Land und Leute | 09. August 2016

Ortenau: Wo Ausblicke und Knatterkisten locken

Von Sylvia Pabst und Robert Ullmann
Eine relativ anspruchsvolle Runde bietet der Genießerpfad Karlsruher Grat bei Ottenhöfen in der Ortenau. Wer sich mehr für motorisierte Räder vorwiegend aus der Wirtschaftswunderzeit interessiert, findet in Bad Peterstal Anschauungsobjekte.
Nicht ganz ohne ist die Strecke über den Karlsruher Grat. Stabile Wanderschuhe, Schwindelfreiheit und ein guter Orientierungssinn sind da gefragt.
Gleich vorweg: Das Besondere an der abwechslungsreichen zwölf Kilometer langen  Rundtour von Ottenhöfen aus ist, dass sie am Karlsruher Grat zwei Möglichkeiten bietet: Denn wer will, kann recht hoch hinaus und sich über diese Gesteinsformation seinen Weg suchen. Voraussetzung sind dann allerdings Schwindelfreiheit und stabile Wanderschuhe. Alle anderen können einfach wenige Meter unterhalb des Grats einen schönen Waldweg  gehen.
Vom Bahnhof Ottenhöfengeht es über den kleinen Kurpark zur Allerheiligenstraße, von der die Albert-Köhler-Straße links abgeht. Links von der katholischen Kirche geht es über den der Hildahain bergauf. Vor einer Mariengrotte weist ein weinrot-blaues Schild samt gelber Raute nach rechts auf den „Genießerpfad Karlsruher Grat”. Diesem Wegweiser, der auch  über den Eichkopf führt, gilt es  nun über die ganze Tour zu folgen, die einige ordentliche Anstiege zu bieten hat.
Wasserfall am Edelfrauengrab
Wer will, kann an der Sausteig-Tränke, einem Kühlschrank mit Kässchen, seinen Durst löschen, bevor dann Rauschen und Plätschern die Edelfrauengrab-Wasserfälle ankündigen. Der Name entstammt einer Sage, nach der eine ihrem Ehemann untreue Edelfrau hier in einer Höhle am Gottschlägbach ihren qualvollen Tod fand. Entlang des wild-romantischen Bachs und der bis zu acht Meter hohen Wasserfälle schlängelt sich der Weg über Stege und Brücken, um schließlich über Stufen zum „Romantischen Brückle” zu führen. Nach diesem Abschnitt weitet sich das Teil, bevor der Pfad an einer Raststelle – ebenfalls mit einem gut bestücktem Getränkebrunnen ausgestattet – links zum Karlsruher Grat weist. Am Fuß der Felsformation angelangt, gilt es wie eingangs beschrieben, sich für die Überquerung oder Umgehung zu entscheiden. Zwar ist das Gestein der Felsen sehr rauh und trittfest, doch es gibt trotz ausgesetzter Stellen keine Drahtseile oder Tritthilfen. Außerdem muss man sich ganz auf seinen Orientierungssinn verlassen, da Wegzeichen fehlen. Die „Kletterei” wird mit tollen Ausblicken belohnt, hingegen bietet der eigentliche Genießerpfad unterhalb des Grats romantische Abschnitte.
Im weiteren Verlauf  bietet das Gasthaus Bosenstein  eine Einkehrmöglichkeit: Öffnungszeiten täglich, außer mittwochs ab 10 Uhr, Samstag und Sonntag schon eine halbe Stunde früher.
Blick vom Brennte Schrofen
Entlang von Weiden geht es weiter zum Brennte Schrofen. In der Abendsonne  leuchtet dieser Felsen rötlich, „brennt” also, daher der Name. Hier lädt eine Schutzhütte zur Rast ein, gleichzeitig bietet sich ein toller Ausblick über Ottenhöfen uns seine Seitentäler und Höhen. Von hier führt der Weg am Grenzweg entlang bergab über das Kleineck und die Hagenbruck, vorbei an der evangelischen Kirche und der Hammerschmiede zurück zum Bahnhof. Im Kurpark sorgt ein Wasserspielplatz für erfrischende Abwechslung.
 
