Land und Leute | 12. August 2015

Urlaub bei uns: Drehende Mühlräder und spannende Felsen

Von Sylvia Pabst
Im Zweitälerland, sprich im Elztal und im Simonswäldertal rund um Waldkirch, lässt es sich prima wandern und dabei Mühlen erkunden oder den mystischen Siebenfelsen entdecken.
Im Tal der Wilden Gutach: Zwei Mühlen beieinander: Im kleinen Gebäude links ist eine Getreidemühle, im Untergeschoss des sehr alten Holzhauses rechts eine Ölmühle untergebracht.
An plätscherndem bis rauschendem Wasser vorbei, mal durch Wiesen, mal durch den Wald, immer mal wieder bergauf und bergab, Vogelgezwitscher inklusive, mal muhen Kühe, mal meckern Ziegen oder blöken Schafe entlang des Wegs, mal geht’s über verwunschene Pfade, aber auch mal ein Stück Forst- oder Asphaltweg entlang: Der Mühlenwanderweg Simonswald ist abwechslungsreich und führt entlang der Haslach und der Wilden Gutach an sechs, wahlweise sieben, Mühlen vorbei zurück zum Ausgangspunkt am Festplatz mitten im Ort.Der Rundweg erstreckt sich auf etwa zehn Kilometer Länge und der Anfang ist prima per Bus erreichbar. Die Linie 7272 verbindet Furtwangen mit Bleibach beziehungsweise Waldkirch, Ausstieg in Simonswald ist die Haltestelle Rathaus. Wer sich vor dem Start dort noch mit Proviant versorgen möchte, ist in der wenige Schritte entfernten Bäckerei genau richtig, die knusprigen Brezeln lassen selbst schwäbische Herzen höher schlagen. Dann kann’s auf selber Straßenseite losgehen. Wieder an der Haltestelle vorbei, sind es nur ein paar Meter zum Fest- oder Sägplatz linkerhand, der auch als Parkplatz genutzt wird. Am Rand stehen direkt nebeneinander die Schloss- und die Kronenmühle. Letztere war bis in die 1950er-Jahre in St. Märgen in Betrieb, später fand sie liebevoll restauriert ihren heutigen Platz. Ihre Nachbarin, die Kronenmühle, zählt zu den ältesten Mühlen im Tal, in der einst auch Brot und Wein verkauft werden durften. Sie wurde ab 2004 am Sägplatz wieder aufgebaut.
Zurück an der Talstraße, gilt es diese zu überqueren und wenige Meter nach links zu gehen, bevor rechterhand ein Sträßchen abzweigt, das gleich wieder rechts in einen Fußweg mündet: Auf geht’s ins Haslachtal. Die gesamte Strecke ist sehr gut mit dem Mühlenwegzeichen ausgeschildert. Vorbei an der unterhalb des Wegs gelegenen Mühle des Vitztiner Hofs, die für dessen Stromversorgung sorgt, folgt kurz darauf die eher unauffällige Schwanenmühle.  Der Weg führt anschließend durch den Wald.
Sehr hübsch gelegen ist die Mühle unterhalb des  Wehrlehofs. Sie ist öffentlich zugänglich und wer will, kann dort  Selbstgemachtes wie Marmelade oder Kerzen erstehen.
Im weiteren Verlauf nähern wir uns dem Tal der Wilden Gutach. In der Ölmühle mit ihrem unterschlächtigen Wasserrad gibt es donnerstags und samstags im Zeitraum von 10 bis 15 Uhr Führungen. Dort wird auch Walnussöl angeboten. Wer jetzt noch nicht genug hat, kann auf dem weiteren Weg einen Abstecher zur Sägmühle im Etterbachtal machen, was die Tour um etwa drei Kilometer verlängert. Für alle anderen führt der Weg meist an der Wilden Gutach entlang gemütlich zurück zum Ausgangspunkt.   Ganz Unermüdliche locken hier ein Minigolf- und ein Spielplatz, auch gibt es einen Kiosk. www.zweitaelerland.de
 
