Platzbedarf nicht nach Schema F berechnen
Die bisherigen Empfehlungen zur Berechnung der erforderlichen Stallplätze und Abteilgrößen (siehe Kasten) basierten auf rein theoretischen Kalkulationen. Im Rahmen eines Projektes der LfL in Grub wurde nun geprüft, inwieweit diese Empfehlungen von Praxisbetrieben umgesetzt werden und ob hier ein Anpassungsbedarf besteht. Dazu wurden zwölf bayerische Ferkelerzeuger mit Herden von 250 bis 600 produktiven Zuchtsauen genauer untersucht. Im Fokus standen vor allem der Ablauf der Stallplatz- und Abteilbelegung der einzelnen Betriebe und die Anzahl der jeweils zeitgleich eingestallten Sauen einer Gruppe sowie der zeitgleich abgesetzten Ferkel.
Im Deckzentrum wurden bislang 20 % Reserveplätze für umrauschende Tiere empfohlen, im Abferkelbereich 10 % Reserveplätze.
Da zudem die Anzahl der zeitgleich abferkelnden Sauen von Termin zu Termin erheblich schwankt (siehe Abb. 1), müssen nicht selten Würfe und Sauen früher als geplant aus dem Abferkelbereich ausgestallt werden. Sollen Reserveplätze im Abferkelbereich tatsächlich als solche zur Verfügung stehen, muss die Zahl der Deckplätze im Vergleich zum Abferkelbereich stärker als bisher üblich begrenzt werden.
Deckbereich: Statt 20 % Reserve bezogen auf zwei Sauengruppen werden nun nur noch 15 % Reserveplätze bezogen auf eine Gruppe empfohlen. Der Beispielbetrieb benötigt dann nur noch 96 Deckplätze (= 2 × 44,4 + 15 % von 44,4) statt 107 Deckplätzen (= 2 × 44,4 + 20 % von 88,8).
Wartebereich: Der gleiche Betrieb benötigt 178 Warteplätze in Gruppenbuchten (= 4 × 44,4). Zusätzlich sollten vier Plätze
(= 2 %) in Einzelbuchten vorgehalten werden, um zum Beispiel unverträgliche oder kranke Sauen aufnehmen zu können. Diese Reserve wurde früher nicht empfohlen.
Abferkelbereich: Die neue Empfehlung für den Abferkelbereich ist in der Abbildung 1 dargestellt. Sie beruht auf tatsächlich realisierten Daten
eines Betriebes. Gemäß der bisherigen Planungsempfehlung sind bei 44,4 Sauen je Gruppe zwei Hauptabteile mit je 45 Plätzen und ein Reserveabteil mit acht bis neun Plätzen (=10 % von 88,8) gebaut worden. Die Abbildung zeigt aber, dass die Anzahl der zu den einzelnen Terminen ferkelnden Sauen mit 36 bis 51 Tieren erheblich um den rechnerischen Mittelwert von 44,4 schwankt. Bei nur 44–45 Plätzen in den Hauptabteilen müsste der Landwirt bei nahezu der Hälfte der Abferkelungen Sauen in das Reserveabteil umstallen. Das hat Nachteile für die Rein-Raus-Belegung sowie die Hygiene und erhöht die Arbeitsbelastung. Daher sehen die neuen Empfehlungen vor, von den insgesamt 10 % Reserveplätzen etwa die Hälfte in die Hauptabteile zu integrieren und das separate Reserveabteil für nur noch etwa 5 % der Abferkelplätze auszulegen. Damit hätten die beiden Hauptabteile je 47 Plätze
(= 44,4 + 5 % von 44,4) und das Reserveabteil 4–5 Plätze (= 5 % von 88,8).
Ferkelaufzucht: Bei sehr vielen Ferkelerzeugern sind bereits wenige Jahre nach einer Baumaßnahme die Stallplatzkapazitäten in der Ferkelaufzucht zu knapp. Hauptgrund hierfür ist die kontinuierliche Steigerung der abgesetzten Ferkel je Sau und Jahr, deren Ausmaß bei der Stallplanung regelmäßig unterschätzt wurde. Dazu kommt, dass die Zahl an zeitgleich ferkelnden Sauen schwankt und eine schwankende Anzahl an zeitgleich abgesetzten Ferkeln nach sich zieht. Zu geringe Platzkapazitäten führen in der Praxis oftmals zur Vermischung der Ferkelpartien und damit zu gesundheitlichen Nachteilen.
Abbildung 2 zeigt die Größe der „Ferkelwellen” für den bereits in Abbildung 1 dargestellten Betrieb. Bei durchschnittlich 44,4 Sauen je Gruppe, mit einer durchschnittlichen Absetzleistung von 11,6 Ferkeln je Wurf, werden im Schnitt etwa 515 Ferkel je Termin abgesetzt. In der Realität müssen zwischen 380 und 605 Ferkel in die Aufzucht eingestallt werden.
Im Vergleich zu den bisherigen Planungen muss ein deutlich größerer Reservezuschlag von mindestens 10 %, besser 20 % erfolgen. Das sind für jede Gruppe abgesetzter Ferkel mindestens 567 Plätze, besser aber 618 Plätze. Mit letzterer Anzahl wäre die zusätzlich zu erwartende Leistungssteigerung der Herde für die kommenden drei bis fünf Jahre sicher abgedeckt. Ein sauberes Rein-Raus-Verfahren wäre zu jeder Zeit durchführbar. Der Betrieb müsste also drei Aufzuchtabteile mit je 618 Plätzen (= insgesamt 1854 Plätze) bauen. Ideal wäre zusätzlich ein weiteres halbes Abteil mit etwa 310 Plätzen für Nachzügler, Kranke usw.
In der Ferkelaufzucht ist gegenüber einer Kalkulation mit Durchschnittswerten die tatsächliche betriebsindividuelle Leistung als Grundlage heranzuziehen. Beim Platzbedarf ist ein Zuschlag von 20 % zur Aufnahme schwankender Ferkelzahlen und zur Berücksichtigung der zu erwartenden Leistungssteigerungen an abgesetzten Ferkeln je Sau und Jahr sinnvoll.