Land und Leute | 14. Juli 2016

Tolle Karossen – mal alt, mal ferngesteuert

Von Christa Maier
Fahrzeugbegeisterte kommen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald auf ihre Kosten: In Kirchzarten locken Oldtimerautos und -motorräder in das Museum Volante. In Löffingen gilt es, ferngesteuerte Mini-Cars über die abwechslungsreiche Geschicklichkeitsstrecke von „Fahrwerk” zu lotsen.Tatsächlich: In Freiburg war einmal eine Schmiede luxuriöser Sportwagen und flotter Motorräder angesiedelt. Heute lockt das Oldtimermuseum Volante ins benachbarte Kirchzarten und erinnert an Zeiten, als der Freiburger Flugplatz noch als Rennstrecke diente.
Die Brüder Ludwig und Anton Weber nahmen es nach dem ersten Weltkrieg einige Zeit mit den Großen der Automobilszene, wie Maybach, Mercedes und Horch, auf. Allerdings mit wenig Erfolg. Mehr Glück hatten sie dagegen mit der Produktion von Motorrädern der Marke LUWE, mit denen etliche Rennerfolge erzielt wurden.
Die ehemalige Tennishalle, deren ungewöhnlich robuste Stahlkonstruktion schon auf den ersten Blick auffällt, ist seit Oktober 2015 nicht nur eine Herberge für Edel-Karossen, sondern zusammen mit der Gastronomie Mangusta auch eine Eventlocation der Sonderklasse.  Das einzigartige Oldtimermuseum lässt sich zu einer Eventfläche mit bis zu 600 Quadratmetern umbauen.  45 Fahrzeuge, davon 20 Leihgaben, werden einzeln in Szene gesetzt. Der Eigentümer des Museums, Martin Waltz, hat seinen Beruf als Facharzt für Orthopädie längst zur Verwirklichung seines Lebenstraums aufgegeben. Seine Leidenschaft für Oldtimer wurde  mit 19 Jahren geweckt, als er sich mit geliehenen 200 Mark einen Ponton Mercedes-Benz 200 S zulegte. „Als langhaariger Student mit einem Mercedes herumzudüsen, den damals in erster Linie Geschäftsleute fuhren, das hatte etwas”, lacht er. Mehreren „alten Kisten” half er fortan wieder auf die Sprünge und erntete dafür so manchen Spott von Bekannten, die längst die Vorteile der modernen Automobiltechnik nutzten. Erst die Finanzkrise, als die Leute auch wieder in alte Fahrzeuge investierten, bestätigte ihm, alles richtig gemacht zu
haben.
Museumsbesitzer Martin Waltz kennt die Geschichte aller seiner Schätzchen. Im Bild das Horch 853 Sport Cabriolet, das Kronprinz Olav von Norwegen bei der Siegesparade 1945 in Trondheim fuhr.
Ende der 90er-Jahre legte er sich das erste Vorkriegsauto zu, seither schraubt er nur noch an alten Fahrzeugen. Aber nicht jedes alte Exemplar ist für ihn interessant: Die Luxusklassen des französischen Karosseriebauers Vanvooren aus Paris haben es ihm besonders angetan. Vanvooren war Lieferant für die Luxusmarken Bugatti, Hispano-Suiza, Delage und Voisin sowie  Hauptproduzent von französischen Karosserien für Rolls-Royce und Bentley. „Sein handwerkliches Geschick hat mich total begeistert”, begründet Waltz seine Leidenschaft für die Edelkarossen. Dass die ausgestellten acht Wagen dieser Manufaktur aus den Jahren 1911 bis 1950 das Volante zur größten Sammlung dieser automobilen Edelsteine weltweit machen, darauf darf Waltz zu Recht stolz sein. Die faszinierende Geschichte jedes einzelnen Wagens lässt der Oldtimer-Enthusiast bei seinen Führungen aufleben. Ältestes Exemplar mit einer Karosserie aus der französischen Manufaktur ist der Panhard Levassor aus dem Jahre 1911, der noch stark an den Kutschenbauer Vanvooren erinnert. Der Wagen, der sofort startklar ist, trägt immer noch sein Originalkleid. Überhaupt sind alle Fahrzeuge bis auf wenige Ausnahmen, deren Innerstes zu Anschauungszwecken freigelegt wurde oder die die Zerstörung und den Neuanfang Freiburgs anschaulich demonstrieren, fahrbereit.
Perfekt in Szene gesetzt ist auch der Hispano-Suiza K6 von 1937, den die Vanvooren-Karosserie ebenfalls zu einem Einzelstück machte. „Erstbesitzer war der französische Kriegsminister Raoul Dautry, der nach der Befreiung von den Deutschen Wiederaufbau- und Atomenergieminister im Kabinett de Gaulle wurde”, verrät Waltz über den Vorbesitzer. Eines von fünf Coupés auf Bentley-Chassis, für die Vanvooren das Blechkleid  kreierte, steht ebenfalls im Volante.
