausgeschildert, und Infotafeln an den Höfen erklären geschichtliche Hintergründe. Das macht  die Wanderung zu einer ebenso informativen wie auch kurzweiligen Tour für die ganze Familie. Für weiteren Anreiz sorgen Schnäpsle, Liköre, heimische Weine, alkoholfreie Getränke und auch mal kleine Snacks und Süßigkeiten, die in originellen (Kühl-) Schränken,  kleinen Hütten oder an Fließbrunnen zur Selbstbedienung bereitstehen. Die Preise stehen jeweils auf einer Liste, den passenden Betrag wirft man einfach  in das bereitgestellte Kässchen  – Tipp: Kleingeld mitnehmen.
Darüber hinaus lädt das Gasthaus Hohberg nahe dem Start-/Zielpunkt zur Einkehr ein (täglich ab 11.30 Uhr durchgehend geöffnet, sonn- und feiertags ab 11 Uhr, Freitag Ruhetag).
Schnäpse, Liköre und alkoholfreie Erfrischungen sind originell bevorratet.
Unterwegs gibt es neben weidenden Milchkühen  auch Weihnachtsbaumkulturen (Lehrpfad) und Bienenstöcke zu sehen. Des Weiteren bietet ein kleines Hofmuseum  beim Ritterhof  einen Einblick in landwirtschaftliche Traditionen. 
Für die gesamte Tour sollte man  ein wenig Kondition und mindestens vier Stunden Zeit mitbringen. Wer möchte, kann die Runde  zum oder vom Hermannswälderhof über die Zufahrtsstraße abkürzen.  Festes Schuhwerk ist ein Muss, um steilere Passagen gut bewältigen zu können. Viele schattige Abschnitte sorgen im Sommer für Kühlung.
 Leider wird die Haltestelle „Hohberg Wendeplatz” für eine Wanderung nicht passend bedient. Busse  ab Offenburg oder Oppenau/Oberkirch halten in Durbach, doch von da sind es etwa fünf Kilometer Fußweg bis zum Ausgangspunkt.