Hoftor auf für Schwalben!
Auf eine lange Schwalbentradition blickt beispielsweise das Haupt- und Landgestüt Marbach bei Münsingen. Hier finden Schwalben auf naturnah bewirtschafteten Wiesen und Koppeln ausreichend Insekten, an vielen Plätzen auf dem Hof und in den Pferdeställen kleben die halbrunden Lehmnester. Das Baumaterial dazu finden die Vögel rundherum.
„Impulse durch das Volksbegehren ‚Rettet die Bienen‘ und bundesweite Agrarproteste zeigen die Dringlichkeit, mit der zukunftsfähige politische Lösungen für Landwirtschaft und Artenvielfalt gesucht werden müssen, von denen auch die Schwalben profitieren”, betont der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Die Zahl der Mehl- und Rauchschwalben nimmt seit Jahren ab. „Immer seltener sieht man in den Dörfern Misthaufen, die früher mit ihren Fliegen ein reich gedecktes Buffet für die wendigen Flugkünstler waren. Wege und Hofeinfahrten sind oft asphaltiert, und es fehlen lehmige Pfützen, die Baumaterial für die Nester unter Dachvorsprüngen und an Balken bieten”, erklärt NABU-Schwalbenexperte Rudi Apel. Oft würden – obwohl es verboten sei – Schwalbennester bei einer energetischen Sanierung entfernt. Ersatzweise müssten danach Kunstnester angebracht werden. Manche Häuslebesitzer störten sich zudem an den Ausscheidungen. Hier könne ein Kotbrett unterhalb des Nests das Problem lösen. Auf ihrem Flug ins Winterquartier und zurück lauerten weitere Gefahren, so Apel.
Der Flyer „Hoftor auf für Schwalben!” informiert über die Lebensweise der Kulturfolger und gibt Tipps zum guten Miteinander. Die Broschüre räumt zudem mit Vorurteilen in Bezug auf die Hygiene im Stall auf: „Wenn ein Landwirt Schwalben im Stall hat, ist das aus amtstierärztlicher Sicht zu begrüßen. Wenn Hygienemaßnahmen in Milchkammer, Futtergang und Futterlager eingehalten werden, ergeben sich wegen der Nester keine Probleme”, stellt Dr. Christian Bretzinger, Amtstierarzt des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald, klar. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Schwalben für Nutztiere relevante Krankheiten übertragen. Im Gegenteil: Die flinken Jäger halten als Hygienepolizei die Fliegen in Schach – ein Schwalbenpaar frisst während der etwa dreimonatigen Brutzeit über ein Kilogramm Insekten.
Der Flyer ist beim NABU, bei den regionalen Geschäftsstellen der Bauernverbände sowie unter www.NABU-BW.de/schwalbenfreundlicheshaus erhältlich.