Der liebe Gott – ein Badner?
Ein Ort, der ganz schön was zu staunen bietet – kein Wunder bei diesem ungewöhnlichen Namen: Yach. Schon die Aussprache des zu Elzach gehörenden Dorfs  ist eine kleine Herausforderung. Ein Ypsilon am Wortanfang – soll das wie ein Ü oder doch eher wie ein I klingen? Einheimische schütteln ob dieser Überlegung
Viele Rätsel ranken sich um den Siebenfelsen oberhalb von Yach. Neben der erkundenswerten Felsformation laden Tisch und Bänke zum Picknick ein.
mit dem Kopf. Für sie ist die Sache klar: Wie Äeich muss es sich anhören, dann passt’s.
Vortrefflich streiten ließe es sich noch darüber, wo dieser Name mit dem seltenen Anfangsbuchtstaben  herkommen mag. Bedeutet Yach so viel wie „Eibenwasser”? Oder lässt sich das Ypsilon von Landschaftsformen ableiten, da die Bäche, die den Vorder- und den Hinterzinken hinabfließen, sich im Ort treffen und damit die Gestalt des Buchtstabens nachzeichnen? Wie auch immer, am nettesten klingt eine Legende, nach der der liebe Gott am Ende der Schöpfung auf den nahegelegenen Hörnliberg stieg. Was er beim Blick nach unten  sah, gefiel ihm wohl, denn als er nach links zeigte, soll er gesagt haben „Dort blieb ich”, was sich heute im Ortsnamen Bleibach (alem.: Bliebich) spiegelt. Beim Blick nach rechts sollen seine Worte „des ghert äeich” (das gehört euch) gewesen sein – womit wir  wieder beim Ortsnamen Yach wären.
Doch damit nicht genug der Besonderheiten, die sich hier bieten. Sehenswert ist auch der Siebenfelsen – eine Gesteinsformation, die aussieht, als habe ein Riese ein Steinmännchen gebaut. Ein schöner Weg, der Wäldersteig, schlängelt sich nahe dem Schneiderhof vorbei an plätscherndem Wasser hoch zu dieser angeblich einst keltischen Kultstätte. Vielleicht wurde dort auch Recht gesprochen – Vermutungen gibt es einige. Sicher dürfte sein, dass das Gestein Granit ist, der seinen Ursprung tief unter der Erde hat und durch Erdbewegungen, Wind und Wetter freigelegt wurde.
Nach einer Pause, vielleicht mit ein wenig Klettern oder einem Picknick, führt der Pfad vorbei an bemosten Steinen durch einen verzaubert wirkenden Wald bergauf zur Stelle „Am Schlagbaum” und von dort eben bis  steigend zum Gasthaus Schwedenschanze. Hier lässt es sich am Wochenende und feiertags ab 12 Uhr prima vespern und die Aussicht genießen, bevor es über Singlet-Baschg und schließlich ein Stück über den Hirten- beziehungsweise den Brotweg hinab zurück zum Schneiderhof geht, der neben der Mutterkuhhaltung übrigens ein Rotwildgehege betreibt. Hier endet die etwa zwölf Kilometer lange Runde.
Die Vesperstube des Schneiderhofs hat Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen bis 20 Uhr geöffnet.
 
Heimatmuseum
Wer mit dem Bus anreist, sollte bedenken, dass sonntags die Buslinie 7206 nur viermal Yach vom Elzacher Bahnhof aus bedient. Ausstieg wäre dann am Rebstock, von dem es über den Vorderzinken gut zwei Kilometer bis zum Schneiderhof sind. Wer mit dem Auto kommt, kann beim Schneiderhof parken.
Übrigens: In Yach gibt es auch ein Heimatmuseum. Es hat sonn- und feiertags von 15 bis 17 Uhr geöffnet und zeigt die Geschichte des Orts und Veränderungen in Land- und Forstwirtschaft.
www.schaenzle.com
www.schneiderhof-yach.de