Tierhaltung | 21. August 2014

Räuberei am Bienenstand vermeiden

Von Remigius Binder, Bienenfach berater am RP Tübingen
Plündern Bienen die Honig- oder Futtervorräte benachbarter Völker, so ist daran gar nicht so selten der Imker selbst schuld. Damit es nicht so weit kommt, sollten einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden.
Wenn sich Imker über eine Räuberei beklagen, dann denken sie meist nicht an Honig- oder Bienendiebe in Menschengestalt. Vielmehr wird so das unerwünschte Verhalten eines Bienenvolkes bezeichnet, wenn es die Honig- oder Futtervorräte  eines benachbarten Volkes plündert und dieses dadurch in Existenznot gerät. Solange die Natur den Bienen einen reich gedeckten Tisch bietet und Nektar und Honigtau gesammelt werden können, zeigen Bienen kaum Interesse an den Vorräten anderer Völker. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn die  natürlichen Trachtquellen versiegen. Bei uns ist das spätestens ab Mitte Juli der Fall, mit Ausnahme von Spättrachtgebieten.
Das Verkleinern der Fluglöcher nach Trachtende durch Einlegen eines Holzkeils schützt vor unliebsamer Räuberei und verhindert außerdem das Eindringen von Mäusen in der kühleren Jahreszeit.

Ab diesem Zeitpunkt erregt alles, was nach Honig oder  Zuckerwasser duftet, das gesteigerte Interesse der ansonsten beschäftigungslosen Sammlerinnen. Bienen verfügen bekanntlich über eine gute Kommunikation und mit Hilfe der Bienentänze wird der Fundort dem übrigen Volk mitgeteilt. In kürzester Zeit sucht dann ein ganzes Heer nach der neuen Trachtquelle, auch dann noch, wenn diese längst versiegt ist. Ein geschwächtes oder sonst wenig wehrhaftes Volk am Stand wird in dieser Situation leicht  zum Opfer. Haben die ersten Täterinnen Einlass gefunden und von den Vorräten naschen können, so geben sie oft keine Ruhe, bis der letzte Honigrest aufgezehrt ist. In aller Regel lässt das Interesse an fremden Futterquellen erst nach der Auffütterung nach.
Vorsorge treffen
Gar nicht selten ist es der Imker selbst, der durch einen Fehler oder durch Unachtsamkeit die Bienen zu ihrem Raubzug verleitet. Damit es nicht so weit kommt, sollten einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:
  • Das Abschleudern, das heißt die letzte Honigwabenentnahme im Jahr, sehr früh morgens oder spät abends durchführen, dann sind weniger Sammlerinnen unterwegs. Wer dabei zügig arbeitet und die entnommenen Honig- und Altwaben sofort in einer Zarge unterbringt, die mit Boden und Deckel bienendicht verschlossen werden kann, reduziert die Gefahr der Räuberei.
    Ober- und Unterseite einer Bienenflucht: Durch die runde Öffnung verlassen die Bienen den Honigraum und finden danach auf der Unterseite keinen Weg mehr zurück.
  • Die Verwendung einer Bienenflucht erleichtert die Honigwabenentnahme enorm. Zwischen Brut- und Honigraum eingelegt bewirkt sie, dass die Bienen den Honigraum verlassen, aber nicht wieder dorthin zurückkehren können. Erforderlich ist dafür allerdings eine Betriebsweise mit Absperrgitter, da ansonsten eventuell verbliebene Brutflächen im Honigraum von den Pflegebienen nicht verlassen werden. Einen Tag danach können die Honigräume nahezu bienenfrei abgenommen werden.
  • Leere Honigwaben, Entdeckelungsgeräte und ganz besonders Entdeckelungswachs dürfen nie offen und für alle Völker zugänglich am Bienenstand angeboten werden.
    Deckelwachs darf nie offen am Bienenstand angeboten werden, da der Honig- und Wachsgeruch die Sammlerinnen zu stark reizt und einzelne Völker ausgeraubt werden könnten.
  • Spätestens mit Beginn der Fütterung werden die Fluglöcher der Wirtschaftsvölker eingeengt, damit die Wächterbienen ihr Volk leichter gegen unliebsame Futterdiebe verteidigen können. Bei Ablegern wird diese Vorsichtsmaßnahme gleich von Beginn an bei ihrer Erstellung vorgenommen.
  • Mit der Zugabe von frisch geschleuderten und noch honigfeuchten Waben möglichst bis zum Abend warten. Die hereinbrechende Nacht unterbindet die Suche der Sammlerinnen und bis zum nächsten Morgen hat sich der lockende Honigduft verflüchtigt.
  • Die Fütterung nach Möglichkeit auf den Abend legen und falls mal etwas danebengeht, dies  umgehend mit reichlich Wasser abwaschen.