Land und Leute | 22. Juli 2021

Höcker, Hufe, Honig und mehr

Von Michaela Bross
Allerhand tierisches Vergnügen bietet diese Folge von Urlaub bei uns: Das Hohberger Bienenmuseum in Diersburg verdeutlicht, dass die Imkerei eine Wissenschaft für sich ist. Die Kamel- und Straußenfarm in Rheinmünster-Schwarzach zeigt exotische Tiere verschiedener Kontinente.
In der Wildform ist das Dromedar (einhöckrig) ausgestorben. Sein Ursprungsgebiet sind die arabischen Halbinseln. Trampeltiere (zweihöckrig) hingegen leben noch wild in der chinesischen Provinz Xinjiang und der Mongolei. In der domestizierten Form sind Altweltkamele in weiten Teilen Afrikas und Asiens verbreitet. Auch in Australien gibt es wild lebende Kamele, die dort jedoch eingeführt wurden.
Die Kamel- und Straußenfarm in Rheinmünster-Schwarzachverspricht spannende Einblicke: Der Tierpark der Familie Zimmer bietet einiges Exotisches, darunter mehr als der Name schon sagt: Denn zusätzlich sind hier Lamas, Alpakas, Wallabys, Poitou-Esel, Schweine und Ziegen zu Hause. Sie sind alle auf einem kleinen Rundweg zu sehen. Viele kommen her und lassen sich streicheln. Nur das Wallaby, ein kleines Beuteltier, versteckt sich gerne. Wer aber genau hinsieht, kann es im hohen Gras direkt neben den Alpakas entdecken. Diese tragen ihre Fellköpfe auf langen Hälsen durch die Gegend, als wäre das hier ihr Heimatland Peru. Manches Dromedar bleibt lieber liegen und beäugt misstrauisch die Besucherinnen und Besucher. Andere kommen gleich her und lassen sich kraulen. Das Erdmännchen beobachtet wachsam und verschwindet bei Gefahr samt seiner Familie ganz schnell zwischen den aufgetürmten Felsen.
Die Poitou-Esel gehen lieber zuerst auf Abstand, ziehen sich zurück in den Stall und genießen ihr Futter. Dort  kann manches Kind doch noch mit der Hand durch das wuschelige Fell streichen.
Sehr beeindruckend sind die Strauße. Der männliche Strauß schaut über den hohen Zaun, der mit Abstand zum Weg verläuft, und das ist gut so. Denn irgendwie flößt er doch Respekt ein, so wie er seine Frauen bewacht. Ins Gehege darf niemand. Zu gefährlich. Mit seinen Tritten tötet der Strauß in Afrika Leoparden und Löwen.
Weiter geht es zu den Ponys. Diese grasen gemütlich, und wer Glück hat, kann  dem Schmied zusehen, wie er die Hufe eines der Ponys oder Pferde beschlägt. Ein tolles und nicht alltägliches Erlebnis. Dazu zählt auch das Pony- und Kamelreiten. Hoch auf dem schaukelnden Wüstenschiff fühlt man sich gleich in die Sahara versetzt, obwohl um einen herum alles grün ist. Das Glück der Erde liegt aber auch auf dem Rücken der Ponys. Wenn es nicht zu heiß ist oder es gar regnet, kommen Groß und Klein in den Genuss eines Ritts. Und wer noch nicht genug hat, geht auf Tuchfühlung mit den Ziegen im Streichelgehege.
Übrigens: Informativ sind viele Tafeln auf dem Rundgang. Ein sehr beeindruckendes Erlebnis ist das Schlüpfen eines Straußes. 24 Stunden dauert es, bis das Küken sein Ei ganz verlassen hat. Daneben sind die Jungen in verschiedenem Alter durch ein Fenster zu sehen.
Und: Wie Strauß schmeckt, lässt sich auf der Farm ebenfalls probieren. Am Grillwagen gibt es frisch zubereitete Spezialitäten. Und im Hofladen, der auch gleichzeitig der Eingangsbereich ist, gibt es zahlreiche Souvenirs, von Federn bis hin zu bemalten Straußeneiern.  Für den Einkauf von Fleisch- und Wurstwaren steht auch ein 24-Stunden-Automat vor dem Hofladen bereit.
Dann ist da noch eine Frage: Stecken Strauße wirklich ihren Kopf in den Sand? Wer die Antwort erfahren will, sollte einfach den Hof besuchen. Zu finden ist er mit dem Auto von der Autobahn A5, Ausfahrt Bühl, Richtung Rheinmünster. Ungefähr 500 Meter vor Schwarzach zeigt ein Schild den Abzweig nach rechts an. Wer aus der Gegend ist, kann auch mit dem Fahrrad die Farm gut erreichen. Vom Busbahnhof in Schwarzach sind es 20 Minuten Gehzeit zum Hof.
Informationen zu Öffnungszeiten, Preisen und möglichen Corona-Einschränkungen des Familienbetriebs sind unter www.kamele-lindenhof.de zu finden, Telefon 07227/992068 oder 0177-3579694, info@kamele-lindenhof.de.

