Raps auf den Winter vorbereiten
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass in milden Wintern die Fungizidbehandlung im Herbst nicht notwendig gewesen wäre. Leider weiß man das immer erst im nachfolgenden Frühjahr. Viele Landwirte spritzen vorsichtshalber. Die Bestände sollten im September aber genau beobachtet und Einkürzungsmaßnahmen nur dann durchgeführt werden, wenn alle Anzeichen dafür sprechen, dass ein optimales Entwicklungsstadium bis zum Wintereinbruch ohne Behandlung nicht erreicht werden kann.
Ein früher Saattermin fördert die Wurzel- und Einzelpflanzenentwicklung, kann aber zu üppiger Bestandsentwicklung führen und damit das Risiko von Auswinterungsschäden erhöhen. Gerade bei Frühsaaten muss der Bestand genau beobachtet werden, um rechtzeitig eine regulierende Maßnahme durchführen zu können. Bei Spätsaaten – Anfang September – besteht in der Regel kein Auswinterungsrisiko, so dass eine einkürzende Behandlung nicht notwendig wird, dafür reicht allerdings oftmals bei schlechter Herbstentwicklung die Bestandesdichte für hohe Erträge nicht aus.
Die im Herbst eingesetzten Fungizide haben als Wirkstoffkomponenten Azole, die außer der rein fungiziden Wirkung gegen Phomainfektionen auch wuchsregulierende Eigenschaften haben, siehe Tabelle. Die Azole greifen dabei in den Hormonhaushalt der Pflanzen ein, was bei kleinen Rapspflanzen durchaus auch eine ernsthafte Belastung sein kann. Schwach entwickelte Bestände sollten nicht auch noch eingekürzt werden. Ebenso sollte eine Behandlung unterbleiben, solange die Bestände unter Trockenheitsstress leiden, oder wenn die Pflanzen durch Herbizidmaßnahmen geschwächt sind.
Hat man den Zeitpunkt für eine wuchsregulierende Maßnahme verpasst und der Bestand ist womöglich bereits ins Längenwachstum übergegangen, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden – die Bestände können ja nicht im Nachhinein wieder „geschrumpft” werden.
Bei anhaltender feucht-warmer Witterung nach der Rapsernte sind auf den Ernteresten der Altrapsfelder ideale Vermehrungsbedingungen für die Pilzkrankheit vorhanden. Ihre Sporen werden durch den Wind auf die neuen Rapsfelder geweht und können dort im September die jungen Rapspflanzen infizieren. 2017 könnten die Niederschläge im August nach der Rapsernte für die Entwicklung des Pilzes ideal gewesen sein.
Das für den Privatnutzer kostenpflichtige „Phoma-Modul” von ProPlant (Firma Bayer) berechnet aufgrund von Witterungsdaten die Infektionswahrscheinlichkeit durch Phoma im Herbst und kann als Entscheidungshilfe für einen Fungizideinsatz genutzt werden. Aber auch die Pflanzenschutzdienste der Landratsämter können mit diesem Prognosemodell die Infektionswahrscheinlichkeit für Phoma in ihrem Landkreis ermitteln und nutzen dies für die Beratung.
Die ersten Symptome einer Infektion sind relativ leicht zu erkennen. Auf den Blättern der jungen Rapspflanzen erscheinen zunächst gelbliche Flecken, die sich im Zentrum weißgrau verfärben und viele winzig kleine schwarze Pünktchen haben, die sogenannten Pyknidien. In den Pyknidien bilden sich die Pyknidiosporen, die die Krankheit im Herbst und bis ins Frühjahr hinein im Bestand dann weiter verbreiten. Bei stärkerem Infektionsdruck kann es bereits im Herbst zu einem Durchwachsen des Pilzes vom infizierten Blatt über den Blattstiel auf den Stängel oder den Wurzelhals kommen. Bei dem Anfangsbefall auf den Blättern ist die Schadwirkung noch als gering einzustufen, die Stängel- und Wurzelhalsinfektionen können aber zu einer Vermorschung und Einschnürung des Wurzelhalses bis hin zum Absterben der Pflanze führen.
Gerade die Empfehlung, gut wachsende Bestände möglichst früh und sogar noch mit reduzierten Aufwandmengen einzukürzen, bedeutet eine reduzierte Wirkung gegen Phoma. Wenn also bei entsprechendem Infektionsdruck die Zielrichtung einer Fungizidanwendung in erster Linie die Bekämpfung der Wurzelhals- und Stängelfäule sein soll, sollte man einerseits immer die volle zugelassene Aufwandmenge des Mittels einsetzen und andererseits erst im Sechs- bis Acht-Blatt-Stadium behandeln.
Normalerweise blüht im Herbst in den Rapsfeldern natürlich nicht viel. Da diese Auflage aber auch einzuhalten ist, wenn einzelne blühende Unkräuter im Feld stehen, müssen die Bestände vor dem Einsatz solcher Tankmischungen auf blühende Pflanzen kontrolliert werden.
Das Insektizid Nexide, ein Pyrethroid, ist als Einzelprodukt zur Erdflohbekämpfung ebenfalls als bienenungefährlich eingestuft. In diesem Jahr wurde Nexide erneut langfristig zugelassen. Tankmischungen mit Azolfungiziden sind jetzt ebenfalls als B2 eingestuft (früher B1) und können jetzt auch nach dem täglichen Bienenflug eingesetzt werden.