Qualität gut, Preise mäßig
„Wir bekommen täglich mehr, als wir auf einmal verarbeiten können. Wir haben Wartezeiten von vier bis fünf Stunden”, erklärte ein namhafter Fruchtsafthersteller aus der Region Stuttgart. Branchenkennern zufolge werden die Betriebe ihre Lagertanks bis zum Anschlag füllen: Weil sie die kleinere Ernte im kommenden Jahr fürchten und weil die Ware mengenbedingt derzeit günstig zu beziehen ist. Viele Betriebe kaufen deshalb den eineinhalbfachen bis zweifachen Jahresbedarf ein.
Ungewöhnlich ist dieses Jahr auch die Qualität der Mostäpfel und -birnen. „Die Ware ist gesund und das Zucker-Säure-Verhältnis von Beginn an gut und ausgewogen”, berichten übereinstimmend die befragten Fruchtsaftbetriebe im Land. Mancherorts seien die Früchte mangels Regen „etwas trocken”, aber ein echter Mangel ist das nicht.
Wer das Glück hat, dass seine Bäume in einer Zuschussregion wachsen, erzielt mitunter höhere Preise. „Wir müssen grundsätzlich Mostäpfel zukaufen. Dann kann ich den örtlichen Lieferanten doch den gleichen Preis bezahlen. Zumal, wenn ich die Erzeugung in der Region halten will”, sagte der Inhaber einer südbadischen Fruchtsaftkelterei, der dieses Jahr brutto 10 Euro je 100 kg bezahlt, Landwirte erhalten 11 Euro.
Ob im Saisonverlauf die Preise noch steigen, ist offen. Als Gründe werden das große heimische Angebot, die gute Qualität und manchmal das internationale Angebot genannt. Beim internationalen Markt winkt der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) allerdings ab. Laut VdF-Angaben hat China eine kleinere Apfelernte eingefahren. Für den traditionellen Kunden USA ist deshalb weniger Ware verfügbar. In die Lücke springt Polen, das seine große Ernte in Übersee verkaufen will. Damit sei die Gefahr einer polnischen Apfelschwemme in der EU gebannt.