Strip-Till: Gesetze der Bodenbearbeitung gelten weiter
Wie Dr. Wilfried Hermann in Hohenheim mehrfach betonte, sind hierbei – wie bei konventionellen Verfahren – die bekannten Gesetze der Bodenbearbeitung einzuhalten, sonst versagt das Strip-Till-System. Nach Auskunft des Gesamtleiters der universitären Versuchsstationen muss sich die Streifenbearbeitung beispielsweise am ortsüblichen Termin der Grundbodenbearbeitung orientieren.
- Kombiniert: die Streifenlockerung wird im selben Arbeitsgang wie die Aussaat durchgeführt.
- Absätzig: Streifenlockerung im Herbst, Aussaat im Frühjahr.
Das absätzige Verfahren setzt aber die Verfügbarkeit von RTK-GPS voraus, damit die Sämaschine im Frühjahr zentimetergenau den Streifen trifft, der im Herbst des Vorjahres gelockert worden war. „Ich beobachte immer wieder, dass dieser Grundsatz ignoriert wird – mit entsprechenden negativen Folgen”, beklagt Dr. Hermann.
Gute Qualität bedeutet: Der Boden soll, wie in konventiellen Verfahren, zur Saat keine Hohlräume, Kluten oder Mulchauflage haben, sondern eben und feinkrümelig sein. Je nachdem, wie gut oder schlecht das Saatbett im Streifen ist, kann der Feldaufgang, beispielsweise von Zuckerrüben, um bis zu 50 % variieren.
Weil dieser Zusammenhang nach Dr. Hermanns Erfahrung von so zentraler Bedeutung für den Erfolg des Strip-Till-Verfahrens ist, empfiehlt er den Landwirten, die im absätzigen Verfahren arbeiten, vor der Aussaat im Frühjahr zusätzlich noch eine „kleine” Saatbettbereitung einzuschieben, zum Beispiel mit einer Güttler-Walze. „Der Feldaufgang ist dann einfach besser”, so seine Erfahrungen.
Außerdem kommt es entscheidend darauf an, dass der Boden zum Zeitpunkt der Streifenbearbeitung trocken genug und schüttfähig ist. Die Landwirte sollten den Termin der Lockerung lieber hinausschieben, als bei zu nassen Verhältnissen Strukturschäden und Verdichtungen in den Streifen und Fahrgassen zu verursachen. Dies würde die Vorteile des Verfahrens schnell zunichte machen, ist Dr. Hermann überzeugt. Wenn es im Herbst zu nass sei, sollte lieber gewartet werden, bis Frost den Boden befahrbar gemacht habe. Die Befahrbarkeit des Bodens sei wichtiger als die Einhaltung eines avisierten Lockerungstermins.
Mit Blick auf die erzielbaren Erträge bei der Anwendung
des Strip-Till-Verfahrens fasste Dr. Hermann zusammen: „Wir können keine Wunder im Vergleich zu intensiven Verfahren der Bodenbearbeitung erwarten. Aber wo Strip-Till sachgerecht angewendet wird, erntet man in der Regel deutlich mehr als in extensiven Direktsaatverfahren und liegt immer noch gleichauf mit einer Mulchsaat. Außerdem hat die Streifenbearbeitung durch die geringeren Verfahrenskosten einen Wettbewerbsvorteil.”
„Im Vergleich dazu haben wir im Verfahren Streifenbearbeitung einen deutlich geringeren Bearbeitungsaufwand. Wir machen nach der Getreideernte eine sehr flache Stoppelbearbeitung. Dann folgt die Strip-Till-Maschine und anschließend wird gesät”, beschreibt Dr. Hermann die übliche Vorgehensweise auf den Hohenheimer Versuchsbetrieben.
Der dann noch feuchte Boden in den Bearbeitungsstreifen in Kombination mit einer Einzelkornsaat bewirke einen um mindestens zwei Tage schnelleren Feldaufgang des Rapses als bei einer Pflugfurche mit anschließender mehrfacher Bodenbearbeitung, zum Beispiel mit einer Kreiselegge (siehe Bild S. 18 oben links). Dieser Vorzug von Strip-Till tritt nicht in jedem Jahr deutlich hervor, aber besonders dann, wenn spät gesät werden muss. Was den Rapsertrag betrifft, wurde in Hohenheimer Untersuchungen festgestellt, dass Strip-Till inklusive Stoppelbearbeitung immer gleichauf liegt mit einer Mulchsaat oder sogar besser ist.
