Pflanzenbau | 20. Februar 2014

Septoria bestimmt den Fungizid-Einsatz

Von Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen eG
Pilzkrankheiten haben in den letzten Jahren zu deutlichen Ertrags- und Qualitätseinbußen in Getreide geführt. Die erste Geige spielte dabei in Weizen die Septoria-Blattdürre (Septoria tritici). Im Vorjahr war der Befall besonders stark und führte, bei anfälligen Sorten und nicht sachgerechter Kontrolle, zu Ertragseinbußen von über 30 Prozent.
Mit zum Wichtigsten bei der Septoria-Bekämpfung zählt die Wahl des optimalen Spritzzeitpunktes. Wegen des relativ nassen und extrem milden Winters rechnen Praktiker mit einer starken Anfangsinfektion zu Vegetationsbeginn.
Die Fungizidstrategie und -intensität muss jedes Jahr in Abhängigkeit von der Witterung, dem Saattermin, der Sortenanfälligkeit und dem Anbausystem neu festgelegt werden. Fest definierte Spritzpläne können diese komplizierte gegenseitige Abhängigkeit nicht erfassen und widersprechen einer guten fachlichen Praxis. Dies gilt besonders für die richtige zeitliche Bestimmung der Fungizidanwendung bei Septoriabefall. Die bedeutendsten Blattkrankheiten beim Winterweizenanbau in Baden-Württemberg waren in den vergangenen 13 Jahren Blattseptoria, Braunrost, Mehltau und DTR. Mit deutlichem Abstand am wichtigsten war dabei die Blattseptoria, gefolgt von Braunrost und Mehltau.
Septoria-Infektion bereits im Herbst
Von Blattseptoria befallener Weizen – die Landwirte sollten die Infektion in Grenzen halten mit der Wahl einer widerstandsfähigen Sorte, einem guten Strohmanagement und der Wahl des optimalen Spritzzeitpunktes je nach Wetter.
Allerdings haben der ausgedehnte Maisanbau sowie eine zunehmend nicht wendende Bodenbearbeitung dazu geführt, dass die Ährenfusariumgefahr in den letzten Jahren zunahm. Daher hat sich in gefährdeten Regionen die Ährenbehandlung zur Blüte als fester Bestandteil einer integrierten Fungizidstrategie bewährt. Bis zur Weizenaussaat überdauert der  Septoriapilz auf Strohresten an der Bodenoberfläche. Darauf entwickelt sich ein Pilzmyzel, das in Fruchtkörpern Sporen bildet, die sogenannten Ascosporen. Bei Niederschlägen und hoher Luftfeuchte öffnen sich die Fruchtkörper und schleudern Ascosporen aus. Diese Sporen werden mit dem Wind verbreitet und führen bei ausreichender Blattbenetzung zur Erstinfektion der jungen Saat bereits im Herbst und über Winter.
Gefahr droht, wenn es regnet
Im Gegenlicht sind die Blattsymptome (Weizen) eines Befalls mit Septoria tritici besonders gut zu sehen.
Nach einer erfolgreichen Infektion werden in der Pflanze massenhaft Sporen der Nebenfruchtform, die sogenannten Pyknosporen, gebildet. Dies erfolgt in schwarzen Fruchtkörpern, den Pyknidien. Diese sind auf den befallenen Blättern als schwarze Punkte leicht zu erkennen. Wenn es regnet, schleudern die Regentropfen diese Sporen auf benachbarte oder nächsthöhere Blätter.Sind die Sporen auf einem neuen Blatt gelandet, dann wachsen aus den Sporen Keimschläuche. Diese dringen über die Spaltöffnungen in die Weizenpflanze und wachsen zwischen den Blattzellen weiter. Für eine erfolgreiche Infektion sind mindestens 20 Stunden Blattnässe erforderlich. Je tiefer die Temperaturen, desto länger müssen die Nässeperioden für eine Infektion dauern. Günstige Temperaturen für den Befall liegen zwischen 15 und 25 °C. Eine Ausbreitung erfolgt aber auch bei niedrigeren Temperaturen. Höhere Temperaturen bremsen die Entwicklung dieser Pilzkrankheit.
Etwa zehn Tage nach der Infektion sterben die ersten Pflanzenzellen ab. In den Hohlräumen unter den Spaltöffnungen bilden sich erneut Pyknidien. Diese bilden wiederum Sporen in großen Mengen und der Zyklus beginnt von neuem.
Misch-Infektion von Septoria tritici und DTR.
Die Schwierigkeit bei der Bekämpfung von Septoria mit Fungiziden liegt in der im Vergleich zu den anderen Getreidepilzkrankheiten deutlich längeren Inkubationszeit, also vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Auftreten der ersten Befallssymptome. Je nach Temperatur und Luftfeuchte dauert es drei bis vier Wochen. Wenn die typischen Blattflecken von Septoria tritici auf den Blättern sichtbar werden, ist die Infektion im Inneren der Pflanze schon weitFungizide direkt vor der Infektionfortgeschritten, so dass eine Fungizidbehandlung zu diesem Zeitpunkt die Krankheit nicht mehr stoppen, sondern nur noch verlangsamen kann.
Dies ist ein gravierender Unterschied zu anderen Blattkrankheiten wie Braunrost oder Mehltau. Bei Braunrost und Mehltau kann eine Fungizidbehandlung noch nach dem Erscheinen der ersten Symptome erfolgreich sein. Demgegenüber muss für eine erfolgreiche Septoria-tritici-Behandlung der Fungizidtermin möglichst nahe, am besten direkt vor der Infektion liegen. Für eine optimale Fungizidterminierung ist daher eine vorausschauende Witterungsbeobachtung notwendig, hierzu gibt es mittlerweile einige gute Prognosemodelle im Internet (z. B. Septoria-Timer, SEPTR1, ProPlant).
Die Kurativleistung, also die heilende Wirkung, auch der momentan besten Septoria-Wirkstoffe, der Pyrazol-Carboxamide, ist begrenzt und dürfte selbst bei voller Aufwandmenge den noch nicht sichtbaren Befall nur etwa 10 bis 14 Tage nach der Infektion erfassen.