Sturmschäden durch "Sabine" - eine explosive Mischung
Typische Anzeichen eines Befalls sind beispielsweise braunes Bohrmehl, Harzausfluss, vom Specht abgeschlagene Rinde sowie später auch Nadelverfärbungen und -verluste.
Infolge der Orkane „Burglind” und „Friedericke” 2018 und der darauffolgenden Dürrejahre 2018/2019 haben sich ausgesprochen hohe Käferdichten aufgebaut. Das Sturmholz durch „Sabine” bietet den Schädlingen erneut ideales Brutmaterial. Es drohen enorme Schäden. Deshalb geht es jetzt darum, den Käfern so weit wie möglich bruttaugliche Hölzer zu entziehen. Bei den Aufräumarbeiten sollte Folgendes beachtet werden:
Konzentration der Arbeit auf Fichten – aber auch Weißtannen sind betroffen.
Zuerst Dimensionen mit einem Durchmesser größer als 20 cm in Brusthöhe in Angriff nehmen.
Einzelbäume und kleinere Sturmflächen gegenüber größeren vorziehen. Denn dort wird das wenige Brutmaterial schneller aufgebraucht, weshalb die Käfer dort früher zu einem Stehendbefall übergehen und damit zur Gefahr für den umliegenden Wald werden.
Mit dem Ausflug der überwinternden Elternkäfer zur Anlage der Brut der ersten Generation 2020 muss ab April gerechnet werden. Bis dahin noch nicht aus dem Wald gebrachte Sturmhölzer bieten hierfür ideale Voraussetzungen.
Spätestens die im Frühjahr befallenen Sturmhölzer müssen dann unbedingt noch vor dem Ausflug der ersten Käfergeneration, je nach Höhenlage und Wetter Anfang bis Ende Juni, unschädlich gemacht werden. Je höher gelegen der Wald und je kühler und regenreicher das Frühjahr, desto mehr Zeit bleibt.
Unschädlich sind die Sturmhölzer dann, wenn sie nach der Aufarbeitung entweder aus dem Wald gebracht oder entrindet oder gehackt worden sind. Die Holzabfuhr sollte in ein Sägewerk oder in Trockenlager mit einem Mindestabstand von 500 m zum nächsten Nadelwald erfolgen. Letzteres kann in Laubwäldern oder auf Freiflächen verwirklicht werden. Nasslager sind für frische Sturmhölzer eine Alternative, für befallenes Käferholz allerdings betriebswirtschaftlich nicht empfehlenswert. Die Entrindung kommt nur dann in Betracht, wenn noch keine fertig entwickelten Käfer vorhanden sind.
Besteht neben dem Buchdrucker auch eine Gefährdung durch den deutlich kleineren Kupferstecher, sollten unbedingt auch schwache Resthölzer behandelt und das Hackmaterial aus dem Wald gefahren oder mit Folie abgedeckt werden.
Im Notfall kann im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes der Einsatz eines zugelassenen Pflanzenschutzmittels vorgesehen werden. Dies ist aber nur nach Ausschöpfen aller anderen Mittel als letzte Alternative zu erwägen. Befallene Bäume könnten dann auf Holzpoltern an der Waldstraße durch Sachkundige behandelt werden. Diesbezüglich ist im Vorfeld darauf zu achten, dass für Holzpolter die richtigen Orte zum Beispiel mit ausreichendem Abstand zu Gewässern fachgerecht ausgewählt werden.
Sollte das befallene Sturmholz nicht rechtzeitig vor dem Ausflug der ersten Käfergeneration aufgearbeitet werden können, gilt es anschließend, die verbliebenen, noch intakten Nadelwaldbestände in der Nähe von Sturmlücken über die gesamte Vegetationszeit intensiv auf Stehendbefall durch Borkenkäfer zu kontrollieren. Je nach Wetter- und Höhenlage ist dies ab Anfang Juni 2020 notwendig.
Die Aufarbeitung von Schadhölzern auf Sturmflächen bringt große Gefahren mit sich. Deshalb sollte sie nur von ausgebildeten und geübten Personen, die entsprechend ausgerüstet sind, mit Bedacht geplant und professionell durchgeführt werden. Unter Beachtung der Gefährdungsaspekte ist im Einzelfall ein Maschineneinsatz anstelle der motormanuellen Aufarbeitung vorzuziehen. Trotz großer Borkenkäfergefahr gehen der Schutz von Leib und Leben sowie die Sicherheit der Waldbesitzenden und Mitarbeitenden unbedingt vor.