Land und Leute | 02. Januar 2017

Mit Globuli Pflanzen stärken und behandeln

Von Sabine Köllner
Zusammen mit ihrer Mutter Christiane Maute, Vorreiterin homöopathischer Anwendungen bei Pflanzen, zeigt Cornelia Maute die positiven Effekte und Anwendungsfälle auf. Für uns stand sie im Interview Rede und Antwort. Am Freitag, den 10. Februar 2017 schließen wir einen Vortragsabend zu diesem interessanten Thema im Haus der Bauern in der Merzhauser Str. 111 in 79100 Freiburg an. Beginn ist 18.30 Uhr (Einlass ab 18 Uhr). Eintritt: 5 Euro.
Cornelia Maute, Referentin, Beraterin für Pflanzenhomöopathie und Buchautorin untersucht einen Rosenstock auf Schädlinge hin.
Wie kommen Sie und Ihre Mutter dazu, Pflanzen homöopathisch zu behandeln? Gibt es so etwas eigentlich auch anderswo?
Die „Geburtsstunde der Pflanzenhomöopathie” war für uns vor mehr als  15 Jahren, als meiner Mutter Christiane ein neu gekaufter Rittersporn heruntergefallen und der Haupttrieb abgebrochen war. Die gelernte Heilpraktikerin für Klassische Homöopathie dachte spontan daran, das homöopathische Mittel für Verletzungen, Schlag, Sturz und Fall auszuprobieren: Arnika C 200. Da der Rittersporn am nächsten Tag sichtlich erholt und aufgerichtet dastand, war ihre Neugier geweckt. Nach und nach hat sie  während der Folgejahre verschiedene  Mittel in ihrem Nutz- und Ziergarten ausprobiert und dokumentiert. In der Folge ist  das Buch „Homöopathie für Pflanzen” entstanden. Ich selbst bin von Kindesbeinen an über meine Mutter mit der Homöopathie vertraut. So war schon vieles über die Homöopathie in meinem Kopf, ohne dass ich es extra lernen musste. Durch die Erfahrungen im Garten meiner Eltern und das Anlegen meines eigenen Gartens wurde ich neugierig und begann nun ebenfalls,  mich  an meinen Pflanzen  auszuprobieren. Mich fasziniert  an der homöopathischen Behandlungsweise, dass ich ohne Schädlingsmittel eine Stärkung der Pflanzen erreichen kann und diese sich so meist aus eigener Kraft vor Schädlingen oder Krankheiten  zu schützen vermögen. Die Erfahrung zeigt, gestärkte Pflanzen sind deutlich weniger anfällig.  Ich möchte betonen, dass wir keine „Pflanzen-Flüsterer” sind; unsere Behandlungen und die Auswahl der passenden Mittel geschehen ganz pragmatisch und logisch nach Kriterien, die für jeden nachvollziehbar sind, der sich näher damit beschäftigt. Grundsätzlich ist die  Methode, Pflanzen mit Homöopathie zu behandeln, nicht ganz neu. Bereits im Jahr 2009 wurde die Anwendungspraxis von V. D. Kaviraj in einem Buch veröffentlicht: „Homöopathie für Garten und Landwirtschaft”.

Wenn man über Homöopathie spricht, sind die einen davon überzeugt, die anderen lächeln und verweisen auf den berühmten Placebo-Effekt?

Ich kann die Argumente der Kritiker zunächst sehr gut nachvollziehen. Denn in den Hochpotenzen C 30 und C 200, die wir meistens verwenden, ist tatsächlich kein labortechnisch nachweisbarer Ausgangsstoff mehr zu finden. Was soll dann eigentlich wirken, ein bisschen Zucker – und nichts? Bei der Behandlung von Menschen und auch Tieren können Kritiker immer wieder einen Placebo-Effekt anführen: der Patient ist durch die besondere Zuwendung, durch Zufall, Einbildung oder aufgrund spontaner Besserung ohne erkennbaren Zusammenhang zum homöopathischen Mittel wieder gesund geworden.  Bei Pflanzen ist dies aus meiner Sicht anders: Hier kann ich nicht mehr von einem Placebo-Effekt sprechen, denn die Pflanze zeigt deutliche Reaktionen auf ein homöopathisches Mittel, die nicht auf anderes Zutun zurückzuführen sind. Das sieht man vor allem bei Vergleichs-Versuchen mit behandelten und unbehandelten Pflanzen.

