Betrieb und Wirtschaft | 22. Februar 2018

Saatgutkäufer sollten sich sputen

Von Donat Singler
Saatgut für die Frühjahrssaat im Südwesten ist knapp. Gründe sind der nasse Herbst in Norddeutschland und der heiße Sommer im Südwesten. Saatgut für Sommerweizen ist ausverkauft und für Hafer nur sehr begrenzt verfügbar.
Wer noch klassisches Getreidesaatgut fürs Frühjahr braucht, sollte sich sputen. Denn das Angebot ist im Vergleich zu anderen Jahren eng, teils ist die Ware richtig knapp. Grund ist unter anderem der nasse Herbst des vergangenen Jahres in Norddeutschland. Aufgrund zahlreicher Niederschläge waren dort nicht alle Felder rechtzeitig befahrbar, sodass nennenswerte Flächen nicht mit Wintergetreide bestellt werden konnten.
Hafer-Saatgut ist besonders knapp.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, liegt die Aussaatfläche von Wintergetreide in Deutschland um 2 % oder 121000 Hektar unter den Anbauflächen von 2017. Beim Winterweizen beträgt das bundesweite Minus 4,7 % oder 147000 Hektar. Die größten Flächenrückgänge beim Winterweizen gab es in Schleswig-Holstein mit −27 % und  in Niedersachsen mit −12 %.
Der Agrarhandel im Südwesten spürt eine „massive Nachfrage” nach Sommergetreidesaatgut aus Norddeutschland, erklärte ein Händler gegenüber der BBZ. Sommerweizen aus deutschen Vermehrungen gilt als ausverkauft. Deshalb ist jetzt auch polnische oder französische Ware auf dem deutschen Markt – sofern Importware noch zu bekommen ist. Teilweise wird versucht, Ware zu mobilisieren, die weniger als die in Deutschland geforderte Keimfähigkeit von 92 % besitzt.
Weil Saatgut in Deutschland nicht auf Vorrat produziert wird, ist auch bei der Sommergerste die Ware knapp. „Wer freie Flächen hat, kann mit der Sommergerste im Grunde nichts falsch machen”, kommentierte ein süddeutscher Saatgutverkäufer das erhöhte Interesse aus den deutschen Küstenländern.
Hafer aus heimischen Vermehrungen ist besonders knapp, weil er die Sommerhitze des vergangenen Jahres voll mitbekommen hat. Deshalb litt die Keimfähigkeit, größere Aberkennungen waren die Folge. In frühen Lagen litt auch die Keimfähigkeit der Sommergerste.
Die größeren Agrarhändler in Baden-Württemberg verfügen nach eigenen Angaben noch über ausreichend Saatgut für den restlichen erwarteten Bedarf. Sollten allerdings umfangreiche Auswinterungsschäden oder durch Hochwasser geschädigte Felder hinzukommen, wagt keiner der Befragten eine Aussage zur weiteren Saatgutversorgung.
Auch im Südwesten gibt es einen höheren Saatgutbedarf bei Sommerungen. So dürfte im Rheintal die Fläche bei Sojabohnen und Braugerste wachsen, um den Maiswurzelbohrer zurückzudrängen. Betroffen sind die Landkreise von Lörrach bis Rastatt. In den Zuckerrübengebieten wird ebenfalls mit einem Plus für die Sommergerste gerechnet, weil die gewachsenen Rübenflächen zu spät räumen für die Winterweizensaat.
Weniger Erbsen
Die Düngeverordnung hat für die Anbauplanung nach Einschätzung des Handels keine gravierenden Folgen. Dagegen führe das Pflanzenschutzverbot auf ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) dazu, dass der Erbsenanbau deutlich sinken werde. Ohne Herbizide sei der konventionelle Anbau problematisch.
Bei den Saatgutpreisen für Sommergetreide sind die Aussagen  unterschiedlich. Manche Händler rechnen mit mehr oder weniger stabilen Preisen. Andere erwarten teils deutliche Preisanhebungen.