Der Schweinezuchtverband German Genetic nutzte die Plattform des Landwirtschaftlichen Hauptfestes in Stuttgart, um auf die schwierige Situation der Ferkelerzeuger im Südwesten und in der gesamten Bundesrepublik aufmerksam zu machen.
Als der Bundesrat am 21. September die Verlängerung der Übergangsfrist für die betäubungslose Kastration ablehnte, haben sich die Dänen und Holländer schon die Hände gerieben, sagt
Hans-Benno Wichert, der Präsident des
Schweinezuchtverbandes German Genetic, beim Pressegespräch im Schweinezelt. Mit der Entscheidung der Regierungskoalition, gut eine Woche später, die Übergangsfrist doch noch mal um zwei Jahre zu verlängern, dürfte die Vorfreude der Nachbarn aufs gute Ferkelgeschäft erst mal verflogen sein.
Die Jungsauen zeigten wenig Interesse am Fototermin vor dem Protestplakat des Schweinezuchtverbandes, zu dem Hans-Benno Wichert ins Schweinezelt geladen hatte.
Entwarnung kann und will Wichert gleichwohl nicht geben.
Zum einen ist die Fristverlängerung für die betäubungslose Ferkelkastration noch nicht in trockenen Tüchern, wie er betont, zum anderen sehen sich die deutschen Sauenhalter weiteren widersprüchlichen Forderungen von Verbrauchern und Gesellschaft ausgesetzt, die ihnen das Leben schwer machen. Das hat zur Folge, dass jeder zweite Betrieb in den nächsten zehn Jahren aus der Ferkelproduktion aussteigen will, wie eine aktuelle, repräsentative Umfrage der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Deutschland (ISN) ergab. Dafür wurden rund 650 Betriebe befragt. Und in Süddeutschland sind es sogar 60 Prozent der Betriebe.
Alarmglocken
„Da schrillen bei mir alle Alarmglocken”, sagt Wichert. Noch lauter
sollten die Alarmglocken allerdings bei den Schlachtunternehmen und im
Lebensmitteleinzelhandel läuten. Denn ohne Ferkel aus Baden-Württemberg
gibt es auch kein Schweinefleisch aus regionaler Erzeugung mehr.
„Das muss allen in der Branche, aber auch der Politik und den
Verbrauchern klar sein”, unterstreicht der Verbandspräsident. Zumal mit
Ferkeltransporten aus dem Ausland über viele hundert Kilometer neue
Tierschutzfragen auftauchen.
Der Schweinezuchtverband fordert darum alle Beteiligten auf, die
nächsten zwei Jahre zu nutzen, die vier Alternativen zur betäubungslosen
Kastration zur Praxisreife weiterzuentwickeln, um den gesellschaftlich
erwünschten Familienbetrieben ein Überleben zu ermöglichen. Des Weiteren
braucht es auskömmliche Preise und die Nachfrage der Verbraucher nach
regional erzeugten Schnitzeln.