Wie zeigt sich die Wirkung?

Homöopathie wirkt direkt auf die Lebenskraft eines Lebewesens. Pflanzen sind Lebewesen mit einem Stoffwechsel, wie Menschen und Tiere auch, wo ja die Homöopathie schon seit langem erfolgreich eingesetzt wird. Pflanzenzellen können Stoffe aufnehmen und verarbeiten, also auch homöopathische Mittel. Der Impuls, der in einem passenden homöopathischen Mittel steckt, wird von der Pflanzenzelle so verarbeitet, dass sie davon profitiert und Mängel oder Krankheiten ausgleichen kann. Wählt man ein unpassendes homöopathisches Mittel, geht die Information quasi „ungelesen” durch. Die Wirkung zeigt sich nach dem passenden homöopathischen Mittel oft schon nach wenigen Stunden oder Tagen: Schädlinge dezimieren sich, die Blattfarbe verändert sich, Krankheitszeichen wie Schimmelbefall oder Wachstumsstörungen nehmen ab, zerstörte Pflanzenteile fallen ab und die Pflanze zeigt einen gesunden, kräftigen Neu-Austrieb.

Welche Mittel und Potenzen sind vorrangig in der Verwendung? Gibt es so etwas wie einen  Konstitutionstypus wie beim Menschen im Sinne  Hahnemanns, des Begründers der Homöopathie?

Die am häufigsten eingesetzten Mittel sind Arnika, Calendula, Silicea, Sulphur und Thuja. Wir verwenden sie in den Potenzen C 30 und C 200. Die sogenannten Niedrigpotenzen D 6 setzen wir ähnlich wie Dünger ein, z. B. Magnesium phosphoricum und Kalium phosphoricum. Bei den verschiedenen Potenzen unterscheiden sich auch die Dosierungen. Bestimmte Konstitu- tionstypen konnten wir noch nicht ermitteln, allerdings wirken manche homöopathische Mittel besonders gut innerhalb einer Pflanzenfamilie. Ein Beispiel: Cimicifuga C 30 wirkt sehr gut gegen Schädlinge an Rosengewächsen und rosenähnlichen, also auch an Beerensträuchern, Hibisken, Aprikosen und anderen. Bei diesem Thema stehen wir noch ganz am Anfang, denn die Pflanzengattungen und -familien sind sehr umfangreich; hier wünsche ich mir manchmal das Wissen eines Botanikers.

Bei welchen Schadbildern lassen sich homöopathische Mittel anwenden? Wo liegen die Grenzen?

Viele verschiedene Schadbilder lassen sich gut mit Globuli behandeln: Pilzerkrankungen, bakterielle Erkrankungen, Wachstumsstörungen, Verletzungen und Schädlingsbefall. Ein absolutes Novum ist die Behandlung von Witterungsfolgen – dies gibt es meines Wissens sonst nirgends! Wie findet man Abhilfe bei Frost, Sonnenbrand, Staunässe, Hitze oder Hagel? Diese Behandlung ist einzigartig. Sehr gut funktioniert die Homöopathie auch bei Aussaaten, Umsetzen und Neupflanzungen. Hier kann man im direkten Vergleich sehen, dass die Keimdauer kürzer ist, die Pflanzen rascher anwachsen und starke, kräftige Wurzeln ausbilden. Vorbeugende Anwendung ist  sinnvoll und auch wirksam, so kann man zum Beispiel pilzanfällige Pflanzen schon vor der kritischen Phase mit entsprechenden Globuli behandeln.  Für uns gibt es keine Grenzen der homöopathischen Behandlung von Pflanzen. Bei sehr starken Schädigungen des Bodens wird es schwierig, denn aus totem Material kann auch der  Einsatz von Homöopathie nichts Lebendiges mehr hervorbringen.

Wer probiert Pflanzenhomöopathie aus? Wo werden Sie nachgefragt?

Immer wieder melden sich viele Hobbygärtner, die in ihren Hausgärten gerne gesundheitsbewusst und ohne Gifte anbauen möchten. Viele gärtnern schon seit Jahren in ihrem Nutzgarten auf biologische Art. Aber auch in Ziergärten, in denen sich Kinder und Haustiere aufhalten, ist die Giftspritze fehl am Platze, denn Pflanzenschutzmittel können im direkten Kontakt schädigen. Seit der Übersetzung des Buches in mehrere Sprachen und der Veröffentlichung unserer Website mit dem Beratungsservice erreichen uns Anfragen aus der ganzen Welt. Interessierte vieler Länder Europas über Monaco bis Slovenien, Costa Rica, Indien und sogar bis in den Iran sind mit uns in Kontakt getreten.

