Politik | 05. August 2021

Taten statt Worte von Aldi gefordert

Von AgE
Die Ankündigung von Aldi, bis 2030 bei Frischfleisch vollständig auf besonders tierwohlgerechte Haltung in den Stufen 3 und 4 umzustellen, bedürfe dringend der Klärung offener Fragen, wie die Umsetzung erfolgen solle. Darauf machen mehrere Branchenverbände aufmerksam.
Notwendig seien „ein klares Signal und mehr Vertrauensbildung in die Landwirtschaft”, so die Botschaft der drei Branchenverbände DBV, DRV und BRS an Aldi.
Taten statt Worte fordern der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) vom Einzelhandelskonzern Aldi. „Die Tierhalter brauchen Antworten, wenn sie diesen Weg mitgehen sollen”, heißt es in einem Schreiben der Präsidenten von DBV und DRV, Joachim Rukwied und Franz-Josef Holzenkamp, von DBV-Veredelungspräsident Hubertus Beringmeier sowie dem stellvertretenden BRS-Vorsitzenden Paul Hegemann an die Geschäftsführungen der Unternehmensgruppen Aldi Nord und Aldi Süd.
Bereitschaft signalisiert
Darin betonen die Verbandsspitzen die Bereitschaft der Tierhalter für eine Weiterentwicklung der Haltungsbedingungen. Das gelte auch für die von Aldi in Aussicht gestellten Ziele. Wenn dieser angestrebte Weg ernsthafte Chancen auf Realisierung haben solle, bedürfe es aber langfristiger Planbarkeit, Verlässlichkeit und weiterer Weichenstellungen, „die nur gemeinsam mit der Erzeugerseite erfolgen können”, so die Branchenvertreter. Notwendig seien „ein klares Signal und mehr Vertrauensbildung in die Landwirtschaft”. Andernfalls verfestige sich der Eindruck, „dass dieses Tierwohlversprechen vorrangig dem öffentlichen Erscheinungsbild dienen soll”. Daher sei es zwingend geboten, den Branchenverbänden der Tierhaltung kurzfristig Antworten auf offene Fragen zu geben und dazu ein direktes Gespräch zu führen.
Nicht nur Frischfleisch
In dem Schreiben werden fünf Themen genannt, die dringend der Klärung bedürften. So sei nicht nachvollziehbar, dass nur Frischfleisch aus besonders tierwohlgerechter Haltung vermarktet werden solle. Da ein erheblicher Anteil des Schlachtkörpers und damit der Wertschöpfung inVerarbeitungsware gehe, sei es nachhaltiger, möglichst alle Fleischerzeugnisse einzubeziehen.
Offen ist den Branchenverbänden zufolge ferner, wie die Haltungsstandards und die Herkunftskennzeichnung durchgängig sichergestellt und wie dabei mit ausländischen Waren verfahren werden solle. Nicht sachgerecht wäre es laut den Verbänden, die höheren Anforderungen nur an Masttiere zu stellen. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit müssten stattdessen auch Aufzucht und Muttertiere, also insbesondere Sauenhaltung und Ferkelaufzucht, einbezogen werden.
Für gemeinsames Vorgehen
Völlig unklar sei bislang auch, wie die Preisbildung und das Vertragsmodell für Fleisch der Haltungsstufen 3 und 4 aussehen sollten. Hierzu brauche man ebenso dringend Informationen wie zu einer möglichen Ausweitung der Initiative auf den gesamten Lebensmitteleinzelhandel. In diesem Zusammenhang sprechen sich die Verbandsvertreter für ein gemeinsames Vorgehen mit anderen Marktbeteiligten aus.