Während der Deutsche Bauernverband (DBV) die
Entscheidung des Ministers begrüßte und „überfällig” nannte, warfen
Umweltverbände wie Greenpeace Özdemir vor, mit der Freigabe von
Brachflächen zum Brotgetreideanbau dem Druck der „Agrarlobby”
nachgegeben zu haben.
Nach den Worten von DBV-Präsident Joachim Rukwied kam die Entscheidung
Özdemirs „in letzter Minute”. Er wies darauf hin, dass die Bauern
bereits mit der Anbauplanung für das kommende Jahr begonnen hätten und
Planungssicherheit brauchten. Eine Aussetzung für nur ein Jahr hält
Rukwied deshalb für „sicherlich nicht ausreichend”. Um weiterhin eine
sichere Lebensmittelversorgung gewährleisten und in Krisenzeiten
reagieren zu können, müssten die Bauern alle Flächen nutzen können, auf
denen es landwirtschaftlich sinnvoll sei. „Die Bundesländer müssen dies
jetzt zügig bestätigen”, forderte der DBV-Präsident.
Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsreferent von Greenpeace, monierte
hingegen, dass die ohnehin viel zu geringen Flächen zum Schutz der
Artenvielfalt in der Landwirtschaft wirtschaftlichen Interessen geopfert
werden sollen. Nach seiner Auffassung ist die Ernährungssicherung in
Kriegszeiten nur ein Vorwand, um wertvolle Biotope unterzupflügen. Dort
angebauter Weizen werde erst im nächsten Jahr und zudem in nicht
ausreichender Menge zur Verfügung stehen, um der akuten globalen
Hungerkrise wirkungsvoll zu begegnen. Sinnvoller wäre Lambrecht zufolge
ein konsequenter Ausstieg aus der Produktion von Biosprit.
„Es ist gut, dass Cem Özdemir letztlich erkannt hat, wie ernst die
globale Hungerkrise ist und dass Landwirten jetzt ermöglicht werden
soll, mehr Getreide anzubauen”, konstatierte hingegen die
stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad.
Nun müssten die Regelungen schnell und rechtssicher umgesetzt werden,
denn auf den Äckern stehe die Aussaat unmittelbar bevor, mahnte Konrad.