Was für ein Gewusel
Brigitte Laule-Detzer erklärt, wie die Waben für die Honigschleuder vorbereitet werden. Das Haus zeigt rund 600 Ausstellungsstücke.
Eines vorweg: Ein Besuch im Hohberger Bienenmuseum in Diersburg ist wetterunabhängig. Es ist ein kleines Schatzkästchen, das sich im Dachgeschoss des Diersburger Rathauses befindet. Brigitte Laule-Detzer ist seit sechs Jahren die Direktorin des Museums und gleichzeitig Vorsitzende des Imkervereins Hohberg. Immer mehr Frauen widmen sich der Imkerei, erzählt sie. Dabei war dies eigentlich viele Jahre lang eine Männerdomäne.
Die Holztreppe nach oben knarzt und an den Wänden ist das Bienenjahr in anschaulichen Bildern zu sehen. „Schützt die Bienen – die Bienen erhalten die Natur”, es ist ein altes Schild und doch so aktuell wie nie. Betritt man das Museum, fällt der Blick erst einmal auf ein Fenster. Dort steht ein Schaukasten. In ihm lebt ein Bienenvolk. Durch einen Schlitz im Fensterbrett fliegen sie ein und aus. Was für ein Gewusel. Oh, da ist die Königin. Sie ist mit einem grünen Punkt gekennzeichnet. Und dort schlüpft eine neue Biene. Lange könnte man dort verweilen und immer wieder was Neues sehen. Warum tänzelt denn diese Biene? Warum gibt es faule Bienen – schließlich gilt die Biene doch als sehr fleißig. Wo sammelt die Biene ihren Nektar? Was füttert man einer Biene? Wie weit fliegt eine Biene? Wie kommt der Honig aus der Wabe ins Glas? Alles Fragen, die Brigitte Laule-Detzer gerne beantwortet. Mit Herzblut ist sie Imkerin und teilt gerne ihr Wissen mit den Besucherinnen und Besuchern.
Besonders viel Spaß macht das Schleudern an den verschiedenen Honigschleudern aus unterschiedlichen Jahren. Von der Geschichte der Imkerei bis hin zur Arbeitsteilung der Bienen erzählen die zahlreichen Ausstellungsstücke, aber auch Tafeln und Bilder. Sogar Wilhelm Busch hat eine ganze Reihe den Bienen und dem Honig mit zahlreichen guten Ratschlägen und Ermahnungen gewidmet: „Die Kinder blühen wie die Veilchen an jedem ihrer Körperteilchen, der Hans gedeiht und auch Mariechen, die täglich tüchtig Honig kriegen.”
Einzigartig sind die Maltechniken auf den Bilderplatten. Auf der einen Seite des Museums ist auf einer Höhlenmalerei zu sehen, wie eine Steinzeitfrau zu einer Honigwabe klettert. Auf der anderen Seite steht ein Bienenhäuschen. Poesie und Wissenschaft finden ihren Raum auf dem Dachboden neben dem heiligen St. Ambrosius, verschiedenen Bienenkörben und Betriebsgeräten. Die ganze Welt der Bienen auf einem Raum. Faszinierend!
Die Bienenkönigin ist mit einem grünen Punkt markiert.
Ausgebaut hatte ihr Vorgänger Paul Zimmermann das
Ganze zusammen mit Mitgliedern des Imkervereins, erklärt Brigitte Laule-Detzer. Gerne macht sie auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten, ein Anruf genügt. Und nach dem Besuch lädt das Café Feißt zu Kaffee und Kuchen ein. Wer mag, kann es sich auch im Gasthof Linde oder in dessem Biergarten direkt hinter dem Rathaus gemütlich machen. Das Rathaus ist aber genauso ein Ausgangspunkt für zahlreiche schöne Familienwanderungen. Ein Schlosspark lädt zum Verweilen ein, und ein Rundgang durch den Ort zeigt die bewegte Vergangenheit.
Busse der SWEG und TGO fahren vom Bahnhof Offenburg bis vor die Tür, Haltestelle Diersburg, Rathaus. Es gibt genügend Parkmöglichkeiten für das Auto. Das Museum ist geöffnet von Mai bis November jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung mit  Brigitte Laule-Detzer, Telefon 07808/3624.