Land und Leute | 16. April 2020

Regionales wird bis zur Haustür gebracht

Von Hans Hörl
Ein Bringdienst für regionale Produkte wurde jetzt in Freiburg-Opfingen gestartet. Er soll einen Beitrag zur Sicherung der regionalen Grundversorgung leisten.
Matthias Reinbold, Erwin Wagner, Ulrich von Kirchbach und Katharina Mensch (von links) stellten den Bringdienst vor.
„Wer nicht raus kann, soll nicht auf regionale Produkte verzichten”, sagte Katharina Mensch, Bio-Landwirtin und Ernährungsberaterin aus Freiburg-Opfingen. Sie hat gemeinsam mit dem Opfinger Landwirt und Lohnunternehmer Erwin Wagner und Matthias Reinbold aus Freiburg zu Beginn der Corona-Krise einen Bringdienst für regionale Produkte mit dem Namen „LandWERTschaft Tuniberg” ins Leben gerufen und ist nun die Betreiberin. Wagner ergänzte: „Wir wollen versuchen, mit regionaler Erzeugung die Bevölkerung satt zu bekommen. Dabei wollen auch wir Landwirte uns zeigen. In den Medien sind wir nicht so vertreten, da uns dafür schlichtweg die Zeit fehlt.”
Er habe wieder mit dem Anbau von Kartoffeln begonnen, um Kunden ein lagerfähiges Produkt anbieten zu können. „Wenn wir die Leute in der Krise nicht ins Boot kriegen, hat die regionale Erzeugung mit kleinen Betrieben keine Zukunft. Wir sind für die Verbraucher da, und uns ist alles möglich, wenn die Preise stimmen. Es ist zu wünschen, dass der Bürger auch nach der Krise noch zu uns kommt”, betonte Wagner.
Katharina Mensch erläuterte: „Weil viele Märkte weggefallen sind, fehlen der Landwirtschaft die Absatzwege, zum Beispiel beim Spargel. Wir können nun die Direktvermarktung damit verbinden, den Leuten zu helfen. Man bestellt bis 13 Uhr auf der Plattform www.regional-bringts.de und am nächsten Nachmittag wird das Bestellte ins Haus geliefert. Bezahlt wird pro Lieferung. Ich rechne das dann mit den Lieferanten ab. Derzeit sind es 15 Betriebe und es melden sich ständig weitere.”
Bisher bediene man Kunden in einem Radius von zwölf Kilometern um Opfingen und erreiche damit alle Tuniberggemeinden und einige Stadtteile Freiburgs. Die Fahrer arbeiten ehrenamtlich. „Wenn es uns gelingt, den Bringdienst dauerhaft zu etablieren, wird das allerdings nicht mehr ehrenamtlich möglich sein. Wir brauchen etwa fünfzig bis sechzig Kunden pro Tag. Im Augenblick sind es nicht mehr als zwölf.”
Die Fülle ist vielen Kunden gar nicht bewusst
Die Produktpalette reicht von manchen Obst- und Gemüsearten über Salat, Kräuter, Honig, Spargel bis zu Brot, Wein und Säften. Auch Tiefkühlkost sei vereinzelt erhältlich. Fleisch und Milchprodukte aus dem Schwarzwald komplettierten das Angebot. Vielen Bürgern sei eine solche Fülle gar nicht bewusst.
„Diese Art der regionalen Vermarktung könnte eine positive Folge der Corona-Krise sein”, sagte sie. Der Freiburger Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach wies darauf hin, dass 70 % der Nahversorgung mit Lebensmitteln von der heimischen Landwirtschaft bestritten werden könnten. Die Stadt unterstütze die Initiative ideell; zusätzliche Unterstützung sei nicht ausgeschlossen. „Wir wollen diese Idee in die Köpfe bringen”, sagte von Kirchbach.