Thurgauer Walnussproduktion kommt in Fahrt
Der Kanton unterstützte unter anderem die Pflanzung von über4000 Nussbäumen. Es entstanden die Organisationen IG Baumnussproduzenten, das Produktezentrum Nüsse und 2019 die Nuss Thurgau AG. Letztgenannte will insgesamt 32 Hektar vermarkten. Die diesjährige Gesamternte liegt bei rund acht Tonnen und soll sich bis zum Jahr 2030 auf rund 100 Tonnen steigern.
Sechs Walnussanbauer haben für die in Hörhausen vorgestellte Anlage 250000 Franken als Aktienkapital und ein weiteres Darlehen anteilsmäßig zur Anbaufläche als Startkapital zur Verfügung gestellt. Für rund 400000 Franken wurden Gerätschaften für die Aufarbeitungslinie angeschafft und in der angemieteten offenen Halle der Nussbaumschule von Heinrich Gubler installiert.
- In einer Waschtrommel werden die maschinell geernteten Nüsse vom gröbsten Schmutz gereinigt und gelangen dann in den Steinseparator, wo sie auf dem Wasser schwimmen und die Steine herausfallen.
- In der Enthüllungsmaschine werden die Walnüsse mit Frischwasser gewaschen und die grünen Außenschalen durch Bürsten und mechanische Hilfsmittel entfernt.
- Von dort gelangen sie in ein Separiergebläse, in dem die leichten, kernlosen Nüsse durch Luftverwirbelungen ausgesondert werden.
- Auf dem Verleseband wird die schlechte Ware von Hand aussortiert, ehe die sauberen Walnüsse über ein Schrägförderband in die Etagentrocknungsanlage gelangen.
- Über einen 400-kW-Wärmetauscher der Holzschnitzelheizung des Wärmeverbundes Hörhausen wird 15 Grad warme Luft in die Trocknungsanlage geblasen, wo die Nüsse drei Tage bleiben.
- Zum Schluss wird ein weiterer Separator durchlaufen und in der Kalibrierwalze erfolgt die Sortierung nach Größe.
- Im Zentrum Sommeri werden die Nüsse letztendlich von Menschen mit Handicap verpackt.
„Die Erzeugung in der Schweiz ist zweieinhalb bis dreimal teurer als das Weltmarktniveau. Das ist bei Produkten ohne Grenzschutz relevant ”, rechnete Christof Gubler vor. Er verwies darauf, dass bis zu 90 % der ganzen Nüsse aus Frankreich kommen.
Weil es jedoch in der Schweiz eine Nachfrage nach regionalen Produkten gibt, kann er sich vorstellen, rund 20 % vom gesamten Import der ganzen Nüsse abzuschöpfen. Bei Nusskernen erwartet er lediglich einen Anteil von sieben Prozent, da die Schweiz bei deren Produktion etwa viermal teurer sei als globale Anbieter und insbesondere Moldawien mit einem Importanteil von rund 25 % sehr viel günstiger liege.
Gubler warnt davor, noch mehr Nussplantagen in der Schweiz zu setzen, „sonst kannibalisieren wir uns selbst”. Der Direktvermarkterpreis pro Kilogramm liegt im Thurgau bei 14 Franken, Produzenten der Nuss Thurgau AG bekommen acht Franken für das Kilo ausbezahlt.
Im Thurgau wird überwiegend die kalifornische Sorte Lara gepflanzt. In Amerika wird sie allerdings nicht angebaut, weil sie in Europa das bessere Klima vorfindet. Sie gehört zu den ertragreichsten Sorten und weist fast keine Bitterstoffe auf. „Diese Nüsse können auch Leute essen, die nach dem Konsum von herkömmlichen Sorten Entzündungen im Mund bekommen”, betont der Nusspionier Heinrich Gubler.