Betrieb und Wirtschaft | 27. Juni 2019

Schwarzwaldmilch verarbeitet viel mehr Milch

Von René Bossert
Die Schwarzwaldmilch-Gruppe hat 2018 einen Rekordumsatz erzielt, weil sie mehr Milch verarbeitete und das Markengeschäft sich gut entwickelt hat.
Der Umsatz legte um 9,1 % auf 195,4 Mio. Euro zu, der Umsatz im Markengeschäft wuchs um 7,8 %, berichtete Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider am Mittwoch vor Journalisten in Freiburg. 2018 wertete er als gutes Jahr für die Molkerei:  „Wir sind in den strategischen Sortimenten weitergekommen.” Dabei sei  der Markt – das gelte für 2018 und 2019 – schwierig und volatil.
Der Bereich Bio (+14 %) und das laktosefreie Sortiment (+6,5 %) wuchsen besonders kräftig. Die neu eingeführte Bio-Heumilch habe die Erwartungen bei weitem übertroffen. Inzwischen wurde auch eine fettarme Variante eingeführt. Das Wachstum im Markensortiment sei nicht aufgrund von Aktionsverkäufen oder Preisnachlässen erfolgt, betonte Schneider. 
Geschäftsführer Andreas Schneider zeigte sich sehr zuversichtlich über die Marktchancen im Bereich vegane Produkte.

Die Milchanlieferung legte wegen des Zugangs neuer Erzeuger um knapp 12 % auf 255,4 Mio. kg zu. Vor allem im ersten Halbjahr 2018 sei die Molkerei mit Milch zugeschüttet worden, deshalb mussten teilweise auch schlechtere Verwertungen in Kauf genommen werden.
Milchanlieferung unter den Erwartungen
2019 läuft Schneider zufolge in dieser Hinsicht besser: Erneut kamen zum Jahresbeginn um die 50 neue Lieferanten – meist aus dem Omira-Gebiet – hinzu. Aber die Anlieferungsmengen entwickeln sich nicht so dynamisch wie im vergangenen Jahr und bleiben unterhalb der Erwartungen. „So können wir die Mengen zielgerichteter im Markt unterbringen”, erklärte Schneider. Er erwartet für 2019 eine Anlieferungsmenge der 1020 Lieferanten von etwa  275 Mio. kg.
Der Umsatz lag per Ende Mai 7,9 % über dem Vorjahreszeitraum, Markenlinien (10 %) und insbesondere Bio (17,7 %) wuchsen noch stärker. Der Bio-Anteil am Gesamtumsatz liegt inzwischen bei 25 %.
Der Export steuert immerhin 10 % zum Umsatz bei, neben dem Schwerpunkt Spezialpulver ist das auch Trinkmilch in hochpreisige Märkte wie China oder die arabische Halbinsel. „Black forest zieht in diesen Ländern”, kommentierte Schneider.
Mit neuen Produkten in allen Markenlinien wollen die Freiburger punkten, ein Beispiel dafür stellte Marketingleiterin Caroline von Ehrenstein mit einem Kinderjoghurt vor, der 30 % weniger Zucker als herkömmliche Fruchtjoghurts enthält. Seine Rezeptur wurde zusammen mit 160 Kindergarten-Kindern entwickelt. Auch bei Rahmjoghurts aus Weidemilch gebe es ein starkes Wachstum, diese werden anstatt Dessert-Produkten gekauft.
Der Gesamtumsatz am Standort Offenburg war 2018 annähernd stabil. Der Umsatz der  nicht-milchbasierten Ingredientsprodukte legte dabei um 10,5 % zu.
Investiert wurden in der Schwarzwaldmilch-Gruppe 5,5 Mio. Euro (Vorjahr: 10,3 Mio.), die Abschreibungen lagen bei 5,0 Mio. Euro. Der Nachsteuer-Gewinn belief sich auf 2,7 Mio. Euro (Vorjahr: 2,4 Mio. Euro). 
Der Milchauszahlungspreis lag mit 40,09 Cent/kg (brutto, 4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß, inklusive aller Zuschläge) um 1,2 Cent/kg unter dem Jahr zuvor und um 1,4 Cent über dem Bundesdurchschnitt. Bei Biomilch, für die 55,05 Cent/kg ausbezahlt wurden, war der Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit 0,35 Cent/kg etwas schwächer, im Vergleich zum Bundesdurchschnitt beträgt hier der Abstand 0,9 Cent/kg zugunsten der Schwarzwaldmilch.
"Glas explodiert"
Überrascht wurde die Molkerei von der wieder wachsenden Bedeutung von Glas als Verpackungsmaterial: „Glas explodiert”, stellte Schneider fest. Nachdem Glas als Verpackungsmaterial lange vor sich hingedümpelt habe, kam es seit etwa dem Frühjahr 2018 zu einem enormen Wachstum, das Schneider auf rund 40 % bezifferte. „Wir kämpfen teils um Leerglas”, sagte er. Eine Abfüllanlage sei vom Zwei- auf den Drei-Schicht-Betrieb umgestellt worden.
Schneider führt dies auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema zurück, Kunststoff werde negativ gesehen. Er sieht eine Verpackungsdiskussion auf die deutsche Milchwirtschaft zukommen. Es müsse nachgedacht und optimiert werden. Es gehe beispielsweise auch um eine Vereinfachung bei den Verpackungen.
Dabei sei die Ökobilanz bei Mehrweg nicht automatisch besser, meint er. Bei größeren Entfernungen schlügen das höhere Gewicht und der Hin- und Hertransport bei den Mehrwegsystemen zu Buche. Innerhalb Baden-Württembergs hält er aber die Ökobilanz für Mehrwegsysteme für vorteilhaft.
Von einer guten Stimmung bei der Tags zuvor abgehaltenen Generalversammlung
der Milcherzeugervereinigung Schwarzwaldmilch berichtete deren Vorsitzender Markus Kaiser. Alle Gremienmitglieder, die zur Wahl standen, wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Vegane Drinks
Die Schwarzwaldmilch hat ein 100-prozentiges Tochterunternehmen gegründet, das im Frühjahr 2020 vegane Drinks auf den Markt bringen wird. Die „Black Forest Nature GmbH” wird ihren Sitz in Offenburg haben, auch die Produktion des Grundstoffs wird dort  stattfinden. Die Rohstoffe dafür – es dürfte sich um Soja oder Hafer handeln –  kommen aus der Region, sagte Geschäftsführer Andreas Schneider, ohne nähere Angaben zu machen. 
Man reagiere damit auf veränderte Konsumtrends. Bestehende Anlagen können für die Produktion verwendet werden. Das Start-up-Unternehmen werde mit nur drei bis vier Beschäftigten starten. Blindtests des Produkts seien sehr vielversprechend ausgefallen, so Schneider. Der Name Schwarzwaldmilch werde nicht auf der Packung auftauchen.