Von Hammerköpfen und Totenschädeln
Erich Schwaninger ist durch sein angegliedertes Pflugmuseum weit über die Grenzen hinaus bekannt. „Mein Urgroßvater war der Dorfschmied”, sagt der fünffache Familienvater, der mittlerweile selbst sechsfacher Großvater ist. Nachdem er am offenen Feuer zuerst für seine alten Pflüge Scharen und Ersatzteile angefertigte, macht er mittlerweile aus Schrott Kunstgegenstände und schmiedet hochwertige Damaszenermesser.
Nachdem der 73-Jährige 20 Jahre lang einen Landwirtschaftsbetrieb mit einer Schweinezucht mit rund 600 Tieren bewirtschaftete und weitere 20 Jahre als Melkmaschinen-Servicemonteur unterwegs war, kann er sich voll seiner Sammelleidenschaft widmen. Neben über 100 Pflügen, die er in der ehemaligen Scheune und auf dem Hof verteilt hat, sammelte Schwaninger 20 teilweise tonnenschwere Schmiedehämmer aus jeder Zeitepoche. Der introvertierte Sammler bemerkt, dass im Mittelalter Schwanz- und Fallhämmer zum Freiformschmieden verwendet und dann vom Federhammer abgelöst wurden. In seiner ruhigen Art erklärt er die Funktionsweisen der verschiedenen Schmiedehämmer. Der größte ist ein rund vier Meter hoher Riemenfallhammer. Schwaninger zeigt auch die kleine Friktionsspindel, mit der er Pfannen pressen kann.
Das Pflug- und das Schmiedemuseum in der Neuengasse 14 in Guntmadingen (SH) ist ab Bahnhof Beiringen mit dem Bus der Linie 28, Ausstieg Dorf, zu erreichen. Erich Schwaninger bietet auf Voranmeldung Führungen für Vereine, Gruppen und Einzelpersonen an. Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 0041-79/3524265 entgegengenommen. Weitere Infos unter www.pflugmuseum.ch
Bereits im Foyer werden die Besucherinnen und Besucher mit der eignen Vergänglichkeit beziehungsweise der Unvergänglichkeit konfrontiert. Drei Schautafeln erklären den Zerfallsprozess vom Körper bis auf die Gebeine und erzeugen erste Schaudermomente. Zudem sind in einem Schaukasten nicht verrottbare Grabbeigaben ausgestellt – heutzutage dürften das möglicherweise Smartphone oder Bluetooth-Kopfhörer sein, die vielleicht in ein paar Tausend Jahren ausgegraben und den Archäologen von morgen einiges über das heutige Leben verraten.
In der eigentlichen Ausstellung gibt es acht Themeninseln mit Skelettresten und Grabbeigaben, die spannende Einblicke in verschiedene Fachgebiete, Zeitepochen und archäologische Arbeit geben. Gleich am Eingang liegt ein Skelett eines etwa 50 Jahre alten und 1,90 Meter großen Mannes, der im Mittelalter durch seine Körpergröße sicherlich in der Stadt aufgefallen war. Genetische und isotopische Untersuchungen von verheilten Verletzungen und den dicken Armknochen weisen darauf hin, dass der Hüne nicht nur friedlichen Umgang mit seinen Mitmenschen hatte.
Die Kuratorin Sabine Landis erklärt, was sie aus einem zerdrückten Schädel aus der spätromanischen Zeit ablesen konnte: Durch eine Röntgenaufnahme ließ sich herausfinden, dass der Mensch im Alter zwischen elf und 15 Jahren starb, wobei ein Milchzahn unter den vier Backenzähnen das Ergebnis bekräftigte. Das Geschlecht ließ sich allerdings nicht bestimmen.
Urnengräber werden in der Ausstellung freigelegtDie Kantonsarchäologin Katharina Schäppi erzählt, wie sie bei Ausgrabungen über eines von fünf Urnengräber stolperte. Die Verstorbenen wurden in der Spätbronzezeit schon verbrannt und die Überreste mit Beigaben in Urnen bestattet.
Ein Urnengrab wurde mitsamt der umgebenden Erde eingegipst, als Block geborgen, freigelegt und ausgestellt. Die vier weiteren bronzezeitlichen Urnengräber werden von einem Konservator und Restaurator unter anderem am Sonntag, 22. August, in der Ausstellung freigelegt, wobei ihm die Besucherinnen und Besucher über die Schultern schauen können. Eine Anthropologin beleuchtet am 8. August die neue Sichtweise auf alte Skelette. Am 21. September gibt es eine Übersichtsführung, und am 29. August werden die Grabriten in der alten und neuen Welt erklärt. Zudem gibt es interaktive Ausstellungselemente.