Politik | 18. Januar 2024

Traktoren und Transporter Seite an Seite

Von AgE/rm
30000 Teilnehmer mit rund 10000 Fahrzeugen hatten sich laut Schätzungen des Deutschen Bauernverbands am Montag im Zentrum Berlins versammelt. Es galt, zum Abschluss der Aktionswoche im ganzen Land nochmals geballt gegen die Sparpläne der Bundesregierung zu demonstrieren.
Die Südbadener machten bei der Großdemonstration in Berlin gebührend auf sich aufmerksam.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, forderte bei  der Kundgebung erneut,  die Streichung der Agrardieselbeihilfe vollständig zurückzunehmen.
Rukwied: „Fauler Kompromiss”
Die entschärften Sparpläne der Regierung bezeichnete Rukwied einmal mehr als „faulen Kompromiss”. Die Regierung habe es in der Hand: Ziehe sie die Agrardieselpläne zurück, seien die Traktoren wieder runter von der Straße.
Rukwied bezeichnete die bislang größte Demonstration  gegen die Sparpläne als weiteres wichtiges Signal an die Berliner Politik, endlich einen Kurswechsel vorzunehmen. Es gehe letzten Endes um die Sicherstellung der Versorgung mit heimischen Lebensmitteln.
Die entschärften Sparpläne der Regierung bezeichnete DBV-Präsident Joachim Rukwied einmal mehr als „faulen Kompromiss”. Die Regierung habe es in der Hand: Ziehe sie die Agrardieselpläne zurück, seien die Traktoren wieder runter von der Straße.
Bei der zweiten Großdemo des Deutschen Bauernverbandes (DBV)  innerhalb weniger Wochen  gab es Unterstützung vom Transportgewerbe mit zahlreichen Fahrzeugen. „Unserer Branche reicht es auch”, so Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), bei der Kundgebung in Berlin.
Neben dem Transportgewerbe hatten sich auch Handwerkerorganisationen beteiligt, beispielsweise das Bäckerhandwerk.
Lindner ausgebuht
Bundesfinanzminister Christian Lindner, dessen Ansprache von anhaltenden Buh-Rufen und Pfiffen begleitet wurde, bekräftigte auf der Großkundgebung vor dem Brandenburger Tor den Beschluss, die Agrardieselvergünstigung in drei Jahresschritten abzubauen. Der FDP-Politiker bot zugleich an, den Betrieben entgegenzukommen und Belastungen an anderer Stelle zu reduzieren.
Die Bundesregierung wird keine weiteren Abstriche an ihren Sparplänen zu Lasten der Landwirtschaft machen:  Bundesfinanzminister Christian Lindner, dessen Ansprache  von anhaltenden Buh-Rufen und Pfiffen begleitet wurde,  bekräftigte auf der Großkundgebung  vor dem Brandenburger Tor  den Beschluss, die Agrardieselvergünstigung in drei Jahresschritten abzubauen. Er begründete das mit den dringend notwendigen Einsparungen, zu denen auch die Bauern einen Beitrag leisten müssten.
Der FDP-Politiker bot zugleich an, den Betrieben entgegenzukommen und Belastungen an anderer Stelle zu reduzieren. Konkret stellte Lindner in Aussicht, die Tarifglättung bei der Einkommensteuer nun doch zu entfristen und die Einführung einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage zu prüfen. Offen zeigte sich der Minister für die Forderungen nach Bürokratieabbau. Er sprach sich dafür aus, planbare Perspektiven für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu schaffen, Auflagen für die Tierhaltung zu durchforsten, an Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse festzuhalten und auf die obligatorische Stilllegung von vier Prozent im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu verzichten.
Theresa Schmidt, die Vorsitzende vom Bund der Deutschen Landjugend (BDL),  forderte  auf der Protestkundgebung Bundesfinanzminister Christian  Lindner nachdrücklich auf, sich zu bewegen. Andernfalls werde es der FDP so ergehen wie dem Ackerbau, sie werde „mit vier Prozent stillgelegt”.AgE/rm
Rund 150 Südbadener vom BLHV in Berlin dabei
Pius Probst ist aus dem Kaiserstuhl mit dem Traktor nach Berlin gekommen. Unterstützt wurde er von Mayer Landmaschinen. Mit einer brennenden Kerze als Zeichen der Hoffnung ging es am Freitagabend los, am Montag um 3.30 Uhr war Ankunft in Berlin.
Der BLHV hatte Busse organisiert, um rund 150 Bäuerinnen und Bauern aus Südbaden zur erneuten Großdemo innerhalb weniger Wochen in Berlin zu bringen. Alle waren sehr beeindruckt vom großen Gemeinschaftsgefühl unter den Berufskolleginnen und Berufskollegen aus ganz Deutschland. Unterschiedlich beurteilten die Teilnehmer, was man an Ergebnissen von der Demo mitnehmen kann.
Hier einige Stimmen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Südbaden: Felix, angehender Landwirt und Hofnachfolger aus Stegen, geht mit gemischten Gefühlen heim: „Es war beeindruckend, wie viele Leute, Landwirte da waren... aber es kommt nichts Klares auf den Tisch, das ist bedrückend.” Er kam nach Berlin, um sich für seine Zukunft einzusetzen und wünscht sich klare Ergebnisse für die Bauern von  der Regierung.
Merlin aus dem Kaiserstuhl ist beeindruckt von der Solidarität der Bevölkerung mit den Landwirten.
Stephanie aus Oberkirch ist froh, ein Zeichen gesetzt zu haben: „Wir sind auf dem Weg und wir machen weiter.”
Michael Fröhlin,  BLHV-Vorstandsmitglied und Müllheimer Kreisvorsitzender: „Wir waren einheitlich unterwegs bei der Stimmungslage, egal ob Applaus oder Buh. Klare Worte sind gefallen, wir haben harte Reden gehört. Aber was dabei rauskam,  ist mir noch zu wachsweich. Es gilt jetzt erstmal die Abstimmung mit dem DBV-Präsidenten  abzuwarten und sich nicht auf einen Kuhhandel einzulassen. ... Was Lindner gesagt hat, betrifft nicht sein Ressort. Versprechen kann er ja viel. Wir wollen vorher nicht einknicken.”
Martin Linser, BLHV-Vizepräsident und Freiburger Kreisvorsitzender, hat  als  Reiseleiter des BLHV fungiert: „Es hat keiner damit gerechnet, dass so viele Leute da sind ...  Es war wie eine riesige Bauernparty mit Versorgung, allem drum und dran. Ich habe auch von einigen gehört, dass sie die Grüne Woche nutzen, in Berlin bleiben, um  auf sich aufmerksam zu machen.”