Betrieb und Wirtschaft | 25. Juni 2020

Tönnies-Malaise schockt Markt nicht

Von der BBZ-Redaktion
Der Corona-Ausbruch am Stammsitz der Firma Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück bleibt zunächst ohne größere Folgen für den Schweinemarkt.
Im größten Schweineschlachtbetrieb in Deutschland wird wegen Corona-Nachweisen bei inzwischen über 1500 Mitarbeitern seit Donnerstag vergangener Woche nicht mehr geschlachtet. In dem Schlachthof werden normalerweise wöchentlich rund 140.000 Schweine geschlachtet und zerlegt, also jedes siebte Schwein in Deutschland.
Die genossenschaftliche Westfleisch, Tönnies und der Geflügelfleischkonzern PHW-Gruppe wollen nach eigener Ankündigung künftig auf Werkverträge verzichten.

Zwar sollen schlachtreife Tiere an die anderen Unternehmensstandorte von Tönnies in Sögel in Niedersachsen und Weißenfels in Sachsen-Anhalt umgeleitet werden, doch dies dürfte allein nicht reichen; andere Schlachter müssen einspringen. Sollte die Betriebsschließung länger dauern, ist ein Rückstau zu befürchten.
Der Markt nimmt die Schließung bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe am Mittwoch recht gelassen auf: Die Überhänge am Lebendmarkt fallen kleiner aus als befürchtet, die Nachfrage ist gut. Der Vereinigungspreis der Erzeugergemeinschaften wurde am Mittwoch bei 1,66 Euro/kg Schlachtgewicht auf Vorwochenniveau notiert.
Auch in anderen Ländern macht sich der Tönnies-Ausfall bemerkbar. Danish Crown (DC) mutmaßte, dass es durch den Wegfall der Zerlegungskapazitäten weniger schieres Schweinefleisch – sprich Fleisch ohne Knochen und Fett – geben könnte. Dagegen dürfte das Angebot an Fleisch mit Knochen zunehmen, weil andere Schlachthöfe in Deutschland mehr schlachten und bei begrenzten Zerlegekapazitäten Ware zum Entbeinen woandershin verkaufen wollen.
Das Tönnies-Tochterunternehmen Tican Fresh Meat in Dänemark gab bekannt, vorübergehend keine dänischen Sauen sowie Bioschweine mehr anzunehmen. Ein Großteil der geschlachteten Sauen werde zur weiteren Verarbeitung nach Rheda-Wiedenbrück geschickt, nun müsse nach alternativen Verarbeitungsstandorten gesucht werden.
Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, hat an die Fairness der Schlachtunternehmen appelliert, den coronabedingten Anlieferungsstopp bei Tönnies nicht für eine Senkung der Schlachtschweinepreise zu missbrauchen.