Die Reaktionen auf den „Milchgipfel” fielen überwiegend kritisch aus. Als enttäuschend wertete der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Priesmeier, die Ergebnisse. Offensichtlich sei es Minister Schmidt nicht gelungen, ein tragfähiges Konzept mit den Beteiligten abzustimmen, so Priesmeier.
Von einer vertanen Chance sprach Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff. Man habe es verpasst, die in Aussicht gestellten Mittel an eine Reduzierung der Milchmenge zu binden.
Auch von Seiten der grünen Landesminister hagelte es Kritik. Für Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck gehen die Beschlüsse an den Erfordernissen auf dem Milchmarkt vorbei. Er warf dem Bundesminister vor, die Überproduktion als Kernproblem nicht anzugehen. Aus Sicht von Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsminister Johannes Remmel hat das Spitzentreffen keinen Durchbruch gebracht. Als „Pseudogipfel” kritisierte Niedersachsens Ressortchef Christian Meyer die Zusammenkunft. Die Beschlüsse tragen seiner Einschätzung nach nicht zur Problemlösung auf dem Milchmarkt bei. Demgegenüber sieht sein baden-württembergischer CDU-Amtskollege Peter Hauk die Vereinbarungen als „einen ersten guten Schritt”.
Zurückhaltend fielen auch die Stellungnahmen aus den Reihen der Verbände aus. Dem Bauernverband Sachsen-Anhalt zufolge werden die Beschlüsse zu keiner positiven Wende für die Milchviehhalter führen. Für den Landesbauernverband (LBV) Brandenburg sind die in Aussicht gestellten Finanzhilfen allenfalls „ein Tropfen auf den heißen Stein”. Der Bauernverband Schleswig-Holstein plädierte bei einer Mitgliederversammlung in Rendsburg für eine europaweite Reduzierung der Milchmengen, wobei überwiegend freiwilligen Maßnahmen der Vorzug gegeben werden müsse. Dieses Ziel müsse nicht zuletzt über Ausstiegshilfen für aufgabewillige Betriebe erreicht werden.
„Man muss ihn als Gipfel der Verantwortungs- und Hilflosigkeit bezeichnen”, erklärte Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), zum Ergebnis des Berliner Milchgipfels. Wie berichtet, war der BDM von Bundesminister Christian Schmidt nicht zu dem Gipfel eingeladen worden. „Wir hatten bei dieser Besetzung der Gipfelteilnehmer ohnehin keine hohen Erwartungen. Dass aber derart wenig dabei rauskommt, ist selbst für uns schockierend. Die Ursache der Krise und entsprechende Problemlösungen werden wieder nicht angegangen, sondern verlagert und damit auf Zeit gespielt”, lautet Schabers Kommentar zum Ergebnis.
Der BDM schätzt, dass die verkündeten Maßnahmen zur weiteren Bezuschussung der Unfallversicherung, der Installierung eines Bürgschaftsprogramms und Möglichkeiten zur Steuerglättung „genauso verpuffen werden wie das EU-Hilfspaket, das Ende letzten Jahres aufgelegt wurde”. Ohne eine schnelle Markterholung werde es aber Schaber zufolge nicht gelingen, die Milcherzeugerpreise deutlich nach oben zu bringen.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) warf Bundesminister Schmidt vor, er scheue den Konflikt mit der Molkereiwirtschaft. Sie müsse unter Druck gesetzt werden, kurzfristig Anreize zur Verminderung der Milcherzeugung zu geben.
Als nicht ausreichend wertete der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) die Ergebnisse des „Milchgipfels”. Die Devise für einen „Systemumbau” müsse lauten „weniger Milch, mehr Qualität, mehr Einkommen”. Der Schlüssel dazu liege in einer Extensivierung der Produktion.