Betrieb und Wirtschaft | 21. Januar 2021

Schwarzwaldmilch-Käserei wird kreisrund

Von René Bossert
Der Architektenwettbewerb zur geplanten Käsemanufaktur der Schwarzaldmilch in Titisee ist entschieden. Der Gewinnerentwurf sieht ein kreisrundes, zweistöckiges Gebäude vor. Baustart soll Mitte 2022 sein.
Die Juryentscheidung fiel glasklar aus: Alle elf Mitglieder stimmten für den Entwurf des Büros Fuchs Maucher Architekten aus Waldkirch, berichtete der Juryvorsitzende Wulf Daseking am Freitag bei einer virtuellen Pressekonferenz. Am Tag zuvor war die Jury trotz Corona in Titisee live zusammengekommen, um den Siegerentwurf zu bestimmen.
Sieben Architekturbüros haben an dem Wettbewerb teilgenommen. Für Preisgelder und Bearbeitungsgebühren bezahlte ihnen die Molkerei insgesamt knapp 100000 Euro. Die Kompaktheit des Gebäudes, die Einbindung in die Landschaft und die optische Wirkung – sowohl von der Bundesstraße als auch von der anderen Seite aus – haben laut Daseking die Jury beim Gewinner überzeugt.  Erschlossen wird das Gebäude  von der Bergseite her. Dazu wird ein vom Ortsrand von   Titisee her kommender Forstweg auf 400 Meter Länge zur Straße ausgebaut. 
Präsenz aus jeder Richtung
Das Gebäude werde eine unglaubliche Präsenz haben und sofort im Fokus stehen, egal aus welcher Richtung man komme, sagte Architekt Cornell Fuchs. Die Hangsituation werde ausgenutzt, indem die Produktion ebenerdig erfolge und die Besucher ein Stockwerk höher über eine Brücke in das Gebäude gelangen. Die Fassade werde komplett aus Holz gestaltet, beim Gebäude selbst sei noch nicht klar, inwieweit Stahl, Holz und Beton zum Einsatz kommen.  
Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser, Bürgermeisterin Meike Folkerts und Geschäftsführer Andreas Schneider (von links) mit einem Geländemodell. Das Gebäude soll relativ dicht am Waldrand stehen, der geplante Abstand zur Bundesstraße 31 beträgt rund 65 Meter.

Besucher sollen die Käseproduktion von oben einsehen können. Die Reifelager seien von der B31 aus zu sehen. Die für die Gastronomie vorgesehene Dachfläche werde leicht modelliert. „Ob man bei dem Gebäude an einen Käselaib denkt, das überlassen wir der Interpretation des Betrachters”, so Fuchs.
„Der Entwurf ist klasse und wird dem Standort gerecht”, lobte Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider. Einiges müsse weiterentwickelt werden, Baustart soll Mitte 2022 und Start der Produktion Ende 2023 sein. Mit dem neuen Geschäftsfeld werde die Molkerei stabiler. 1200 Tonnen Hartkäse, Schnittkäse und halbfester Schnittkäse sollen pro Jahr aus Weidemilch, Biomilch und Bio-heumilch produziert werden. Der Premiumkäse soll über den Fachhandel und den Lebensmitteleinzelhandel vertrieben werden, wobei er dort in der Theke und nicht im SB-Regal verkauft wird. Der angestrebete Ladenverkaufspreis von über 20 Euro pro Kilo sei für deutschen Käse anspruchsvoll, so  Schneider. 
Auch Gastronomie
Das kreisrunde Gebäude soll  einen Durchmesser von 69 Metern haben und   11 Meter hoch werden. Neben der eigentlichen Produktion sind  eine Schaukäserei, ein Verkaufsmarkt und eine Gastronomie geplant.  Auf einem Rundgang sollen Milch und Käse für die Besucher erlebbar gemacht werden. Der Standort solle CO2-neutral werden, über Konkretes bei der  Energieversorgung sei  aber noch nicht entschieden.   Den Verkaufsladen und die Gastronomie will die Molkerei selbst betreiben.
Die Investitionssumme für das Projekt wollte Schneider nicht näher beziffern. Die ursprünglich genannten 8 bis 10 Millionen Euro werden ihm zufolge überschritten, aber die jetzt ins Auge gefaßte Größenordnung sei für die Molkerei finanzierbar.
Meike Folkerts, Bürgermeisterin von Titisee-Neustadt, lobte die moderne Baukultur an einem prominenten Ort, die einen  Beitrag für einen modernen Tourismus leiste. Sie lobte  die Einbindung der Bürgerschaft bei der Planung und freute sich, dass 20 bis 30 Arbeitsplätze entstehen sollen.
„Da wo die Milch produziert wird, da wird sie auch verarbeitet”, hob Schwarzwaldmilch-Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser hervor. 
Noch Platz auf dem Grundstück
Stefan Läufer vom Stadtplanungsbüro fsp, der den Wettbewerb organisiert hatte, wies auf den herausragenden Standort mit einer allerdings nicht einfachen Erschließungssituation hin. Ein solcher Wettbewerb koste Zeit und Geld, aber am Ende werde das Ergebnis ein  großer Gewinn sein. Läufer stellte mit Blick auf den Tourismus   die optimale  Anbindung an das Radwegenetz heraus. Es werde einen Durchstich für Radfahrer unter der B31 hindurch zu einem bestehenden Radweg hin geben.
Bedenken über die schwierige Erweiterbarkeit eines runden Gebäudes wurden bei der Pressekonferenz mit Blick auf die Flächenreserven des 2,9 Hektar großen Grundstücks zerstreut, das Platz für ein zweites Gebäude böte.  Außerdem gehe es nicht um Wachstum, sondern um Qualität, betonte Schneider.