Land und Leute | 06. August 2020

Baar: Bier, Bach und Bewegung

Von Christa Maier und Sylvia Pabst
Kühlendes kommt an heißen Sommertagen besonders gut. Drum geht es bei der Folge von „Urlaub bei uns” auf eine abwechslungsreiche Runde durch den Wald bei Unterkirnach. Zudem lockt der Bierpfad nach Bräunlingen, der Interessantes zum Gerstensaft vermittelt und zu einem Brauereigasthof füh
Von der Aussichtsplattform an der Station zur Gerste schweift der Blick über die Korn- und Wiesenfelder der Baar.
Wie entsteht Bier? Welche Zutaten benötigt ein Braumeister?  Was bedeutet Mälzen? Auf dem gut ausgeschilderten Bräunlinger Bierpfad werden diese und noch viele Fragen rund um das Bier und das Bierbrauen beantwortet. Auch der Geschichte des Gerstensafts ist eine der sieben abwechslungsreichen Stationen auf der Wanderung vom Getreide zum fertigen Bier gewidmet.
Warum an der Starttafel des rund 6,5 Kilometer langen, kinderwagengerechten Rundwegs am Ende der Kirchstraße ausgerechnet ein großer Löwe mit einem Bierkrug in der Hand steht, hat seinen Grund: Die in unmittelbarer Nähe befindliche familiengeführte Löwenbrauerei ist seit 1783 mit der Geschichte der alten Zähringerstadt verbunden.
Zunächst geht es etwas den Berg hoch in Richtung Friedhof und dann entsprechend der Beschilderung links auf einen Waldweg in Richtung Hüfingen. Die erste Station des vom Naturpark Südschwarzwald geförderten Bierpfads ist erreicht. Diese widmet sich der ältesten lebensmittelrechtlichen Vorschrift, nämlich dem am 23. April 1516 von Herzog Wilhelm IV. von Bayern erlassenen Reinheitsgebot beim Bierbrauen. Demnach darf Bier ausschließlich aus gemälzter Gerste, Hopfen und Wasser gebraut werden. Hefe wurde erst später erwähnt, weil die naturkundliche Erforschung der Hefepilze und ihrer Wirkung damals noch nicht bekannt war. An der Station erinnert auch eine geschnitzte Statue an den herzoglichen Kanzler Leonhard von Eck (1480–1550), der das Reinheitsgebot geschrieben hat. Auf dem Spazier- und Radweg entlang der Breg wird klar, wie wichtig gutes Brauwasser aus den 22 Bräunlinger Quellen ist und wie sich das Bier über die Jahrhunderte entwickelt hat.
Bald ist die römische Badruine Hüfingen erreicht, wo vieles über die Geschichte des Biers zu erfahren ist: Beispielsweise, dass das älteste bekannte Bierrezept über 5000 Jahre alt ist und aus China stammt und dass schon um 580 n. Chr. im benachbarten Trossingen gebraut wurde.
Zylindrisch oder kelchartig, Krug oder Pokal, Kölschglas oder Tekubecher? Beim Wissenstest über Biergläsertypen gibt’s manche Überraschung.
Gelegenheit, sich vor dem kurzen Anstieg die Beine zu kühlen, gibt es an einer schattigen Wassertretstelle. Wenig später ist die Aussichtsplattform an der „Station zur Gerste” erreicht, von wo aus der Blick über die Korn- und Wiesenfelder der Baar schweifen kann. An der Station bei der derzeit krankheitshalber geschlossenen Vesperstube „Mostschöpfle” dreht sich alles um das Bierglas. Denn neben der Trinktemperatur beeinflusst vor allem die Glasform den Duft, Geschmack, die Frische und das Aussehen eines Biers.
In Höhe des Wasserbehälters gibt die mit einer eindrucksvollen Skulptur untermauerte Station 6  Auskunft über den Hopfen, eine der wichtigsten Bierzutaten und Hauptgeschmacksträger des Biers.
 Zwischen Wiesen und Äckern geht es weiter zum höchsten Punkt des Pfads, der eine wunderbare Sicht über die Löwen-Stadt und die Baar bietet. Beim Abstieg zurück zum Ausgangspunkt ist die letzte Station oberhalb der Brauerei auf einer kleinen Anhöhe zu entdecken. Dort gibt es nicht nur Interessantes über die „jähzornige Kreatur”, die Hefe, sondern auch Gelegenheit für Erinnerungsfotos: Durch  die Aussparungen in einer Fasswand können die mit viel theoretischem Bierwissen gefüllten Köpfe gestreckt werden. Am Ende des zweistündigen Rundgangs ist der Praxistest in Form eines frisch gezapften Biers im Brauereigasthof Löwen nahezu ein Muss.
Anreise: Mit dem Ringzug Linie 742 ab Villingen/Donaueschingen nach Bräunlingen. Bei der  Tourist-Info, Telefon 0771/ 61900, touristinfo@braeunlingen, können geführte Wanderungen oder Führungen durch die Löwenbrauerei gebucht werden.

