Roman über Hütekinder
Er greift in einer fiktiven Geschichte das Schicksal des Hütejungen Miggi auf, der während des Zweiten Weltkriegs auf zwei Höfen im Schwarzwald als Hirtenbub lebt und arbeitet und seine Kindheit früh hinter sich lassen muss. Während Miggi auf dem ersten Hof schlecht behandelt wird, fühlt er sich bei seiner zweiten Hütestelle fast wie zuhause. Doch der Krieg hält auch im Alltag der Bauern Einzug, und die Lage auf dem Hof eskaliert, als 1945 die Franzosen im Schwarzwald einmarschieren.
Autorin des Romans ist die Kulturwissenschaftlerin Julia Heinecke aus Freiburg, die zu diesem Thema bereits eine Zeitzeugenbefragung gemacht hat. Sie hat ehemalige Hütekinder, vorwiegend aus dem Raum Furtwangen, interviewt und deren Erfahrungen gebündelt und auf berührende Weise in diesem Roman zusammengefasst.
Mit der Thematik der Hütekinder greift der Verlag einen Teil bäuerlicher Wirklichkeit im Schwarzwald bis zur Erfindung des Elektrozaunes auf. Das Landkind vergangener Jahrhunderte, aber auch unserer Zeit, erlebt sein Hineinwachsen in die bäuerliche Großfamilie durch die schrittweise Übernahme verschiedener Arbeitsgänge. Bereits Sechs- oder Siebenjährige konnten etwa mit dem Füttern der Hühner zu einem unverzichtbaren Teil der Hofgemeinschaft werden und sich damit, neben Arbeitsauffassung und Grundwissen, bereits Vertrauen zu sich selber und Anerkennung durch die Älteren erwerben. Für die Größeren hieß das, mit dem Großvieh auf die Weide zu gehen. Die Arbeit hatte ihren selbstverständlichen Platz im kindlichen Leben. Neben eigenen Kindern kamen in Zeiten wirtschaftlicher Not auch Kinder aus ärmeren Familien und aus der Stadt auf die Höfe. Doch die Übergänge zwischen Ausbeutung und Fürsorge waren fließend. Thomas Hafen, Wissenschaftlicher Leiter des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, schreibt in seinem Vorwort zu unserem Roman: „Zu Zeiten wirtschaftlicher Not war das Kind im Haushalt nicht viel als ein Maul mehr, das es zu stopfen galt.” Noch sind viele ältere Landwirte und Dorfbewohnerinnen unter uns, die bis in die 1950er-Jahre Vieh gehütet haben und davon berichten können. Mit dem Roman will der Badische Landwirtschafts-Verlag diesen Menschen eine Stimme geben – ohne zu beschönigen oder zu verklären.