Pflanzenbau | 24. März 2022

Rapsfungizide oft nicht nötig

Von Dr. Peter Knuth, RP Tübingen
Mit den wärmer werdenden Nächten müssen die Rapsbestände wie jedes jahr hinsichtlich einer eventuell notwendigen Bestandsregulierung oder Krankheitsbekämpfung kontrolliert werden.
Sclerotinia an einem Rapsstängel.
Die Entscheidung für oder gegen einen Fungizideinsatz im Frühjahr und zur Blüte des Winterrapses ist nicht leicht zu treffen, da es – anders als bei den Schädlingen – dafür keine Bekämpfungsrichtwerte gibt. Blattinfektionen durch die Wurzelhals- und Stängelfäule im Frühjahr sind zwar häufig, aber in der Regel von geringer Bedeutung. Reine Blattinfektionen ohne Infektionen der Stängelbasis sind in der Regel harmlos, da die infizierten Blätter meistens während der Wintermonate absterben. Die heutigen Rapssorten weisen in der Regel eine geringe Anfälligkeit auf.
Tebuconazol und Metconazol – siehe Tabelle – zeigen auch bei reduzierten Aufwandmengen gute Einkürzungseffekte.  Ob zur Sicherung der Standfestigkeit im Frühjahr eine Fungizidbehandlung erforderlich ist, hängt von der Lageranfälligkeit der angebauten Sorte ab. In einem kühlen Frühjahr mit Temperaturen unter 15 °C sind keine guten Wirkungsgrade zu erwarten.
Sclerotinia - Weißstängeligkeit
Die Weißstängeligkeit ist die bedeutendste Rapskrankheit. Befallene Stängelteile werden weiß und sterben ab. Starker Sklerotinia-Befall kann zu empfindlichen Ertragsverlusten führen. Die Sklerotinia-Infektionen beginnen während der Vollblüte (BBCH 65), aber Krankheitssymptome sind erst deutlich nach der Blüte zu erkennen.
2021 kam es – im Gegensatz zu den Vorjahren – aufgrund der lang anhaltenden feuchten Witterung während der Blüte zum Teil zu heftigen Infektionen. Auch die Wirkungsdauer der eingesetzten Fungizide konnte mit dem langen Infektionszeitraum nicht mithalten. Auf unbehandelten Feldern kam es zu deutlichen Ertragseinbußen.
Zur Entscheidungsfindung, ob 2022 eine Behandlung notwendig ist, kann das Prognosemodell „SkleroPro” des Informationssystems Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) genutzt werden: www.isip.de > Baden-Württemberg > Entscheidungshilfen > Raps > Sklerotinia-Prognose. Die Nutzung von Sklero Pro ist in allen Schutzgebieten vorgeschrieben. Die Behandlungen gegen die Weißstängeligkeit werden in der Praxis in der Regel während der Vollblüte durchgeführt.
Bienenschutz
Zur Wuchsregulierung und Bekämpfung der Pilzkrankheiten sind Fungizide zugelassen, die bei Soloanwendung alle als nicht bienengefährlich (B4) eingestuft sind, siehe Tabelle. Vorsicht ist aber bei Tankmischungen von Azolfungiziden mit Pyrethroiden zur gleichzeitigen Bekämpfung des Kohlschotenrüsslers und/oder der Kohlschotenmücke geboten. Bei diesen Tankmischungen ändert sich die Bienengefährdung in B2. Mospilan SG und Danjiri dürfen gegen Rapsglanzkäfer nur noch bis BBCH 59 – erste Blütenblätter sichtbar; Blüten noch geschlossen – eingesetzt werden.
Zusammenfassung
Wenn  im Herbst bereits eine Fungizidbehandlung zur Regulierung der Winterfestigkeit und/oder gegen die Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma) stattgefunden hat, sind im Frühjahr Behandlungen zur Wuchsregulierung und Phoma-Bekämpfung in aller Regel nicht notwendig. In amtlichen langjährigen Versuchen haben Toprex und Carax die stärkste einkürzende Wirkung gezeigt. Vor allem bei gestressten Beständen können zu hohe Mittelmengen zu Ertragsverlusten führen.