Betrieb und Wirtschaft | 30. April 2014

Strauchbeeren machten dem OGM Freude

Von René Bossert
2013 war für den Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) ein Jahr mit wiederum schwierigen Rahmenbedingungen. Dennoch wurde eine Umsatzsteigerung von 16,5 Prozent auf 36,6 Millionen Euro erreicht.
„Es war insgesamt ein schwieriges Jahr und viele Erzeuger können nicht zufrieden sein. Trotzdem hat der OGM den drittbesten Umsatz seiner Geschichte
erzielt, was  sicherlich ein ordentliches Ergebnis ist”, sagte der OGM-Vorstandsvorsitzende Wendelin Obrecht am Montag bei der Vertreterversammlung in Sasbach-Obersasbach.   „Unsere Mitglieder brennen darauf, mal wieder ein positives Obstjahr zu erleben”, fügte er  hinzu. Was die anlaufende Saison angeht, sind die Vorgaben von der Natur her   nicht schlecht: Die Kulturen stehen laut Obrecht gut da, die Frostschäden in der Ortenau hielten sich bisher in Grenzen.
Geschäftsführer Michael Roßmann (links) und Vorstandsvorsitzender Wendelin Obrecht waren froh über das positive Votum zum Hagelflieger.
Dagegen sorgen  viele andere Dinge   für Sorgenfalten. Der Mindestlohn sei eine große Herausforderung, es drohen Lohnsteigerungen von 21,5 % in drei Jahren, rechnete  Obrecht vor. 
Verbraucher werden entscheiden
„Es wird letztlich darauf ankommen, ob Verbraucher und Lebensmitteleinzelhandel bereit sein werden, mehr zu bezahlen – falls nicht, wird der deutsche Obstbau Marktanteile verlieren”,  unterstrich Obrecht.
Ebenfalls für Frust sorgt die Tatsache, dass die Betriebe ab diesem Jahr ihre Zertifizierungskosten selbst tragen müssen und voraussichtlich ab 2015 das Thema Sozialstandards verpflichtend mit abgeprüft wird. Für letzteres dürften rund 80 Euro pro Betrieb und Jahr an Mehrkosten fällig werden, schätzt Obrecht. Dennoch führe an der Zertifizierung kein Weg vorbei.
Ebenso unverzichtbar ist für Obrecht die Teilnahme an der Gemeinsamen Marktordnung (GMO), die für den Markt und die Erzeuger über die operationellen Programme im Schnitt der letzten  Jahre rund 1,8 Mio.  Euro jährlich an Unterstützung bedeutet hat. „Die Alternative wäre eine Anhebung der Marktgebühr um 4 %, so hoffe ich auf die Einsicht unserer Mitglieder”, betonte Obrecht und kündigte an, dass die Andienungspflicht wegen immer wieder vorkommender Verstöße künftig penibler geprüft werde: Es müssen deutlich mehr aussagefähige Unterlagen vorgelegt werden.
Beim Blick zurück auf die Saison 2013 wies OGM-Geschäftsführer Michael Roßmann auf Strauchbeeren und Kernobst als die Kulturen hin, die ordentliche Ergebnisse erbrachten. Die Erdbeersaison war das zweite Jahr in Folge durchwachsen. 4550 Tonnen, 13 % mehr als im Vorjahr, konnten zu 2,01 Euro/kg (Vorjahr: 2,17 Euro) im Schnitt vermarktet werden. Der Vorsprung gegenüber den anderen Gebieten war praktisch nicht vorhanden, so dass im   Juni  verheerende Preise für Freilandware zu verzeichnen waren.
Die Strauchbeeren lagen preislich allesamt über dem Schnitt der letzten Jahre, für Himbeeren (6,24 Euro/kg) und Brombeeren (6,86 Euro/kg) konnten Rekordpreise erzielt werden. Heidelbeeren brachten 5,38 Euro/kg, hier sieht Roßmann insbesondere über die Vermarktung von Kleinverpackungen noch Potential. Auch Rote Johannisbeeren (1,98 Euro/kg) und Stachelbeeren (2,75 Euro/kg) befriedigten preislich.
 Die Zwetschgenernte lag mit 8511 Tonnen auf unterdurchschnittlichem Niveau, die Preise lagen mit 64,9 Euro/kg im Schnitt der letzten Jahre. Der späte Saisonstart sorgte  für schlechte Preise bei den Frühsorten. Im  späten Sortiment machten Qualitätsprobleme bei Elena und Presenta zu schaffen.
 Mit 21 243 Tonnen Kernobst wurden 10,3 Mio. Euro umgesetzt (+11,8 %). Für die Tafelware wurden im Schnitt 0,62 Euro/kg erzielt. Die Ernte an Lagerware war mit 14 300 Tonnen auf Rekordniveau.
 Sehr knapp waren Kirschen, nur 23 Tonnen Tafelware (3,82 Euro/kg) und 602 Tonnen Brennkirschen (39,9 Cent/kg) wurden verkauft. Bei Industriekirschen legte die Ente auf 1097 Tonnen zu. Diese Kultur bleibe interessant. Als zukunftsfähige Kulturen hob Roßmann weiter  den geschützten Anbau von Tafelkirschen und Johannisbeeren hervor. Auch bei frühen Heidelbeeren sieht er gute Chancen. 
Neuer Verkäufer
Zum 1. Mai werde ein neuer Mitarbeiter im Verkauf eingestellt, nachdem zum 1. März der stellvertretende Verkaufsleiter gekündigt hatte. Es soll im Laufe des Jahres  noch ein weiterer Mitarbeiter für den Verkauf eingestellt werden, Gespräche dazu werden derzeit geführt.
Drei größere Investitionen seien für 2014 in Oberkirch geplant: eine  Kernobstsortieranlage, ein Kühlblock und ein Blockheizkraftwerk mit Absorptionskälteanlage. Damit wird aus Wärme Kälte erzeugt, die unter anderem zur Kühlung der Anlieferungshalle dienen soll. Dadurch erwarten die Oberkircher  Qualitätssteigerungen.  
Pro Hagelflieger
Ein klares Votum für den Hagelflieger hat die OGM-Vertreterversammlung abgegeben: Mit einer Satzungsänderung wurde der Weg freigemacht dafür, dass der OGM Geld für den Hagelflieger von den Mitgliedern einziehen kann.  Sieben Enthaltungen und drei Gegenstimmen gab es bei der Abstimmung der knapp 90 Vertreter. Rund
30 Euro pro Hektar soll der Hagelflieger die OGM-Erzeuger kosten.
  Nun hofft man beim OGM auf eine ebenso positive Haltung bei den Winzergenossenschaften, den privaten Weingütern und den Tabakerzeugern.  Ackerbauern und Firmen könnten weitere Unterstützer sein. „Alleine machen wir es nicht”, stellte OGM-Vorstandsvorsitzender Wendelin Obrecht klar. Rund 120 000 Euro kostet ein Hagelflieger im Jahr.