Land und Leute | 16. August 2021

Der Burgeroberung folgt die Stärkung

Von Julia Schüz
In dieser Folge von „Urlaub bei uns” gilt es die Wanderschuhe zu schnüren: Eine abwechslungsreiche Rundtour von Sulzburg aus führt zur Ruine Neuenfels, die tolle Weitsicht bietet. Unterwegs in Britzingen locken der genossenschaftlich geführte Dorfladen samt Café.
Allzu viel steht nicht mehr von der Burg Neuenfels. Doch der Ausblick auf das Markgräflerland von dort lohnt.
Ganz versteckt steht sie da, umgeben von hohen Bäumen: die Ruine Neuenfels, um die sich neben Kletterpflanzen auch so manche Sage rankt. Der zwölf Kilometer lange Weg dorthin beginnt auf dem Marktplatz im idyllischen Sulzburg, das mit seinen bunten Häusern an sich schon einen Besuch wert ist. Die Wegweiser nahe dem Brunnen führen in die Markgrafenstraße und am Fliederbach entlang Richtung Kinderdorf. Dann biegt der Weg nach rechts ab und führt bergauf in den Wald. Bald tut sich ein kleiner romantischer Pfad auf, der sich in angenehmer Steigung den Berg hinauf schlängelt. Diesem Weg lässt es sich wunderbar durch den Wald folgen. Immer wieder ergeben sich herrliche Aussichten auf Sulzburg und Umgebung, im Sommer blüht der Fingerhut am Wegesrand. Am oberen Ende des kleinen Pfads angekommen, überschneiden sich auf einer großen Wegkreuzung Silbereichweg und Hohleichweg. Letzterem gilt es entlang der gelben Raute zu folgen.
Wer es nicht eilig hat, kann sich über einige Bänke freuen, die entlang des Wegs zum Verweilen einladen. Am Nussbaumplatz zweigt der Weg nach rechts, die Ruine Neuenfels ist ausgeschildert.
Die kleine Burg, von der noch wenige Mauerreste und eine Treppe zur Aussichtsplattform bestehen, wurde vermutlich um 1300 von den Herren von Neuenfels erbaut, die sie als Landsitz nutzten. Während des Mittelalters hatten die Herren des alten Geschlechts zahlreiche wichtige Ämter inne. Sie waren Burgvögte der Herrschaft von Badenweiler, Schultheißen von Neuenburg, Landvogt zu Rötteln, Statthalter in Staufen und Abt von St. Trudpert.
Auf geht's die Treppen hoch und Weitblick genießen.
Bis heute erzählt man sich die schaurige Geschichte vom Mord auf Burg Neuenfels: 1540 soll der letzte Vertreter des Herrengeschlechts, Christoph von Neuenfels, mitsamt Gattin, Tochter und Gesinde von Unbekannten in seiner Burg ermordet worden sein. Ob es stimmt? Wahrscheinlicher dürfte sein, dass der hoch verschuldete Christoph die Burg einfach verließ. Er soll mit seiner Familie in Freiburg gelebt und dort 1550 unter weit weniger mysteriösen Umständen gestorben sein.
Unumstritten ist dagegen der tolle Ausblick von der Aussichtsplattform der Ruine auf das Markgräflerland und die Vogesen.

Genossenschaftsprojekt
Nach erfolgreicher Eroberung der Burg ist eine Stärkung willkommen. Kein Problem: Das Café Britzingen hat für eine hervorragende Beschilderung gesorgt, sodass der Weg durch den Wald und ins Dorf gut zu finden ist. Im idyllischen Innenhof des des sieben Tage die Woche geöffneten Cafés können sich müde Wandersleute mit Kaffee und Kuchen sowie herzhaften Leckereien verwöhnen lassen. Es ist mit  einem kleinen Dorfladen verbunden, der alles an Lebensmitteln bietet, was für den Alltag nötig ist.  Beides wurde als Genossenschaftsprojekt 2015 eröffnet, viele der Mitglieder engagieren sich dort ehrenamtlich.
Der Dorfladen hat sich nach der nicht ganz einfachen Anlaufzeit laut Angaben der Verantwortlichen mittlerweile als feste Einrichtung im Ort etabliert und ist für ähnliche Initiativen jenseits Britzingens zum Vorbild geworden. Info und Öffnungszeiten unter www.dorfladengenossenschaft-britzingen.de.
Übrigens: Wer in Britzingen das Logo der Winzergenossenschaft erspäht, sieht dort eine Neuenfelserin hoch zu Ross verewigt: Die Burgherrin wurde für ihre Großzügigkeit verehrt.
Vielversprechender Blick in den genossenschaftlichen Dorfladen in Britzingen: Zu ihm gehört auch das Dorfcafé, das feine Kuchen bietet.
 Doch zurück zur Wandertour: Weiter geht es zum Ortsausgang Richtung Laufen und wieder auf den vom Hinweg bekannten Heilweg. Von dort geht es nach links auf das ausgeschilderte „Markgräfler Wiiwegli”. Von nun an gilt es ganz entspannt der roten Raute mit goldener Weintraube zu folgen. Der Weg führt durch (hoffentlich) sonnige Reblandschaft zunächst durch das hübsche Örtchen Muggardt und dann zurück nach Sulzburg.
 Sulzburg ist per Bus erreichbar: Ab Staufen Bahnhof führt die Linie 113 direkt zum Marktplatz. Von Müllheim fährt der Bus 261 entweder über Heitersheim oder über Britzingen nach Sulzburg.