Land und Leute | 22. Oktober 2020

Schlachtung ohne Achtung

Von René Bossert
Auf einem Betrieb im Landkreis Waldshut gab es gravierende Tierschutzverstöße, die auf heimlich gedrehten Videoaufnahmen einer Tierschutzorganisation dokumentiert wurden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Auf dem Betrieb mit eigener Schlachtung und Direktvermarktung werden Rinder, Schweine und Geflügel gehalten. Videoaufnahmen zeigen Tierschutz-Verstöße bei der Schlachtung: Die Rinder wurden nicht mit einem Bolzenschuss, sondern mit der Langwaffe betäubt. In zwei Videosequenzen wird gezeigt, dass mehrmals geschossen wurde und ein bis zwei Minuten zwischen den beiden Schüssen vergingen. Puten wurden ohne Betäubung getötet.
Daneben zeigen die mit mehreren heimlich installierten Kameras über mehrere Wochen hinweg gedrehten Aufnahmen  Rinder, die kniehoch im Kot stehen. Gedreht wurden die Aufnahmen vom Verein „Metzger gegen Tiermord”.
 Das Landratsamt Waldshut hat nach eigener Mitteilung dem Besitzer  die Schlachtung mit sofortiger Wirkung untersagt. Außerdem wurde ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot angeordnet und Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Der Fall wurde am Mittwoch von der Bild-Zeitung  auf der Titelseite aufgegriffen, in der Schlagzeile  war vom  „Brutalo-Bauer” die Rede. Ein am gleichen Tag ausgestrahlter  Fernsehbeitrag in Stern TV war mit „Die Gräueltaten eines Landmetzgers” überschrieben. Darin kommentiert die Landestierschutzbeauftragte Dr. Julia Stubenbord die Aufnahmen mit der Aussage „Es ist wirklich wilder Westen hier” und der Kreisveterinär Dr. Klaus Reuther zeigt sich schockiert. Auf dem Betrieb seien bisher bei den seit Jahren durchgeführten Kontrollen keine Verstöße feststellbar gewesen seien und es habe  keine Anzeigen oder Beschwerden gegeben.