Stauden-Lupine: Bergwiesen erleben ihr blaues Wunder
Die Staudenlupine, die auf den regenreichen Bergwiesen im westlichen Nordamerika zu Hause ist, wurde im 19. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Sie wurde als beliebte Zierpflanze in Gärten, aber auch als Böschungsbefestigung, Wildfutter und als Zwischensaat in Gehölzpflanzungen angepflanzt. Denn auch sie kann wie ihre Verwandten als Bodenverbesserer und zur Gründüngung genutzt werden. Jedoch sind im Umfeld der angesäten Staudenlupine nun auch Vorkommen auf Straßen- und Eisenbahnböschungen, an Waldsäumen sowie in lichten Wäldern und Forsten entstanden. Von dort aus breitet sie sich weiter aus und kann ins Grünland eindringen.
Die Staudenlupine bindet ähnlich wie Klee in Symbiose mit Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft und reichert darüber auch den Boden mit Stickstoff an. Da die Wurzeln tief in den Boden wachsen, werden auch andere Nährstoffe in die oberen Bodenschichten gebracht. In der Gründüngung werden diese Eigenschaften gezielt genutzt.
Wenn die Staudenlupine aber in geschützte, nährstoffarme Wiesen einwandert, verändert sie dadurch die Nährstoffverhältnisse und damit auch die Artenzusammensetzung. Besonders betroffen davon sind zum Beispiel Borstgrasrasen und Goldhaferwiesen, aber auch andere schutzwürdige Vegetationstypen wie Feuchtwiesen und Kleinseggenrasen. So werden beispielsweise die charakteristischen, gefährdeten und schutzbedürftigen Arten der Bergwiesen und Borstgrasrasen wie Arnika und Trollblume verdrängt. Durch die Nährstoffzunahme können sich außerdem Arten wie Brennessel, Klettenlabkraut und Stechender Hohlzahn im Bestand ausbreiten.
Da die Staudenlupine schnell dichte Massenvorkommen ausbildet, nimmt sie anderen Pflanzen Platz und Licht weg und verringert dadurch auch die Artenvielfalt. Aber nicht nur Pflanzen werden durch die Staudenlupine negativ beeinflusst. In der Rhön bedroht sie den Lebensraum von Wiesenbrütern, Birkhuhn und Wachtelkönig.
Wildschweine scheinen Lupinenbestände gern aufzusuchen und richten dabei Schäden in der Grasnarbe an. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Staudenlupine auf Wiesen sind zweiseitig: Einerseits unterstützen sie die Bodenbefestigung und dienen der Gründüngung. Andererseits mindern die Bitterstoffe der Staudenlupine die Heuqualität. Sie wird nur ungern von den Weidetieren gefressen, sodass bei sich ausbreitenden Beständen weniger Futter zur Verfügung steht.
Die Regulierungsmethode richtet sich nach der Dichte der Lupinenpflanzen. Es ist wichtig, dass die Pflanzen nicht zur Samenbildung kommen und die weitere Ausbreitung verhindert wird. Einzelpflanzen können gut abgeschnitten oder ausgestochen werden. Ampferstecher oder Spaten sind dafür geeignet. Fortsetzung nächste Seite
Am nachhaltigsten ist es, wenn beim Ausstechen die komplette Wurzel entfernt wird, da die Lupine auch aus kleinen Wurzelstückchen wieder austreiben kann. Das Pflanzenmaterial sollte von der Fläche entfernt und entsorgt werden, denn die Samen können noch nachreifen und ausfallen.
Bei größeren Lupinenbeständen ist es ratsam, wiederholt zu mähen und das Schnittgut abzutransportieren. In den ersten drei bis fünf Jahren sollte mindestens zwei-, besser dreimal pro Jahr zur Hauptblütezeit im Juni und erneut etwa acht Wochen später geschnitten werden. Dieser Folgeschnitt ist sehr wichtig. Denn wenn die Pflanze beschädigt wird, zum Beispiel durch Schnitt oder Umknicken, wird sie dazu angeregt, erneut auszutreiben. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass sie noch einmal blüht und Samen ausbildet. In sehr langen Vegetationsperioden sollte beobachtet werden, ob die Lupinen nochmal blühen.
Später kann die Pflege möglicherweise auf einen Schnitt jährlich reduziert werden – je nach Bewirtschaftungsweise oder Schutzstatus der Fläche. Dieser sollte ebenfalls vor der Samenreife Mitte Juli erfolgen.
Doch was tun, wenn ein zeitiger Schnitt nicht erlaubt ist? Das kann zum Beispiel auf Flächen der Fall sein, auf denen Wiesenbrüter geschützt werden sollen. Erfahrungen aus der Rhön zeigten, dass sich die Samenausbreitung verhindern lässt, indem die Fläche zuvor begangen wird, um die Blüten abzustreifen oder die Blütenstände abzuschneiden oder umzuknicken. Ein späterer Schnitt nach der Vogelbrut ergänzt dann die Regulierung.
Damit sich die Lupine nicht unbeabsichtigt weiter verbreitet, sollte das Schnittgut entsorgt werden. Wenn die Lupinen zum Zeitpunkt des Schnitts noch keine Blüten oder Samen ausgebildet haben, dann kann das Schnittgut verfüttert oder kompostiert werden. Sind jedoch Blüten oder Samen im Schnittgut oder sind durch das gezielte Ausgraben der Pflanzen Wurzelstücke vorhanden, dann sollte das Pflanzenmaterial über eine Kompostieranlage mit thermischer Behandlung, eine Biogasanlage vorzugsweise mit thermophiler Betriebsweise oder eine Müllverbrennungsanlage entsorgt werden. Benutzte Werbegeräte sollten gut gereinigt werden, um zu verhindern, dass Samen und Wurzelmaterial verschleppt werden.
Die Staudenlupine hat lang gestielte und gefingerte Blätter mit 9 bis 15 Teilblättchen. Diese Teilblättchen sind etwa 4 bis 15 cm lang und 1 bis 3 cm breit mit leichter Behaarung.
Nach der Bestäubung bilden sich behaarte Hülsenfrüchte mit 4 bis 12 Samen. Meist reifen die Samen im unteren Teil des Blütenstandes bereits sehr schnell, während die Spitze noch blüht. Eine Pflanze kann pro Jahr zwischen 150 und 2100 Samen bilden, die sie sehr effektiv und explosionsartig bis zu fünf Meter weit schleudern kann.
Weide- und Wildtiere können die Ausbreitung der Samen unterstützen, da verzehrte Samen nach Wiederausscheidung noch keimen können. Außerdem können sie auch über das Fell und die Klauen beziehungsweise Hufe weitertransportiert werden. Zudem können sie durch Fahrzeuge und Fahrtwind weiter verbreitet werden. Im Boden bleiben die Samen über 50 Jahre keimfähig. Zusätzlich bildet die Staudenlupine unterirdische Ausläufer.