Betrieb und Wirtschaft | 16. Mai 2019

OGM muss in Rücklagen greifen

Von René Bossert
Der Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) hat 2018 trotz einem deutlichen Mengenplus in der Vermarktung keinen Umsatzzuwachs verzeichnet. Nicht zuletzt die schwierige Erdbeersaison war dafür verantwortlich.
Der Umsatz (ohne Verpackungen) lag bei 29,5 Mio. Euro gegenüber 29,6 Mio. Euro im Jahr zuvor. Die Vermarktungsmenge lag bei 32.449 Tonnen, im Frostjahr 2017 waren es 22.875 Tonnen gewesen. „Wenn wir keine Äpfel haben, können wir keine verkaufen”, wird Geschäftsführer Marcelino Expósito in einer Pressemitteilung zur   Generalversammlung vergangene Woche in Oberkirch zitiert.
Nach dem Frostjahr 2017 fehlten Lageräpfel in der Vermarktung. Die Kernobstumsätze sanken von 7,8 Mio. Euro im Jahr 2017 auf 4,9 Mio. Euro im abgelaufenen Jahr.
Irene (Mitte) und Alois Huschle (rechts neben ihr) leiten seit 25 Jahren die OGM-Sammelstelle in Renchen. Seit über 50 Jahren ist die Sammelstelle in Familienhand. Die Huschles wurden bei der Generalversammlung geehrt vom Aufsichtsratsvorsitzenden Markus Grimmig (links), dem Vorstandsvorsitzenden Wendelin Obrecht (Zweiter von links) und Geschäftsführer Marcelino Expósito.

Die Internationalisierung des Verkaufsmarktes mit Obst aus aller Welt zu allen Jahreszeiten stelle die Genossenschaft vor zusätzliche Herausforderungen. 2018 war gekennzeichnet durch sehr große Warenmengen. Das habe sich auf den Marktpreis drastisch ausgewirkt, besonders bei den Erdbeeren, da es in Spanien zu einer Verzögerung der Ernte und in der Ortenau zu einem früheren Erntebeginn kam.
Das führte drei Wochen lang zu einer Überlagerung der Angebote im Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Vermarktet wurden mit 4671 Tonnen Erdbeeren knapp  900 Tonnen mehr als im Jahr zuvor. Der Erlös lag bei 9,6 Mio. Euro (Vorjahr 11,3 Mio. Euro). Bei allen übrigen Beerenkulturen seien die Umsätze stabil geblieben.
Sorgenkind Erdbeeren
Bei den Zwetschgen wurde mit 7700 Tonnen die sechsfache Menge eingefahren. Beim Steinobst ließen sich insgesamt 4,5 Mio. Euro mehr Umsatz generieren. „Unser Sorgenkind waren eindeutig die Erdbeeren”, so Vorstandsvorsitzender Wendelin Obrecht.
Beim Kernobst war das Frühjahr durch die fehlenden Äpfel aus 2017 geprägt, während die Ernte 2018 große Mengen zu sehr niedrigen Preisen bescherte. So habe der Frost 2017  letztlich durch die fehlenden Mengen in der Kernobstvermarktung die Einnahmen um 1,2 Mio. Euro gesenkt. Hinzu kamen Investitionen für die Lagerräume in Block E und F mit einer halben Million Euro an Eigenmitteln.
Beides zusammengenommen bedeutet Mindereinnahmen von 1,7 Mio. In dieser Größenordnung bewegt sich auch der zu Buche stehende Jahresfehlbetrag (nach Steuern) von 1,69 Mio. Euro (Vorjahr: 0,36 Mio.) Euro. Nur durch eine Entnahme aus den Rücklagen in Höhe von 1,66 Mio. Euro erreicht die Genossenschaft einen Bilanzverlust in einigermaßen erträglicher Höhe von 0,24 Mio. Euro, nachdem bereits im Vorjahr ein Bilanzverlust von 0,21 Mio. Euro zu Buche stand.
Strukturanpassung
Mit einem Drei-Jahres-Programm wolle man das Unternehmen mit seinen 1800 Mitgliedern für die Zukunft aufstellen. Dazu werde auch über Strukturanpassungen nachgedacht. Derzeit betreibt der OGM 19 Sammel- und Betriebsstellen, das koste natürlich Geld.  Ebenso werde an einer Kulturen- und Anbaustrategie gearbeitet.
Mit einer Mengenplanung mittels App sollen Erzeuger rechtzeitig ihre Mengenmeldung durchgeben. Das komme beim Handel sehr gut an. Und der OGM-Vertrieb könne besser planen.
Zudem wolle man dem LEH  einen Mehrwert bieten und regionale Stärke demonstrieren. Auch an einer Qualitätsstrategie werde gearbeitet. Der Energieverbrauch solle mit intelligenter Steuerungstechnik reduziert werden. Weiterhin werde ergebnisoffen die Gründung einer gemeinsamen Vertriebsgesellschaft mit der Franz Eckenfels Fruchthandel GmbH aus Oberkirch-Tiergarten geprüft.
Aufsichtsratsvorsitzender Markus Grimmig rief in seinen Schlussworten zu Geschlossenheit auf. Bei den Wahlen wurde Franz Kurz aus Sasbach in den Vorstand gewählt. Er folgt auf Adolf Karcher aus Achern-Oberachern, der seit 1991 in den Gremien aktiv war und 20 Jahre dem Vorstand angehörte. Neu im Aufsichtsrat ist Stefan Sester aus Oberkirch, er folgt auf Klemens Kammerer aus Renchen-Ulm. Bestätigt wurde Hannes Panter aus Oberkirch.
Die Stimmung bei der Generalversammlung – zu der keine Pressevertreter eingeladen waren – beschrieb OGM-Geschäftsführer Marcelino Expósito im Nachgang auf Anfrage der BBZ als sehr sachlich. Mit dem bisherigen Verlauf der Erdbeersaison ist er zufrieden, allerdings waren bis Mitte dieser Woche noch nicht einmal 10 % der erwarteten Gesamtmenge vermarktet. Mengenmäßig dürfte am Ende das Vorjahresniveau nicht ganz erreicht werden.