Betrieb und Wirtschaft | 10. April 2014

Schwarzwaldmilch feilt an den Marken

Von René Bossert
Die Schwarzwaldmilch-Gruppe hat 2013 ihren Umsatz um 16,3 Prozent auf den neuen Rekordwert von 182,2 Millionen Euro ausgebaut. Im laufenden Jahr hat sich die Situation auf dem Milchmarkt etwas eingetrübt, dennoch bleibt der Ausblick der Molkerei auf den weiteren Verlauf positiv.
„Wir sind gut unterwegs”, beschrieb Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider den Geschäftsverlauf der ersten  Monate des laufenden Jahres.  Das gelte sowohl für das Freiburger als auch für das Offenburger Werk, betonte  er  in  seinem Vortrag bei  der Generalversammlung der Micherzeugervereinigung Schwarzwaldmilch (MEV) am Mittwoch in Titisee.
Bei der Schwarzwaldmilch wurden 2013 rund 3,8 Millionen Euro investiert, 900 000 Euro mehr als im Jahr zuvor, berichtete Geschäftsführer Andreas Schneider.

 Vom Absatz her sei man besser gestartet als 2013, umsatzmäßig liegen die Markenprodukte im Januar und Fe-bruar bei der Laktosefreien Li-
nie (+13,8 %), Schwarzwälder (+9,7 %) und Bio (+9,7 %) deutlich höher, die Blaue Linie bewege sich auf Vorjahresniveau. 
 Die Marktlage insgesamt habe sich 2014 verschlechtert, vor allem sei zu viel Fett im Markt. Bei Magermilchpulver sei mittlerweile sehr viel Ware verfügbar   – national, in Europa  und weltweit. Bei Schnittkäse seien die Reifelager wieder besser gefüllt. „Der Markt geht etwas nach unten, aber er kippt nicht”, so Schneiders Einschätzung. 
Der Weltmarkt bestimmte das Jahr

Das Jahr 2013 brachte eine deutliche Milchpreisverbesserung, der  sehr aufnahmefähige Weltmarkt habe die Entwicklung bestimmt. Sowohl das Geschäft in Freiburg als auch das in Offenburg profitierten davon (siehe Tabelle). Sowohl für die laktosefreie Linie als auch für Schwarzwälder und für Biomilch waren die Umsatzzuwächse zweistellig, ein Minus verzeichnete dagegen die Blaue Linie. 86,1 Mio. Euro (Vorjahr: 76,7 Mio. Euro) wurden mit Markenprodukten umgesetzt. Noch stärker legte  der Handelsmarken-Umsatz zu: Er stieg von 36,9 Mio. Euro auf 50,9 Mio. Euro.
Der Auszahlungspreis für konventionelle Milch lag laut Schneider rund 0,8 Cent/kg über dem baden-württembergischen Schnitt und 0,5 Cent/kg über dem Bundesmittel. Laut  dem Milchpreisvergleich von top agrar liege die Schwarzwaldmilch unter den Top 5 der deutschen Molkereien. Bei Bio-Milch zahlte man  im Südwesten  die höchsten Preise und lag bundesweit auf Platz 2.
 Der Abstand zwischen konventioneller und Bio-Milch betrug 2013 nur rund 8 Cent/kg, er müsste nach Ansicht von Schneider wieder größer werden. Dass der Export so gut lief, sei der konventionellen Milch  stärker entgegengekommen als der Bio-Milch.
Schneiders Vortrag machte deutlich, dass bei der Schwarzwaldmilch einiges in Bewegung ist. Es gebe nennenswerte Kostensenkungspotenziale im Haus, die werde man suchen und heben, sagte Schneider,  ohne  Einzelheiten zu nennen.
Im Blick auf das Offenburger Werk will er die Produktion von Standardpulver zurückfahren, dagegen in den Bereichen saure Milchpulver, Werklohnprodukte und Pulvermischprodukte Gas geben.
Präzise stellte er seine Vorstellungen für die Weiterentwicklung der Markenprodukte dar. Es gehe um eine weitere Differenzierung und noch mehr Wertschöpfung. Die laktosefreie Linie soll in Richtung fructosefreie und glutenfreie Produkte ergänzt werden. Das Sortiment soll um Pudding und Fruchtquark erweitert werden. Drogerien und der nationale Lebensmitteleinzelhandel sollen als Absatzkanäle  verstärkt ins Visier genommen werden.
Bei Bio-Milch werde viel Bewegung hineinkommen, allein schon weil  75 neue Ex-Omira-Erzeuger ab 1. Juli dazukommen. Auch hier hat Schneider Drogerien als mögliche neue Kunden im Blick. Neue Joghurts   – unter anderem mit Früchten aus der Region  – sollen kommen. Zu prüfen sei auch, ob der Export von Bio-H-Milch sinnvoll sei.
Markenbotschafterin
Bei der Schwarzwälder Linie will er am Konzept wenig ändern, auf den Verpackungen soll mehr Milch zu sehen sein. Die Blaue Linie soll nicht eingestellt, aber in Richtung „Schwarzwälder”  entwickelt werden.  
Auch eine Dachmarken-Kommunikation schwebt  Schneider vor, er betonte aber, dass es sich vorerst nur um  Ideen handle: Er will marketingmäßig noch mehr aus dem Schwarzwald als authentischer und einzigartiger Region herausholen – mehr Inszenierung sei gefragt. Das könne vielleicht mit einer Markenbotschafterin gelingen, einer jungen Frau vom Hof, „die Tradition verkörpert,  aber auch mal nach New York fliegt”, wie Schneider sagte.
Nachgehakt wurde von Erzeugern  mit Blick auf den hohen Bilanzgewinn von rund 3,5 Mio. Euro.  Das Geld sei ja nicht verloren, sondern sei im Unternehmen,  erklärte Schneider. Außerdem werde der Minderheitsgesellschafter der Molkerei das Haus verlassen. „Das müssen wir berücksichtigen.” Der MEV-Vorstandsvorsitzende Markus Kaiser verwies ergänzend auf das Auslaufen der Quote und dass man in guten Zeiten Speck ansetzen müsse. 
Kaiser informierte  über  Gespräche mit der Milcherzeugergemeinschaft Ortenau (MEG), die ihre Gesellschafterstellung bei der Schwarzwaldmilch gekündigt hat. Im März habe es ein erstes Gespräch gegeben, noch im April solle ein weiteres folgen, bei dem eine Lösung im Einvernehmen gesucht werde.
Auf eine solche hofft auch der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Hansjörg Birkenberger. „Eine Tür, die man leise zuschließt, lässt sich einfacher wieder öffnen als eine, die man zuschlägt”, sagte er und  berichtete, dass die  Gerichts- und Anwaltskosten der vergangenen Jahre sich auf gut 120 000 Euro summieren.
Bei den Wahlen wurden Berthild Ebner und Arnold Gleichauf im Vorstand bestätigt; neu in den Vorstand gewählt wurde Bernhard Kohmann aus Hausach. Neu  im Aufsichtsrat sind Stefan Winterhalter aus Oberried, Urban Weber aus St. Peter und Anja Jilg aus Oberharmersbach, die sich in einer Kampfkandidatur gegen Gabriele Ortlieb aus Münstertal durchsetzte.