Betrieb und Wirtschaft | 19. November 2020

Puten kratzen die Grasnarbe nicht auf

Von Birgit Schwarzmeier
Der Hummelhof in Schonach öffnete kürzlich seine Pforten, um Verbrauchern Besonderheiten seiner Freiland-Putenhaltung zu vermitteln.
Als Familie Hummel vor 15 Jahren startete, gab es wenige Berufskollegen in der Nähe, an denen sie sich orientieren konnten. Nebenerwerbsbäuerin Manuela Hummel erinnert sich: „Putenfleisch aßen wir gerne. Gesundheitlich galt es als wertvoll. Nur die Berichte über Putenhaltung gefielen uns nicht. Und da wir genug Fläche haben, informierten wir uns und fingen  mit zehn  Puten an.”
Inzwischen hält die Familie 120 Tiere. Wer gerne eine Pute kaufen möchte, muss sich auf die Warteliste setzen lassen. So groß ist die Nachfrage nach diesen tiergerecht gehaltenen, wohlschmeckenden Tieren.
Günter Hummel (links) stellte seine Putenhaltung im Freiland vor.

„Wollen Sie nicht mehr Puten halten?”, wollte ein Besucher von Günter Hummel wissen. Doch der  verneinte. Die jetzt gehaltene Menge passt zu den Stallungen und auch der Durchlauf im Schlachtraum ist begrenzt.  Insgesamt werden übers Jahr vier   Altersgruppen gehalten. Mit der Frühlingswärme Ende April kommen die ersten rund  30 Jungputen auf den Hof. Die letzten Puten kommen Ende Juli und bleiben bis Weihnachten.
 Die Jungputen bekommen in den ersten beiden Wochen ihr gewohntes Fertigfutter. Danach wird die Ernährung umgestellt, auf reichlich Gras und angequetschtes Getreide,  das je nach Alter mit einem Bio-Mineralfutter ergänzt wird.  Regelmäßig bekommen sie eine neue Weide und frisches Wasser. Durch den Verzicht auf  Fertigmastfutter  mit seinen Zusätzen benötigt man  rund  sechs Wochen länger,  bis die Tiere schließlich ihr Schlachtgewicht erreichen.
 
Engerlinge fressen sie gerne
Im Gegensatz zu Hühnern kratzen die Puten die Grasnarbe nicht auf, ihnen reicht eine Sandkuhle zur Gefiederpflege. Nur im Herbst, wenn sie die gefräßigen Engerlinge der Junikäfer im Boden spüren, kratzen sie die bereits beschädigte Grasnarbe auf und fressen diese.
 Nach der Eingewöhnungsphase wird morgens – unabhängig vom Wetter – der Stall geöffnet und die Tiere entscheiden selbst, wo sie sich aufhalten. Dadurch ist genügend Platz vorhanden. Dies ist sehr wichtig, damit die Tiere sich bei Streitigkeiten aus dem Weg gehen können. Abends müssen  die Puten in den  Stall, um nicht Opfer des Fuchses zu werden.
Ab Ende August beginnen dann, fast wöchentlich, die Schlachtungen der Puten im eigenen Schlachtraum. Vermarktet werden immer nur ganze Tiere. Diese werden zerlegt und nach Kundenwunsch vakuumiert und beschriftet. Die Kunden holen nach Terminvereinbarung ihren Jahresbedarf  gefrierfertig ab.