Idyllische Tour
Der Uhustein ist mit Geländern gesichert.
Eine wunderschöne, gemütliche Runde, gut elf Kilometer lang,  ohne viel Auf und Ab bietet der Waldpfad Groppertal bei Unterkirnach. An heißen Sommertagen gibt es hier kühlenden Schatten und ab und an plätscherndes Wasser. Nur wenige Meter vor dem Einsteg auf Höhe der Oberen Waldstraße 59 befindet sich die Bushaltestelle Tannenhöhe (mit Stadtbus 8 in einer Viertelstunde vom Villinger Bahnhof erreichbar) wie auch ein Wanderparkplatz.
Der Premiumweg führt als schmaler Waldpfad zum Brunnen „Am Armbad”, wo sich die Runde teilt. Hier dem Wegweiser Richtung Forelle, einem ehemaligen Gasthaus, folgen. Der weitere Verlauf ergibt sich durch die gute Ausschilderung. Unterwegs gibt es einiges zu entdecken, etwa eine steinerne Sau oder auch den  rund 12 Meter hohen Uhustein, der Neugierigen, gesichert durch ein Geländer, einen Blick über das Groppertal bietet. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts soll hier Brauneisenstein abgebaut worden sein. Auch jede Menge Heidelbeeren und auch immer wieder Himbeeren lassen sich je nach Saison unterwegs naschen, mitunter erinnert die Landschaft an den Nordschwarzwald. Zudem gibt es, nachdem der Talgrund erreicht und die Schienen der Schwarzwaldbahn sowie die Kirnach überquert sind, auch bunt blühende Wiesen zu entdecken, bevor es wieder durch den Wald zu einer  großen Lichtung geht. Dort steht das Gasthaus Breitbrunnen mit einer einladenden Terrasse. Hier lassen sich ein feines Stück Kuchen oder andere Leckereien genießen. Schließlich ist  jetzt die Hälfte des Wegs geschafft. Und einen Spielplatz gibt es auch. Doch es wartet noch mehr auf die Wandersleute: Weißtannen und Fichten säumen den weiteren Weg, und vom Waldrand aus lassen sich die Gipfel der Südwestalb erblicken: Dreifaltigkeitsberg, Klippeneck und Lemberg. Das nächste Ziel ist das frei zugängliche Wildgehege Salvest, wo Damwild beobachtet werden kann. Direkt daneben schließt sich eine große Lichtung mit Rastplatz, Bienenhotel, einem hölzernen Karussell und einer tollen Lokomotive samt Waggons an. Wer möchte, kann von hier noch einen kleinen Abstecher zur Ruine Kirneck, südlich des Forsthauses, machen, die Burg, von der heute eher bescheidene Reste zu sehen sind,  war einst im 12. Jahrhundert erbaut worden.
Erfrischendes Geplätscher der Kirnach.
 Nach dem Gehege taucht der Pfad wieder in den  lichten Wald ein und führt  über einen Römerweg bergab zum Ganterdenkmal, das einen Oberförster ehrt. Die paar Schritte als Abstecher vor zur plätschernden Kirnach lohnen, am Wasser lässt es sich gern nochmals verweilen. Zurück auf dem Gropperpfad ist es nicht mehr weit zur Brücke, an der Brigach und Kirnach zusammenfließen. Vorbei am ehemaligen Kirnacher Bahnhof führt der Weg wiederum ein kleines Stück durch den Wald, bevor der Ausgangspunkt dieser idyllischen Tour erreicht ist.