Politik | 09. März 2017

„Ohne Landwirtschaft ist nichts zu machen”

Von Walter Eberenz
Die Wolfacherin Kordula Kovac ist 2013 als CDU-Kandidatin auf Platz 17 der Landesliste für sie selbst überraschend in den Bundestag gekommen. Seither hat sie sich als engagierte Kämpferin für die Landwirtschaft in Südbaden bei Bäuerinnen und Bauern hohe Anerkennung verschafft. Sie will wieder antreten.
Die gelernte Verwaltungsbeamtin Kordula Kovac kümmert sich im Bundestag um brennende Themen für die heimische Landwirtschaft.
BBZ:
Frau Kovac, nach Ihrer  Wahl in den Bundestag  haben Sie recht schnell mit landwirtschaftlichen Themen auf sich aufmerksam gemacht.  Sind Sie zur Landwirtschaft gekommen oder ist sie  zu Ihnen gekommen?
 
Kovac: Das ist ein Mix aus beidem. Wenn man wie ich 30 Jahre in Südbaden fest verwurzelt ist und aus dem Sauerland kommt – eine ähnliche Region –, dann weiß man, dass ohne Landwirtschaft nichts zu machen ist in diesen Regionen. Weil sonst nicht nur ein Tal zuwächst, sondern die Menschen vom Land weggehen in die Stadt und wir dann keine Zukunft haben im ländlichen Raum. Und wenn man wie ich in Wolfach 21 Jahre Kommunalpolitik  gemacht hat als Stadträtin, dann ist einem das noch viel mehr bewusst. Für mich war ganz klar, dass ich nach meiner für mich sehr überraschenden Wahl  in den Bundestag  in dieser  Richtung etwas machen würde. Als Wolfgang Schäuble mich dann darauf angesprochen hat, was ich denn machen würde, habe ich gesagt, ja gerne Ernährung, Landwirtschaft, ländliche Räume. Dann hat er gesagt, das habe ich von Ihnen auch nicht anders erwartet,  hat gelächelt und  sich gefreut, weil er ja auch genau weiß, wie wichtig das für uns ist. Dann habe ich das gemacht und das ist für mich ein Traumjob, sage ich Ihnen ganz ehrlich.

Die Landwirtschaft und der ländliche Raum Südbadens sind „für mich ein Traumjob”, sagt Kordula Kovac.
BBZ:
Mittlerweile sind Sie  ja in bäuerlichen Kreisen in Südbaden nicht nur bekannt, sondern, nach allem, was die BBZ  mitbekommt, wird Ihr Einsatz  sehr anerkannt. Welche Rückmeldungen erreichen Sie denn aus der Praxis?

Kovac: Ich merke schon, dass mein Einsatz anerkannt wird, und das freut mich auch. Ich denke, in der heutigen Zeit ist es auch wichtig, dass man sich für die Landwirte einsetzt, weil die von meinen politischen Mitbewerbern ja gerade richtig Druck bekommen. Ich sage,  ich bin eine „Schwarze” und ich stehe hinter der Landwirtschaft.  Ich sage auch immer ganz deutlich, ich habe nicht Landwirtschaft gelernt, ich bin keine Winzerin. Aber mir ist es wichtig, dass ich für Sie kämpfe und dass ich erkenne, wo bei Ihnen der Schuh drückt.

BBZ: Es wirkt ja manchmal so, als könnten Sie an mehreren Orten mit unterschiedlichen Problemstellungen gleichzeitig sein: Kirschessigfliege, Biberproblem, Zukunft der Kleinbrenner ... Hat für Sie der Tag 25 Stunden und mehr?

Kovac: Nee, aber wenn  man als Politiker aktiv ist, muss man mit wenig Schlaf auskommen, ganz klar. Und die Familie muss dahinterstehen, das mitmachen. Und man muss vor allem eins können:  Nah bei den Menschen sein, mit ihnen reden. Man muss wirklich merken, wo sie der Schuh drückt. Ich habe weder Abitur noch habe ich studiert, aber ich denke, ich bin bei den Menschen. Das ist eigentlich das Allerwichtigste, was ein Politiker machen muss. Und für mich ist auch wichtig, dass ich stricken kann. Da lachen immer alle, wenn ich das sage. Aber Stricken ist für mich etwas Kreatives, genauso wie Nähen oder etwas Handwerkliches  zu machen. Und Politiker müssen kreativ sein, die müssen nach Lösungen suchen zusammen mit den betroffenen Menschen. Und dann kriegt man auch etwas hin. Man muss halt, ich sage immer in Anführungsstrichen, „stricken” können.

Kordula Kovac macht bei Wolfgang Schäuble Werbung für den Kirschstollen mit heimischem Kirschwasser.
BBZ:
Wie „stricken” Sie denn in Berlin, um bäuerliche Anliegen weiterzutragen und voranzubringen?

Kovac: Bevor ich mit meinem Mann vor 30 Jahren nach Südbaden gezogen bin, habe ich acht Jahre das Büro eines Bundestagsabgeordneten  gemanagt und habe dabei auch ein bisschen was  gelernt. In den 21 Jahren als Stadträtin in Wolfach habe ich auch viel gelernt. Man muss halt  seine Netzwerke aufbauen. Man muss wissen, wo man Verbündete hat und wo nicht. Das ist wichtig, denn manchmal muss auch ganz schnell gehandelt werden, wie  bei der Kirschessigfliege.  Man muss dann in Berlin Druck machen und beharrlich sein.  Bei der Kirschessigfliege wurde ich erhört und hatte dazu noch das große Glück, dass wir dafür Mittel aus dem Bundeshaushalt bekommen haben.  Generell  kann man auch Abgeordnete aus der eigenen Heimatregion fragen, wenn man ein Anliegen hat. Zum Thema Kirschessigfliege habe ich natürlich Wolfgang Schäuble um Rat gefragt.  Er hat mir sofort gesagt, wie man das hinkriegt, weil er auch aus seinem Wahlkreis heraus gewusst hat, dass die Kirschessigfliege keine Eintagsfliege ist.

BBZ: Haben Sie im politischen Alltag auch schon Enttäuschungen erlebt, die haften geblieben sind?

Kovac: Ja gut, es gibt immer Enttäuschungen, das ist aber nicht mein Antrieb. Mein Antrieb ist, da bin ich die Frau eines im Bergbau beschäftigten Menschen, das Licht am Ende des Tunnels. Man muss positiv sehen und immer versuchen, weiterzukämpfen und voranzugehen. Man darf sich durch negative Dinge  nicht kirre machen lassen,  dass man dann aufgibt. Man muss weiterkämpfen. Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig im Leben. 

BBZ: Da erübrigt sich ja fast die Frage, ob Sie zur Bundestagswahl in diesem Jahr noch mal antreten wollen?

Kovac: Ich möchte gerne noch mal kandidieren. Deshalb bewerbe ich mich jetzt am Wochenende für den aussichtsreichsten Listenplatz, weil ich  ja keinen Wahlkreis habe. Die Wahlkreise in Südbaden sind alle vergeben. Ich habe also nur  eine Chance, wieder in den Bundestag zu kommen,   wenn ich einen aussichtsreichen Listenplatz habe. Wenn ich den bekomme, heißt es weiterkämpfen und dem Wahlergebnis am 24. September entgegensehen. 

BBZ: Frau Kovac, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Sie persönlich.