Land und Leute | 29. Oktober 2014

Acht Betriebe in zwei Tagen besichtigt

Von Verena Reiß, Nicole Gerteiser
Auch dieses Jahr hieß es beim BBL wieder: Auf zur Regiotour! Vergangene Woche starteten die Landwirte, Agrargymnasiasten und Winzer der Edith-Stein-Schule in Freiburg und weitere Interessierte in ihr zweitägiges Abenteuer an den Bodensee.
Bei der Gärtnersiedlung Reichenauer erfuhren die jungen Leute viel über Paprikaerzeugung.
Michaela Schöttner, Agrarreferentin des BBL, hatte in diesen beiden Tagen acht  interessante Betriebsbesichtigungen organisiert. Ein großes Highlight war die Besichtigung der Biogasanlage in Hahnennest. 2009 haben sich fünf örtliche Landwirte  ihren großen Traum erfüllt und bauten eine Biogasanlage. Die Landwirte Thomas Metzler, Georg und Simon Rauch, Egon Kaltenbach und Edwin König bewirtschaften insgesamt eine Fläche von 1200 Hektar. Neben ihrer Biogasanlage haben sie alle ihren eigenen Betrieb mit Schweinen oder Milchvieh. Die Hahnennester Biogasanlage ist in das deutsche Gasnetz integriert, drei Viertel des erzeugten Gases fließen dort hinein.  Einer der Geschäftsführer, Thomas Metzler, erklärte der Gruppe, dass solch ein Zusammenschluss von Landwirten nur funktionieren kann, wenn man lernt, dass der andere auch einmal Fehler macht.
Gärtnersiedlung Reichenauer
Auf dem Hagenweilerhof posierte die Gruppe mit Betriebsleiter Hans Schmeh (rechts) zum Gruppenfoto.
Ein weiteres Beispiel für einen gut funktionierenden Zusammenschluss ist die Gärtnersiedlung Reichenauer. Hier haben sich Clemens Blum, Tobias Jörg, Matthias Keller, Matthias Rückert und Thomas und David Wehrle zusammengeschlossen und eine riesige Paprikaplantage gebaut. In diesem Betrieb wird die Regionalität groß geschrieben.
Das Gewächshaus brachte die Gruppe ins Staunen, denn es ist 408 m lang, 7 m hoch und 288 m breit. Das sind 110 000 m² oder 16 Fußballfelder! Die Paprikapflanze wächst bis zu 5 m hoch. Wegen dieser enormen Größe arbeiten 100 Mitarbeiter im Gewächshaus. Ihre Aufgabe ist es, die Paprika zu ernten und zu pflegen. Bis zu 20 Tonnen Paprika werden pro Tag geerntet, nur ein sehr geringer Prozentsatz wird weggeworfen. Der Abfall wird  auf das Feld gefahren und in den Boden eingearbeitet. Der Betrieb ist hoch technisiert, die Landwirte in der Gruppe waren von den fahrbaren Erntewägen sehr angetan. Die Führung war lustig und nahrhaft zugleich, da die Teilnehmer  immer wieder leckere Paprika zu essen bekamen.
Vier Quadratmeter pro Huhn
Bei der Biogasanlage in Hahnennest erfuhren sie etwas über Kooperationen unter Landwirten.
Das letzte Highlight war der Geflügelhof Hönig. Dieser hält 70 Prozent seiner Hühner in Freilandhaltung. Die Hühner legen in der Woche bis zu einer Million Eier. Jedem Huhn stehen 4 m² Platz zur Verfügung –  mehr als einem Kind im Kindergarten zusteht, witzelte Christian Hönig. Er gab den Landwirten unter den Teilnehmern mit, dass es wichtig sei, Nähe zu den Kunden aufzubauen und sie wieder auf die Landwirtschaft aufmerksam zu machen.
Dieses Abenteuer namens Regiotour am Bodensee wird die Gruppe von der Edith-Stein-Schule und der Landjugend Südbaden nicht so schnell vergessen. Sie bekamen viele neue Einblicke in die Landwirtschaft und neue Ideen.