 
 
 
 
 
Wirtschaftswunderjahre lassen grüßen
Museumsleiter Bruno Spinner und sein Sohn Marvin sind stolz darauf, was ihre Sammlung Bad Peterstal an Mopeds und Rollern bietet..
Zu einem kleinen Abstecher in die Mobilität der Wirtschaftswunderjahre lädt das Moped- und Rollermuseum in der Renchtal-Gemeinde Bad Peterstal ein. Es präsentiert auf  300 Quadratmetern um die 100 Roller und Mopeds. Wer vielleicht als Jugendlicher selber mit einer 50-Kubikzentimeter Maschine durchs Dorf geknattert ist, wird hier seine Freude haben. Gleich links neben dem Eingang befindet sich die Theke einer Rad- und Mopedwerkstatt aus den Fünfzigern, mit Fahrradketten, Birnchen, Flickzeug, Schmieröl, Gangschaltungen – was damals eben so gebraucht wurde. Dahinter reiht sich entlang der Wände Moped an Moped. Der Schwerpunkt liegt auf den Jahren von 1950 bis 1970, es gibt aber auch ältere und ein paar neuere Modelle.
Gegründet wurde das Museum von einer Gruppe „Spengler” mit einem Faible für diese alten Knatterkisten. Weil die Hobbybastler ihre Lieblingsstücke auch präsentieren wollten, bauten sie eine alte Halle um zu einem schnuckeligen Privatmuseum. Zwischen den Mopeds und Rollern sind alte Kofferradios platziert, Ölkannen, Motorradlederkappen und derlei mehr. An den Wänden hängen alte Risszeichnungen von Fichtel-&-Sachs-Motoren zwischen Emaillewerbeschildern. Auch hier erfährt man einiges über Zeit nach dem Krieg. So gibt es ein gelbes Postmoped zu sehen, vorne mit Ladefläche für Briefe und Päckchen, hinten mit Anhänger für die Pakete. „Das war zu meiner Jugend noch in Bad Peterstal amtlich unterwegs”, erinnert sich Bruno Spinner, der das Museum betreut. Insbesondere in den 1950ern war das Moped „das” Fortbewegungsmittel – weil es im Gegensatz zum Auto erschwinglich war. Bald wurde es zum typischen Fahrzeug für Jugendliche. Namen wie Zündapp, Solex, Hercules und Kreidler – die legendäre „Florett”! – entfachen bei Nostalgikern ein Leuchten in den Augen. Damals machte man per Moped sogar Campingreisen bis nach Italien. Eine im Museum aufgebaute Camping-Szene erinnert daran.
Flickzeug, Schmiermittel, Birnchen und mehr – auch solche Utensilien von einst zeigt das Museum.
Eine „Scheunenszene” zeigt, wie die Mitglieder des Vereins ihre Schätze hoben: Hinter Heu- und Strohballen, in nicht mehr genutzten Ställen und Verschlägen stöberten sie alte Mopeds auf. Die wurden mit viel Liebe restauriert – um heute dieses kleine Museum zu zieren. In der Scheunenszene fällt ein „Fahrzeug” aus dem Rahmen: Ein Schubkarren mit einem 5-PS-Hilfsmotor. Er wurde bis 1948 von der in Bad Peterstal ansässigen Firma Ernst Platten gebaut. „Es gibt hier überall Steillagen. Mancher Hof konnte sich keine Zugmaschine leisten”, erklärt  Spinner. Einen Sammlerwert habe das Gerät nicht: „Aber als ein Stück Zeitgeschichte hat es einen hohen ideellen Wert.” Das Museum ist bis Ende Oktober immer sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet oder nach Vereinbarung mit Bruno Spinner, Telefon 07806 /1481.
Bad Peterstal liegt an der Bahnstrecke Offenburg-Appenweier-Bad Griesbach. Das Museum ist am Dorfeingang, beim Viadukt der Bahn über die B 28 (Einfahrt „Natursteine Baumann”), 20 Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Am Viadukt gibt es eine Bushaltestelle.