Pflanzenbau | 10. Januar 2019

Sommergetreide sicher starten lassen

Von Dr. Friedrich Merz, RP Stuttgart
Die Beizmittel werden bei der Behandlung des Saatgutes direkt an den späteren Wirkort aufgebracht. Das ist oft der einzige Weg, um Samenkörner vor solchen pilzlichen Krankheitserregern zu schützen, die außen am Samen anhaften oder in den Samen eingedrungen sind.
Mit geringen Wirkstoffmengen chemischer Beizmittel sehr gut bekämpfbar ist die Streifenkrankheit der Gerste.
Bei Sommergetreide ist vor allem die Bekämpfung der mit dem Samen übertragenen Krankheitserreger notwendig. Chemische Beizmittel wirken  auch gegen im Boden überdauernde Schadpilze. Eine Dauerwirkung gegen vom Boden ausgehende Infektionen, die bei Wintergetreide eine wichtige Rolle spielt, ist nur bei einer frühen Aussaat gefordert.
Chemische Beizmittel
Mit geringen Wirkstoffmengen chemischer Beizmittel sehr gut bekämpfbar sind Steinbrand, Streifenkrankheit, Flugbrand, Schneeschimmel und früher Befall durch Fusariumpilze. Je nach Wirkungsbreite des eingesetzten Beizmittels werden auch Blattkrankheiten, wie beispielsweise die Netzfleckenkrankheit, am Getreidekeimling erfasst.
Die angebotenen Präparate  sind nicht in allen Getreidearten zugelassen. Eine Übersicht gibt die Tabelle. Universalbeizmittel wie EfA, Landor CT Formel M, Orius Universal und Rubin TT können in Weichweizen, in Gerste sowie je nach Zulassung auch in Hafer angewendet werden. Eine Behandlung von Hartweizen ist nur mit Landor CT Formel M oder Orius Universal möglich.Spezialbeizmittel für Weizen sind Arena C + Formel M, Celest Formel M und das neu zugelassene Difend Extra, für Gerste Baytan 3 und Zardex G, d
Pysikalische Alternative
Eine umweltschonende Alternative zu Saatgutbehandlungsmitteln ist die Elektronenbeizung, bekannt unter der Bezeichnung E-Pura oder e-ventus. In Versuchen erzielte dieses physikalische Verfahren beispielsweise in der Sommergerste eine gute Wirkung gegen die Streifenkrankheit und die Netzfleckenkrankheit. Gegen Erreger, die in den Samen eindringen, wie den Flugbrand, und bodenbürtige Krankheiten bietet es jedoch keinen ausreichenden Schutz.
Biologische Alternativen
Die biologischen Saatgutbeizen Cedomon und Cerall enthalten den Bakterienstamm Pseudomonas chlororaphis MA 342. Die Bodenbakterien vermehren sich auf der Saatgutoberfläche und konkurrieren dort mit den anhaftenden Krankheitserregern. Sie setzen zudem Substanzen frei, die Sporen der Schadpilze in ihrer Entwicklung hindern und abtöten. Die Beizen induzieren zusätzlich Resistenz und fördern die Entwicklung des Keimlings.
Die beiden Formulierungen wurden speziell für Getreide mit und ohne Spelzen entwickelt.
  1. Das als Emulsion formulierte Cedomon ist in Gerste gegen Streifenkrankheit, Netzfleckenkrankheit und zur Befallsminderung von Fusariumarten zugelassen.
  2. Mit dem Suspensionskonzentrat Cerall kann Weizen gegen Steinbrand, Septoria nodorum und zur Befallsminderung von Fusariumarten gebeizt werden.
 
Beizempfehlung
Unbedingt erforderlich ist die Beizung gegen die folgenden Krankheiten:
  • Streifenkrankheit an Gerste
  • Steinbrand und Schneeschimmel an Weizen
  • Flugbrand an Hafer
  • Flugbrand an Weizen und Gerste für die Saatguterzeugung
Empfehlenswert ist eine Beizung gegen:
  • Schneeschimmel und andere Fusariumpilze an Braugerste. Wegen der speziellen Qualitätsanforderungen in der Braugerstenerzeugung ist diese Maßnahme besonders wichtig. Empfehlenswerte Mittel sind beispielsweise EfA, Landor CT Formel M, Orius Universal und Rubin TT.
  • Frühbefall durch Blattkrankheiten wie Netzflecken, Rhynchosporium oder Mehltau an Sommergerste. Wo diese Krankheiten klimatisch bedingt regelmäßig und früh die Keimlinge befallen und aus arbeitswirtschaftlichen Gründen Fungizide nicht rechtzeitig gespritzt werden können, ist eine entsprechende Saatgutbehandlung sinnvoll. Die Wirkung bleibt jedoch auf den Keimlingsbefall beschränkt. Ein Beizmittel mit Wirkung gegen Mehltau, Rhynchosporium und Netzflecken ist unter anderem Baytan 3.
  • samen- und bodenbürtige Krankheiten an Hafer. Der Flugbrand des Hafers tritt selten auf. Häufiger werden Krankheitserreger der Gattungen Fusarium und Drechslera am Hafersaatgut gefunden. Eine Beizung wird empfohlen, insbesondere bei früher Aussaat.