Die bayerische Staatsregierung hat am Dienstag eine neue Wolfsverordnung verabschiedet. Wie Ministerpräsident Markus Söder dazu gegenüber „Bild” erläuterte, gibt die Verordnung den Landratsämtern von betroffenen Regionen größere Freiheit, um die Zahl der Wölfe zu reduzieren.
Bayern erleichtert eigenständig die Entnahme von Wölfen. In Niedersachsen rechnet die CDU-Landtagsfraktion mit einem neuen Rekord bei Wolfsrissen und wirft dem grünen Umweltminister Täuschung vor.
„Ein Riss reicht. Dann kann in dem zuständigen Gebiet eine Entnahme stattfinden”, so der Regierungschef. Über das Wie könnten die Landratsämter selbst entscheiden. Ein Wolf müsse nicht geschossen werden, „um ihn aus dem Naturraum zu entnehmen”, erklärte Söder. Es brauche auch nicht den Nachweis, dass es dieser eine bestimmte Wolf gewesen sei.
Aiwanger spricht von Realitätsverweigerung
Laut Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger wäre der
Königsweg, dass die Bundesregierung endlich den „günstigen
Erhaltungszustand” des Wolfes feststelle. „Da sie hierbei leider wegen
Realitätsverweigerung versagt, müssen wir jetzt auf Landesebene
reagieren”, so der Vizeregierungschef. Der Wolf bedrohe die
Freilandtierhaltung und damit die Kulturlandschaft und den Artenreichtum
in vielen Regionen Bayerns, die neben der Landwirtschaft auch für den
Tourismus existenziell seien.
Vorfälle wie die tödliche Bärenattacke im Trentino seien nicht
hinnehmbar und bedrohten neben Menschen- und Tierleben auch den
Tourismus, sagte der Minister. Auch Wölfe näherten sich zunehmend
Menschen sowie Spaziergängern mit Hunden und drängen in Siedlungen ein.
Deshalb müsse der Wolf reguliert werden.
Niedersachsen steht vor Rissrekord
Derweil warf die CDU-Landtagsfraktion in Niedersachsen
Umweltminister Christian Meyer im Zusammenhang mit dem Wolf Täuschung
vor. „Meyer behauptet, dass es trotz mehr Wölfen in Niedersachsen einen
Rückgang bei Wolfsrissen geben würde, und bezieht sich mit seiner
Aussage auf die Monitoringzahlen der Landesjägerschaft Niedersachsen.
Nur entspricht seine Behauptung nicht der Wahrheit, im Gegenteil”,
stellte der Agrarsprecher der CDU-Fraktion, Marco Mohrmann, am Dienstag
in Hannover klar. Bei den Wolfsrissen „stehen wir nämlich vor einem
neuen Rekord”.
Meyer verglich Mohrmann zufolge die Zahl der Übergriffe aus dem ersten
Quartal 2023 mit der aus dem vierten Quartal 2022, ließ aber unerwähnt,
dass Niedersachsen im Monitoringjahr 2022/23 schon bei 281 Rissen liegt,
verglichen mit insgesamt 241 Übergriffen 2021/22.
Dabei ende das Berichtsjahr erst am 30. April, womit die Zahl aller
Voraussicht nach noch weiter steigen werde, erklärte ergänzend der
wolfspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Schmädeke.
Ehrlichkeit gefordert
Es zeichnet sich für Niedersachsen bei den
Wolfsübergriffen laut den CDU-Politikern ein Rekordjahr ab. „Im
Angesicht des vielfachen Leids für Tiere und Menschen solche
Taschenspielertricks anzuwenden, ist schlicht unanständig. Ohne
Ehrlichkeit und Transparenz entfernen wir uns immer weiter von
vernünftigen Lösungen in der Wolfsproblematik”, kritisierten Mohrmann
und Schmädeke.