Betrieb und Wirtschaft | 18. Juni 2020

Schwarzwaldmilch-Marken gut unterwegs

Von René Bossert
Trotz Corona-Krise läuft das Geschäft bei der Freiburger Schwarzwaldmilch im bisherigen Jahresverlauf gut. Für 2019 steht eine Umsatzsteigerung von sieben Prozent auf 209 Millionen Euro zu Buche.
„2019 war wirtschaftlich gesehen ein klasse Jahr”, berichtete Geschäftsführer Andreas Schneider am Dienstag gegenüber Journalisten in Freiburg. Erstmals habe der Umsatz der Schwarzwaldmilch-Gruppe die   Marke von 200 Millionen (Mio.) Euro überschritten. Der Absatz mit Markenprodukten stieg um 13,8 %, der Umsatz um 11,2 %. „Wir wachsen nicht über Preisaktivitäten”, betonte Schneider, der 2019 als das erfolgreichste Geschäftsjahr in der der 90-jährigen Firmengeschichte bezeichnete.
Die Markenlinien verzeichneten unterschiedlich starke Zuwächse: Der Bio-Umsatz wuchs um 21,3 %, die grüne Schwarzwaldmilch-Linie um 7,6 % und die laktosfreie Linie um 6,8 %. Eine Erfolgsstory sei die  2018 eingeführte Bio-Heumilch, die es inzwischen auch mit einem Fettgehalt von 1,5 % zu kaufen gibt.   Weitere Heumilch-Produkte wie Sahne seien vorstellbar, aber erst müsse die Rohstoffbasis erweitert werden. „Wir haben eine klare Konzeption in der Markenausrichtung und loyale Endverbraucher, die letztlich den Takt des Unternehmens bestimmen”, erklärte Schneider den Zuwachs im Markengeschäft.
  2019 sei in Deutschland ein Jahr mit einem relativ ausgeglichenen Milchmarkt und  stabilem Exportgeschäft  gewesen. Die Schwarzwaldmilch baute den Umsatzanteil beim Export um rund zwei Prozentpunkte auf knapp 12 % aus. China, Saudi-Arabien und Kuwait seien wichtige Märkte, wobei das Geschäft nicht mengenorientiert vorangetrieben werde.
 Bemerkenswert war das Absatzwachstum von 48 % beim Mehrwegglassortiment. Mehrwegglas sei knapp und das Leergut-Management  eine riesige Herausforderung, sagte Schneider.  Dennoch begrüße man aus Umweltschutzgründen den Trend. Der Aufwärtstrend bei dieser Verpackungsart hält auch 2020 an. Seit März gebe es auch laktosfreie Milch im Glas, dafür gibt es Schneider zufolge  „eine fantastische Leistungsbereitschaft”.
Auch das Geschäft mit den im Offenburger Werk produzierten speziellen Produkten für die Lebensmittelindustrie, teilweise auf Milchbasis, teilweise auf  Basis anderer Rohstoffe, entwickelte sich  mit einem Umsatzplus von 10,3 % positiv.
 Es wurden 2019 rund 20 Mio. Kilogramm mehr Milch verarbeitet. Die Zahl der Milchlieferanten  ging durch einige Zugänge bedingt im Saldo nur um zwei Betriebe auf 1018 zurück. Sie halten im Durchschnitt 43 Milchkühe.  
Milchauszahlungspreis leicht rückläufig
Der leicht rückläufige Milchauszahlungspreis lag mit 39,64 Cent/kg (4,2 % Fett/3,4 % Eiweiß, brutto, inklusive aller Zuschläge) um 1,7 Cent über dem von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) errechneten Bundesdurchschnitt. Der Bio-Preis erreichte 54,33 Cent und lag damit rund ein Cent über dem Bundesdurchschnitt.
Investiert wurde mit 9,3 Mio. Euro deutlich über den Abschreibungen in Höhe von 5 Mio. Euro. „Wir denken in Enkelfähigkeit”, merkte Schneider dazu an.
2020 habe man den Schwung des Markengeschäfts aus 2019 mitgenommen. Wegen Corona seien von März bis Mai die Rohstoffmärkte fast zusammengebrochen: Bei ähnlichem Milchangebot sei die Nachfrage aus dem  Großverbraucherbereich abgebrochen und der Export war schwierig. Zwar ergebe sich durch die Öffnung in der Gastronomie nun eine leichte Aufhellung, aber Restaurants und Hotels seien durch die Platzbeschränkungen nicht mehr so produktiv. Man  komme nicht zu den alten Absatzzahlen zurück, und Corona werde vorerst  Wegbegleiter der Milchwirtschaft sein. Ihre relativ starke  Ausrichtung auf den Lebensmitteleinzelhandel komme der Schwarzwaldmilch zugute.  Kurzarbeit habe es im Unternehmen nicht gegeben.
 
Durch Corona ändert sich an der Strategie nichts
Zu befürchten seien freilich  durch die Krise negative Auswirkungen auf die Kaufkraft der Verbraucher hierzulande.   „Aber wir stellen zumindest bisher nicht fest, dass unser Markengeschäft unter der Corona-Krise leidet”, berichtete Schneider und fügte hinzu: „Durch Corona ändert sich an unserer Unternehmensstrategie nichts.” Als Umsatzziel für 2020 nannte Schneider den Vorjahreswert.
Geplant ist im Sommer eine  Dankkampagne  in Richtung   Endverbraucher. Deren   Treue zu den Schwarzwaldmilch-Produkten sei keine Selbstverständlichkeit.
Hervorragend in den Markt gekommen seien die seit März vermarkteten veganen Haferdrinks des Tochterunternehmens Black Forest Nature GmbH.  „Hafer, Regionalität und die Bioland-Zertifizierung passten zum Zeitgeist”, stellte Schneider fest. Er wollte keine konkreten Zahlen nennen, sprach aber von einer gegenüber der ursprünglichen Erwartung verdoppelten Planung für den Absatz  2020.
Der Bau der geplanten Käserei in Titisee-Neustadt verzögere sich durch die Corona-Krise. Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs soll nun erst im Januar nächsten Jahres gekürt werden, rund ein dreiviertel Jahr später als ursprünglich geplant. Die Käserei soll aber wegen Corona nicht kleiner ausfallen.