Pflanzenbau | 13. März 2014

Saatmais im Rheintal ein Renner

Von Raphael Maurath, LWA Breisgau-Hochschwarzwald
Zu ihrer traditionellen Jahresversammlung trafen sich kürzlich in Bad Krozingen-Hausen die Saatmaisvermehrer aus dem Rheintal. Im Mittelpunkt dabei der Rückblick auf das vorige Jahr und die aktuelle Erörterung der Problemlage für 2014.
Beregnung war im Saatmais zumindest im Frühsommer kein Thema: Ende Mai 2013 kam es gemarkungsweise quasi zu lokalen Flutungen.
Markus Gräbling, Vorstandsmitglied beim Verband baden-württembergischer Saatguterzeuger e.V. (VbwS) und selbst Saatmaisvermehrer in Breisach-Gündlingen, verwies in seiner Begrüßung auf die erfreuliche Entwicklung der Vermehrungsfläche: 2013 wurden im Rheintal 4294 ha Saatmais vermehrt – plus drei Prozent gegenüber dem Jahr zuvor –, wobei 2013 witterungsbedingt kein wirklich gutes Maisjahr war. Die Entfahnungskampagne startete insgesamt zwei Wochen verspätet und der Regen, der erst ab September fiel, konnte von den Beständen meist nicht mehr genutzt werden.
Im Mai wurde ein insektizider Wirkstoff zur Saat genehmigt, was jedoch keinen praktischen Nutzen hatte, da die Aussaat schon abgeschlossen war. Im laufenden Jahr 2014 erfolgte bisher eine Wiederbeantragung des Wirkstoffes, die aber  vorläufig abgelehnt wurde. Nachdem der Maiswurzelbohrer in der EU den Quarantänestatus verloren hat (siehe BBZ 10, Seite 6), ergeben sich hieraus neue Perspektiven, die derzeit auf Bundesebene beraten werden.
Bald Konkurrenz im Elsass?
Marco Eberle vom VbwS verwies darauf, dass im Elsass in den nächsten Jahren, ähnlich wie in Südbaden, ein Saatmaisgebiet mit vergleichbarem Umfang aufgebaut werden soll mit entsprechender Trocknungskapazität und Aufbereitung. Hansjörg Mayer-Ullmann von der Saatgutanerkennungsstelle des LTZ Augustenberg berichtete, dass die Entfahnung am 13.Juli 2013 begann, so spät wie nie zuvor. Insgesamt gewinnt nach seinen Ausführungen die maschinelle Entfahnung mehr und mehr an Bedeutung. Die Sorten im Vorstufen- und Basissortenbereich im Vergleich zu den zertifizierten Sorten haben einen Höchststand von 94 bzw. 77 Sorten erreicht. Die Firma KWS hält mit 73,2 % den größten Anteil Saatmaisfläche unter den Mitbewerbern in Südbaden.
Die Sorte Ricardinio hat in den letzten drei Jahren den größten Anbauumfang (335 ha im Vorjahr). 55 Sorten werden steril vermehrt, 22 wurden mit leichtem Anstieg fertil vermehrt. 25 Sorten werden als Dreiweghybride und 50 Sorten als Einweghybride vermehrt, bei beiden mit leichtem Anstieg zu den Vorjahren. Die Verteilung der Vermehrungsfläche im Rheingraben ist der  Grafik auf Seite 21 zu entnehmen. Dabei bauten im Vorjahr 259 Vermehrer  auf durchschnittlich 16,2 ha/Betrieb Saatmais an. 2013 wurden 19,3 ha aberkannt.
Im Anschluss berichtete Mayer-Ullmann zu geplanten rechtlichen Änderungen der EU beim neuen Saatgutrecht. Danach sollen die bisher geltenden zwölf Saatgutrichtlinien der EU durch eine in allen Mitgliedstaaten unmittelbar geltende EU-Verordnung ersetzt werden. Dabei sollen künftig per Wahlfreiheit Aufgaben im Rahmen der Sortenzulassung und der Saatenanerkennung entweder durch die beteiligte Wirtschaft oder amtlich durchgeführt werden können. Die Umsetzung ist für 2016 geplant mit einer Übergangsfrist von drei Jahren.
Dr. Andrea Jonitz, ebenfalls vom LTZ Augustenberg, beleuchtete die Qualitätsergebnisse der Saatmaiskampagne 2013. Danach erreichten 44 % der Proben eine Keimfähigkeit von 98 %, 2012 waren dies 61 %. Beim Kalttest lagen 35 % der Proben an der 98-%-Marke (im Vorjahr 42 %). Im Vergleich von fünf Jahren lag die Keimfähigkeit 2013 mit 97 % im Durchschnitt, was einem durchschnittlichen Wert von 96 % entspricht. Bei der Feuchte ergab sich 2013 ein minimal trockenerer Wert von 11,6 % (Durchschnitt fünf Jahre 11,7 %). Einzig bei der Trockenkornmasse lag der Wert niedriger mit 287 g im Vergleich zum Fünfjahresschnitt, der bei 294 g lag. Fremdbefruchtung trat zwar häufiger auf als Selbstbestäubung, insgesamt waren die Werte aber besser als im Vorjahr.
Entfahnungsmaschinen – hier bei einer BALA-Gerätevorführung – setzen sich zunehmend durch.
Der Heubachtest prüfte das Anhaftungsvermögen von Mesurol, hier liegt der Grenzwert bei 0,75 g/100 000 Korn. Auch hier lag der  Wert deutlich unter dem Grenzwert. Damit konnte eine sehr gute Entfahnungsqualität bescheinigt werden. 
Zum Thema „GAP-Beschlüsse – was kommt auf die Landwirte in Baden-Württemberg zu?” sprach Heike Hespe, Referatsleiterin im Ressort Agrarpolitik und Europaangelegenheiten beim Stuttgarter Landwirtschaftsministerium. Nach dem Leitbild soll die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) hinführen zu mehr Ökologisierung. Für die nationale Umsetzung ist die Gesetzgebung in Vorbereitung (die BBZ berichtete mehrfach). In diesem Rahmen soll auch die Beratung grundlegend neu strukturiert werden. Ein Beratungsmodul kann nach derzeitigen Plänen mit maximal 1500 Euro gefördert werden.
Zuwendungsempfänger ist die Beratungsorganisation, nicht der Betriebsinhaber. Voraussetzung ist, dass die Beratungsorganisation und die Qualifizierung der Beratungskräfte anerkannt sind.
In der anschließenden Diskussion versuchten die Saatmaisvermehrer einzelne Aspekte des schwierigen Themas GAP näher zu beleuchten. Es wurde abgewogen, wie sich einzelne Fördermaßnahmen in die Betriebsstruktur einbauen lassen. Tröstliches Fazit am Ende der Veranstaltung: Trotz aller Probleme und kritischen Bewertungen bleibt der Saatmaisanbau nach wie vor attraktiv, was sich auch darin zeigt, dass weitere Flächen zur Vermehrung händeringend gesucht werden.