„Ohne Landwirtschaft ist nichts zu machen”
Kovac: Ich merke schon, dass mein Einsatz anerkannt wird, und das freut mich auch. Ich denke, in der heutigen Zeit ist es auch wichtig, dass man sich für die Landwirte einsetzt, weil die von meinen politischen Mitbewerbern ja gerade richtig Druck bekommen. Ich sage, ich bin eine „Schwarze” und ich stehe hinter der Landwirtschaft. Ich sage auch immer ganz deutlich, ich habe nicht Landwirtschaft gelernt, ich bin keine Winzerin. Aber mir ist es wichtig, dass ich für Sie kämpfe und dass ich erkenne, wo bei Ihnen der Schuh drückt.
BBZ: Es wirkt ja manchmal so, als könnten Sie an mehreren Orten mit unterschiedlichen Problemstellungen gleichzeitig sein: Kirschessigfliege, Biberproblem, Zukunft der Kleinbrenner ... Hat für Sie der Tag 25 Stunden und mehr?
Kovac: Nee, aber wenn man als Politiker aktiv ist, muss man mit wenig Schlaf auskommen, ganz klar. Und die Familie muss dahinterstehen, das mitmachen. Und man muss vor allem eins können: Nah bei den Menschen sein, mit ihnen reden. Man muss wirklich merken, wo sie der Schuh drückt. Ich habe weder Abitur noch habe ich studiert, aber ich denke, ich bin bei den Menschen. Das ist eigentlich das Allerwichtigste, was ein Politiker machen muss. Und für mich ist auch wichtig, dass ich stricken kann. Da lachen immer alle, wenn ich das sage. Aber Stricken ist für mich etwas Kreatives, genauso wie Nähen oder etwas Handwerkliches zu machen. Und Politiker müssen kreativ sein, die müssen nach Lösungen suchen zusammen mit den betroffenen Menschen. Und dann kriegt man auch etwas hin. Man muss halt, ich sage immer in Anführungsstrichen, „stricken” können.
Kovac: Bevor ich mit meinem Mann vor 30 Jahren nach Südbaden gezogen bin, habe ich acht Jahre das Büro eines Bundestagsabgeordneten gemanagt und habe dabei auch ein bisschen was gelernt. In den 21 Jahren als Stadträtin in Wolfach habe ich auch viel gelernt. Man muss halt seine Netzwerke aufbauen. Man muss wissen, wo man Verbündete hat und wo nicht. Das ist wichtig, denn manchmal muss auch ganz schnell gehandelt werden, wie bei der Kirschessigfliege. Man muss dann in Berlin Druck machen und beharrlich sein. Bei der Kirschessigfliege wurde ich erhört und hatte dazu noch das große Glück, dass wir dafür Mittel aus dem Bundeshaushalt bekommen haben. Generell kann man auch Abgeordnete aus der eigenen Heimatregion fragen, wenn man ein Anliegen hat. Zum Thema Kirschessigfliege habe ich natürlich Wolfgang Schäuble um Rat gefragt. Er hat mir sofort gesagt, wie man das hinkriegt, weil er auch aus seinem Wahlkreis heraus gewusst hat, dass die Kirschessigfliege keine Eintagsfliege ist.
BBZ: Haben Sie im politischen Alltag auch schon Enttäuschungen erlebt, die haften geblieben sind?
Kovac: Ja gut, es gibt immer Enttäuschungen, das ist aber nicht mein Antrieb. Mein Antrieb ist, da bin ich die Frau eines im Bergbau beschäftigten Menschen, das Licht am Ende des Tunnels. Man muss positiv sehen und immer versuchen, weiterzukämpfen und voranzugehen. Man darf sich durch negative Dinge nicht kirre machen lassen, dass man dann aufgibt. Man muss weiterkämpfen. Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig im Leben.
BBZ: Da erübrigt sich ja fast die Frage, ob Sie zur Bundestagswahl in diesem Jahr noch mal antreten wollen?
Kovac: Ich möchte gerne noch mal kandidieren. Deshalb bewerbe ich mich jetzt am Wochenende für den aussichtsreichsten Listenplatz, weil ich ja keinen Wahlkreis habe. Die Wahlkreise in Südbaden sind alle vergeben. Ich habe also nur eine Chance, wieder in den Bundestag zu kommen, wenn ich einen aussichtsreichen Listenplatz habe. Wenn ich den bekomme, heißt es weiterkämpfen und dem Wahlergebnis am 24. September entgegensehen.
BBZ: Frau Kovac, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Sie persönlich.