Politik | 25. Mai 2022

So trocken wie seit 250 Jahren nicht mehr

Von AgE
Die Dürreperiode zwischen 2018 und 2020 ist europaweit die heftigste seit Mitte des 18. Jahrhunderts gewesen: Das hat ein internationales Team von Wissenschaftlern ermittelt. Sie machten den jüngsten Zeitraum zum neuen Vergleichsmaßstab für Dürren.
33 Monate: Als „außergewöhnlich” bezeichneten die Forscher auch die Gesamtdauer der Dürreperiode zwischen 2018 und 2020. Im Bild ein Maisbestand im Rheintal bei Rastatt, August 2018.
Zur historischen Rekordbewertung der Dürre zwischen 2018 und 2020 ist ein vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) angeführtes internationales Forscherteam in einer historischen Einordnung dieses Ereignisses gekommen. Die Ergebnisse wurden jetzt in einem Paper veröffentlicht. Demnach hat sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts keine Dürre so großflächig über Europa ausgebreitet und fiel kein Temperaturanstieg während einer Dürreperiode so groß aus wie in den Jahren 2018 bis 2020. Aufgrund dieser Tatsache machten die Wissenschaftler dem UFZ zufolge diesen Zeitraum zum neuen Vergleichsmaßstab für Dürren.
Dringend geeignete Maßnahmen empfohlen
Die Forscher empfehlen in dem Zusammenhang „dringend”, geeignete, regional angepasste Maßnahmen gegen Wasserknappheit zu entwickeln und umzusetzen. „Die politischen Entscheidungsträger sollten darauf vorbereitet sein, dass die Dürreperioden in Zukunft noch viel stärker ausfallen könnten. Vor allem für die Agrarpolitik sollte das ein Weckruf sein, sich mit geeigneten Maßnahmen gegen den drohenden Wassermangel auseinanderzusetzen”, erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe Landoberflächen-Hydrologie am UFZ und Mitautor des Papers, Dr. Luis Samaniego.
Regional spezifisch könnten das zum Beispiel die Anlage großer Wasserreservoirs, etwa unterirdische Speicheranlagen, intelligente Formen der Bewässerungstechnologie oder die Züchtung hitzeresistenter Pflanzensorten sein. Nach UFZ-Angaben betraf die Dürre 36 Prozent der Landfläche Europas, insbesondere in Zentraleuropa wie Deutschland, Frankreich und Tschechien.
Als „außergewöhnlich” bezeichneten die Forscher ferner die Gesamtdauer des Dürre-ereignisses mit 33 Monaten. Nur die Dürre zwischen 1857 und 1860 habe mit insgesamt 35 Monaten etwas länger gedauert. Hinzu komme, dass sich die Dürre zwischen 2018 und 2020 auch 2021 und 2022 in dem betrachteten Bodenvolumen bis in zwei Meter Tiefe fortsetze. „Das Jahr 2021 war zwar etwas feuchter und hat den für die Landwirtschaft wichtigen Oberboden gut mit Wasser versorgt; die Feuchtigkeit ist aber nicht überall bis in größere Tiefen vorgedrungen”, betonte UFZ-Modellierer und Hauptautor Dr. Oldrich Rakovec.
Temperaturanstieg auch auf Rekordniveau
Ebenfalls „außergewöhnlich” sei die durchschnittliche Dürredauer in den 50 km mal 50 km großen Gitterzellen, in die Europa eingeteilt worden sei, berichtete das UFZ. Einen „historischen Rekordwert” habe während der Dürreperiode 2018 bis 2020 außerdem der Anstieg der Lufttemperatur mit einem Plus von 2,8°C im Vergleich zur jährlichen Durchschnittstemperatur in den vergangenen 250 Jahren in Europa erreicht.
Erträge zurückgegangen
„Die Dürren in der Vergangenheit waren eher kalte Dürren, bei denen sich die durchschnittliche Temperatur kaum veränderte”, berichtete UFZ-Modellierer und Co-Autor des Papiers, Dr.Rohini Kumar. Welche Folgen das fehlende Wasser während dieses Dürreereignisses hatte, zeigen die Wissenschaftler anhand der Landwirtschaft. Für Weizen, Mais und Gerste verglichen sie die durchschnittlichen jährlichen Ernteerträge zwischen 2018 und 2020 mit denen zwischen 1961 und 2021. Demnach gingen in den hauptsächlich von der Dürre betroffenen Staaten die Ernten deutlich zurück, zum Beispiel bei Mais in den Benelux-Ländern, Deutschland und Frankreich zwischen 20 Prozent und 40 Prozent, beim Weizen in Deutschland um bis zu 17,5 Prozent. Die Gerstenernte sei in fast ganz Europa um bis zu zehn Prozent kleiner ausgefallen.