Allerdings müssen zwei Dinge beachtet werden, damit das Streifenverfahren im Rapsanbau wirklich funktioniert:
- Unverzichtbar ist eine Stoppelbearbeitung vor der Saat, „und sei sie noch so flach”, sonst kommt es zu massiven Mäuseschäden (Bild rechts oben).
- Der Raps wird im Einzelkornverfahren gesät mit 50 cm Reihenabstand und 25 Körnern pro Quadratmeter.
anbau sowohl die Arbeitsgänge als auch der Dieselverbrauch reduziert werden im Vergleich zu üblichen Mulchsaat- oder Pflugverfahren – so lautet das Fazit der Hohenheimer Untersuchungen.
Vor der Streifenbearbeitung im Herbst wird im Strohmulchverfahren der gesamte Schlag mit einem Totalherbizid behandelt. Möglich ist auch ein Zwischenfruchtanbau nach flacher Stoppelbearbeitung. Die Streifen werden etwa 20 cm tief gezogen. Im Frühjahr wird der Mais mit einem mulchsaatfähigen Einzelkornsägerät bestellt. Die Streifenbearbeitung kann in Kombination durchgeführt werden. Zudem ist eine Unterfußdüngung möglich.
Von der Ernte der Vorfrucht bis zur Maissaat sind nur vier Arbeitsschritte erforderlich.
Ob sich das „No-Till-Verfahren”, kombiniert mit einem Verzicht auf Glyphosat, auf mitteleuropäische Verhältnisse übertragen lässt, untersucht in Hohenheim der Doktorand Jonas Weber. Dreh- und Angelpunkt ist die Unkrautbekämpfung.
Um den Sojapflanzen diese Konkurrenz vom Hals zu schaffen, setzt Weber in seinen Versuchen auf den Anbau von Winterroggen und Wintergerste als vorgeschaltete Zwischenfrucht. Das Getreide wurde 2013 und 2015 Ende September mit 150(Roggen)/130 (Gerste) kg/ha ausgesät. „Bis zum Mai des Folgejahres ist das Getreide bis zu zwei Meter hoch”, berichtet Weber. Um trotz dieser enormen Bestände – bis zu acht Tonnen Bio-Trockenmasse pro Hektar – noch erfolgreich säen zu können, wird die Getreidezwischenfrucht zunächst mit einer Messerwalze niedergedrückt und die Stängel geknickt, um die Pflanzen zum Absterben zu bringen (Foto links). In diese Mulchdecke wird Soja mit einer Direktsaatmaschine (Strip-Till-Gerät oder Streifenfräse) eingesät.
Die Unkrautunterdrückung im Winter und Frühjahr funktionierte – wen wundert es – in den Versuchen von Weber recht ordentlich. Schließlich stellt die Getreideauflage eine massive mechanische Barriere dar, deren Wirkung vermutlich noch durch die Auswaschung von keimhemmenden Substanzen aus dem Mulch in den Boden verstärkt wird. Auf jeden Fall muss die Mulchschicht sachgerecht gemanagt werden, damit das Verfahren Erfolg hat. Von Interesse ist vor allem die Frage, ob und wie sich in dieser speziellen Strip-Till-Variante noch ein leistungsfähiger Sojabestand etablieren lässt. Denn auch die Kulturpflanzen haben ja mit der Mulchauflage zu kämpfen.
Da die Versuche unter den Bedingungen des Ökolandbaus durchgeführt wurden, hält Jonas Weber die von ihm gemessenen Erträge von maximal 20 dt/ha für tragbar.
Knackpunkte des Systems, die einen weiteren Forschungsbedarf erkennen lassen, sind:
Da die Zwischenfruchtauflage die Erwärmung des Bodens im Frühjahr verzögert, können die Sojabohnen erst Mitte Mai gesät werden, rund zehn Tage später als üblich. Der Ertrag fällt im Vergleich zu konventionellen Verfahren niedriger aus. Der Anbau von sehr frühen 0000-Sorten wäre sinnvoll, da sie nur 90 bis 110 Tage bis zur Reife benötigen.
Beim Anbau von Soja mithilfe von Strip-Till laufen in den bearbeiteten Streifen vermehrt Unkräuter auf. Deren Bekämpfung wirft Fragen auf.