Sie haben klein angefangen mit Kursen und Vorträgen, inzwischen zwei Bücher über Pflanzenhomöopathie und speziell über Homöopathie für Rosen geschrieben. 

Es gibt zwei Maute-Bücher: „Homöopathie für Pflanzen” und „Homöopathie für Rosen”. Es gibt jedoch immer wieder Pflanzenprobleme und spezielle Gegebenheiten, die eine professionelle Beratung erfordern. Man kann seine Pflanzen sehr gut mithilfe der Bücher selbständig behandeln. Auf einem Vortrag oder Seminar bekommt der Teilnehmer noch einen tieferen Einblick in die Methode, und als Referentin kann ich gezielt auf spezielle Anliegen eingehen. Es gibt jedoch immer wieder Pflanzenprobleme und spezielle Gegebenheiten, die vom Laien nicht allein mithilfe des Buches behandelt werden können.
Oft ist es wichtig, eine genau recherchierte Abfolge von Einzelmitteln zu geben. Daher haben wir  einen Beratungsdienst eingerichtet, auf den Sie über die Website (www.maute-pflanzen homöopathie.de) zugreifen können.

Wo liegt das Potenzial in der Pflanzenhomöopathie? Kann sie Schädlingsbekämpfungsmittel ersetzen?

Normalerweise werden auftretende Pflanzenprobleme so angegangen: Da gibt es eine Krankheit oder einen Schädling, folglich gehen Sie in den nächsten Gartencenter oder Baumarkt und sprühen oder gießen etwas dagegen. Das Motto der Behandlung ist: Unerwünschtes wird beseitigt oder zerstört, Fehlendes wird ergänzt. Damit sind Sie permanent mit Bekämpfen und Düngen beschäftigt. Aber: Was wird denn wirklich zerstört oder beeinflusst? Kann man abschätzen, ob nicht auch Mikroorganismen beseitigt werden und damit die Bodenzusammensetzung langfristig aus dem Gleichgewicht gebracht wird? Was ist mit Nützlingen? Kennen Sie immer die Kollateralschäden? Gelten die Dosierungsanweisungen für alle Bedingungen und Pflanzen gleichermaßen?  Bei der Anwendung von Homöopathie ist dies anders: Sie fördert die Stabilität und Regenerationsfähigkeit der Pflanzen, da das richtige Mittel „wie ein Schlüssel ins Schloss passt”. Sie ist ungefährlich für Umwelt und Nützlinge. So gesehen kann in der Regel auf Schädlingsbekämpfungsmittel verzichtet werden, denn eine gestärkte Pflanze, die in einem intakten System mit passenden „Nachbarn” wachsen darf, wird von Schädlingen nicht geschwächt und geschädigt.  Die Homöopathie zeigt noch einen ganz wichtigen Vorteil: Sie wirkt sehr lang anhaltend und nachhaltig. Oftmals reicht eine einzige Anwendung aus, um ein Pflanzenproblem für lange Zeit nicht mehr in Erscheinung treten zu lassen. Ein einziger, richtig gesetzter Impuls erreicht eine umfassende Stärkung; somit haben wir einen Langzeiteffekt. Es sind mit der Zeit immer weniger Eingriffe nötig, wir erhalten ein gesundes System. Und – Homöopathie ist preisgünstig, denn die verwendete Menge ist  gering und der Arbeitsaufwand reduziert sich nach und nach.
Einfach ist auch die  Anwendung, Sie brauchen keine Messbecher oder speziellen Gerätschaften. In vielen Ratgebern zum biologischen Gärtnern werden aufwendig angerührte Jauchen, Brühen und Tees verwendet. Diese sind hilfreich und haben ihre Berechtigung. Doch in kleineren Gärten mit direkter Nähe zum Nachbarn ist eine stinkende Tonne mit Brennnessel-Jauche nicht jedermanns Sache. Auch ist nicht  jede „biologische” Methode auch wirklich rundum schonend. So ist die Verwendung von Schmierseife gegen Läuse auch schädlich für andere Nützlinge, da sie den Chitinpanzer verklebt. Das Anrühren und Vergießen von Globuli-Wasser dagegen ist sehr einfach, sauber und schnell in der Handhabung.