Deutliche Worte wählte der Vorsitzende des
Landwirtschaftsausschusses, der CDU-Politiker Norbert Lins. Jede Tonne
mehr Weizen in der EU sei in diesem Jahr nicht nur eine Tonne mehr für
die Ernährungssicherheit und die Bekämpfung des Hungers in der Welt. „Es
ist auch eine Tonne mehr gegen Putin und für die Stärkung von
Demokratie und Freiheit”, konstatierte er. Umso wichtiger sei es, dass
Wojciechowski endlich dem Drängen nachgegeben und Maßnahmen zur Wahrung
der Ernährungssicherheit angekündigt habe. Den russischen Angriffskrieg
auf die Ukraine bezeichnete der Ausschussvorsitzende als eine „Zäsur”.
Sein Fraktionskollege, der Agrarsprecher der Fraktion der Europäischen
Volkspartei (EVP), Herbert Dorfmann, begrüßte, dass das Thema
Versorgungssicherheit wieder auf die Agenda der EU-Agrarpolitik gerückt
sei. Er gab zu bedenken, dass der russische Überfall auf die Ukraine
noch über mehrere Jahre Folgen nach sich ziehen könne. So hätten viele
europäische Saat-guterzeuger Betriebe in der Ukraine. Dadurch bestehe
die Gefahr, dass es 2023 zu Engpässen bei der Versorgung mit Saatgut in
der EU kommen könne, warnte Dorfmann.
Die spanische Europaabgeordnete Clara Aguilera, Agrarkoordinatorin der
Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D), lobte
die Kommissionspläne. Darüber hinaus sei es notwendig, den Landwirten
angesichts hoher Energiepreise und drastisch gestiegener
Düngemittelpreise unter die Arme zu greifen. Der stellvertretende
agrarpolitische Sprecher der liberalen Fraktion Renew Europe (RE),
Martin Hlavácek, beklagte, dass sich die gesamte EU in einer zu starken
Importabhängigkeit bei wesentlichen Produktionsmitteln befinde. Er
forderte von Wojciechowski, einen Gipfel zu organisieren und vor allem
die großen Akteure an ihre Verantwortung für eine faire Preisbildung zu
erinnern. Zudem kritisierte er diejenigen Mitgliedstaaten, die jetzt
Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse
erlassen hätten und so die Krise noch verschärften.