Außerhalb des exklusiven Vanvooren-Bereichs ziehen weitere Besonderheiten  die Blicke auf sich, wie ein Horch 853 Sport Cabriolet, Baujahr 1937. Die Erstauslieferung des heute im erstaunlich guten Originalzustand befindlichen Wagens  ging an den deutschen Konsul Holm in Norwegen. Auf der Siegesparade in Trondheim 1945 fuhr Kronprinz Olav in dem offenen Horch durch die Menschenmenge.
Ein Bereich ist der Zerstörung, der Zeitenwende und dem Neuanfang in Freiburg gewidmet: Vor dem Bild der zerstörten Breisgau-Metropole stehen drei Fahrzeuge, deren Zustand die damalige Not unterstreicht. Auch an die Bergrennen am Freiburger Hausberg wird mit zwei Adler-Motorrädern und entsprechenden Informationen erinnert. „Die Rennen wurden in erster Linie wegen der enormen Geschwindigkeiten und der Unfallgefahr und nicht aus Naturschutzgründen eingestellt”, dessen ist sich Waltz sicher.  Einen weiteren Schwerpunkt bilden italienische Supersportwagen der 60er- und 70er-Jahre. 14 sportliche Italiener der Marken Ferrari, Maserati, Lamborghini oder De Tomaso glänzen zwischen BMW, Porsche oder Aston Martin. Auch zu diesen Exemplaren gibt es interessante Geschichten, wie beispielsweise zum Ferrari 365 GTS/4 Daytona Spider, Baujahr 1969: Er hatte mit Carlo Ponti, Ehemann von Sophia Loren, einen prominenten Besitzer. Auch Sänger und Gitarrist David Gilmour von der Band Pink Floyd saß einige Zeit am Steuer des 352-PS-Boliden.
Öffnungszeiten: Mai bis September: Donnerstag von 14 Uhr bis 22 Uhr und Sonntag von 10 Uhr bis 18 Uhr; Oktober bis April: Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Eintrittspreise: Erwachsene 8 Euro, Jugendliche von 11 bis 17 Jahren 4 Euro; Gruppentarif ab 15 Personen 6 Euro, Familienkarte 16 Euro.
Anfahrt: Kirchzarten liegt an der  B 31 Freiburg-Donaueschingen. Parkplätze vorhanden. Vom Bahnhof Kirchzarten 15 Minuten Fußweg zum Museum.  
Info zum Museum: Telefonnummer  07661/9081840, www.museum-volante.de
Kleine Flitzer
Die  neu angelegte Rennstrecke im „Fahrwerk” in Löffingen sorgt für heiße Reifen:  Dort  flitzen Elektroautos mit Vollgas durch Steilkurven, über Hügel und Brücken. Mit Sand gefüllte Feuerwehrschläuche dienen als Streckenbegrenzung. Die insgesamt 16 Mini-Cars, davon zwölf Renn- und vier Geländewagen im Maßstab 1 : 10, können durch ihre robuste Bauart selbst schwierigste Hindernisse überwinden. Nicht immer kommt es auf die Geschwindigkeit an, wie die kleinen und großen „Rennfahrerinnen und Rennfahrer” auf der Geschicklichkeitsstrecke zeigen.   Wer eine  Fernsteuerung bedienen will, muss mindestens acht Jahre alt sein (in Begleitung eines Erwachsenen).   Der abwechslungsreiche Streckenuntergrund mit Kunstrasen, Asphalt, Schotter oder Naturboden steigert nicht nur das Fahrvergnügen, sondern fordert auch das Können. Und ganz wie bei echten Rennen gibt es auch die Boxenstopps. Von einer Holztribüne aus können Besucherinnen und Besucher die Rennszene beobachten oder ihre Favoriten anfeuern.
Keine Frage, Papa springt gern mal ein, wenn die Tochter es zulässt, danach darf er ihr die Fernbedienung aber auch gern wieder zurückgeben.
Während die kleinen Hamiltons, Vettels oder Galicas sich auf der 150 Meter langen Rennstrecke oder dem 40 Meter langen Geschicklichkeitsparcours „austoben”, können ihre Eltern auf der Sonnenterrasse des Cafés direkt an der Strecke eine Schlemmerpause einlegen. Mit viel Eigenleistung haben Frank und Saskia Wider die neue Attraktion vor ihrem Café „Naschwerk” am Bittenbach in Löffingen geschaffen. Da lag es nahe, der Rennstrecke in Anlehnung an den Gastronomiebetrieb den Namen „Fahrwerk” zu geben. Die Miniboliden samt Fernbedienung und vollem Akku, der rund eine halbe Stunde hält, können im Café ausgeliehen werden.  Auch Besucherinnen und Besucher  mit eigenen Elektrofahrzeugen können die Anlage nutzen – allerdings nur außerhalb der üblichen Öffnungszeiten oder wenn wenig Betrieb herrscht.
Der Parcour ist täglich, außer donnerstags, bei trockenem Wetter von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Ausleihpreise: Die erste Ausleihung kostet 8 Euro, jede weitere Ausleihung am gleichen Tag 6 Euro. Das „Fahrwerk” kann mit der Hochschwarzwald Card kostenlos genutzt werden.
Anfahrt: Löffingen, Bei der Kirche 8 (direkt neben dem öffentlichen Kinderspielplatz). Vom Bahnhof Löffingen sind es entlang der Kirchstraße rund acht Minuten Fußweg.
Info: Telefon 07654/806726 www.cafenaschwerk.de/ Fahrwerk.html
 
Fahrpläne für Bus und Bahn: www.efa-bw.de