Tierhaltung | 28. Mai 2021

Ob ein Pilz das Grünland retten kann?

Von LTZ Augstenberg und LAZBW Aulendorf
2020 gab es im Schwarzwald erstmals größere Schäden durch die Larven des Junikäfers. Nun wurden Versuche angelegt, die die Bekämpfung des Schädlings vorantreiben sollen. Darunter ein Pilz, der die Maden tötet. Die Landesanstalten LTZ Augstenberg und LAZBW Aulendorf informieren.
Das Cultangerät spritz das Pilzpräparat direkt in den Boden, sodass es vor Austrocknung und UV-Strahlung geschützt ist. Dies ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn die Grasnarbe noch intakt ist, aber ein erheblicher Befall mit Engerlingen im Boden vorherrscht.
Nach örtlich massiven Schäden durch den Engerling des Junikäfers im Jahr 2020 im Südschwarzwald wurde im Herbst bereits mit der Wiederherstellung der Grünlandflächen begonnen. Teilweise war die Nachsaat erfolgreich und die Engerlinge wurden bei der Bodenbearbeitung mit der Kreiselegge oder ähnlichen Geräten getötet. An machen Standorten wurden die jungen Keimlinge der Nachsaat erneut von den Engerlingen gefressen. So entstanden auf diesen Flächen und auf jenen, die im Herbst nicht mehr nachgesät werden konnten, im Frühjahr 2021 erhebliche Lücken. Dort haben sich vielerorts Unkräuter  breitgemacht. Einige Landwirtinnen und Landwirte entschieden sich auf diesen Flächen für eine Nachsaat im Frühjahr.
Aufgrund der Schäden wurde ein Projekt zur Aufarbeitung der Schäden und zur Entwicklung von Gegenmaßnahmen vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) angestoßen. Durch den Junikäfer geschädigte Flächen konnten bis zum 30. April 2021 an die Unteren Landwirtschaftsbehörden gemeldet werden. Derzeit werden die Meldungen geprüft.
An mehreren Standorten im Südschwarzwald werden Versuche durchgeführt. In den vergangenen Tagen wurden bereits die ersten Parzellen angelegt. Hierbei werden neben der Wiederherstellung mit Kreiselegge in Kombination mit einer Neuansaat auch biologische Bekämpfungsmaßnahmen geprüft, unter anderem ein Pilzpräparat. Der Pilz Beauveria bassiana befällt die Engerlinge und tötet diese ab. Das Produkt ist in Deutschland noch nicht zugelassen, kann aber im Rahmen von Versuchen zum Einsatz kommen. Mithilfe der aus den Versuchen gewonnenen Erkenntnisse sollen eine Zulassung in Deutschland vorangebracht und Empfehlungen für den Umgang mit dem Schädling abgeleitet werden.
Biologie und Monitoring
Engerlinge des Junikäfers im Larvenstadium L3
An den Versuchen wurden Fallen zum Fang der ausfliegenden Käfer aufgestellt. Damit werden der Flug und das Aufkommen der Tiere im Jahr 2021 erfasst, um die lückenhaften Daten zum Auftreten und Verhalten des Junikäfers zu ergänzen und entsprechende Empfehlungen für die Grünlandbewirtschaftung 2022 ableiten zu können.
Derzeit werden bei Grabungen hauptsächlich Engerlinge im Larvenstadium drei (L3) gefunden. Die Tiere werden sich demnächst verpuppen, um im Juni als Käfer auszufliegen. Als Puppen und Käfer richten sie keinen Fraßschaden an. Sind also ausschließlich Larven im Stadium L3 am Standort vorhanden, ist im Jahr 2021 kein nennenswerter Schaden zu erwarten.
Nach dem Flug legen die Weibchen ihre Eier bevorzugt in lückige Bestände mit niedrigem Aufwuchs. Demnach sollten Landwirte darauf achten, zum Zeitpunkt des Flugs einen hohen Aufwuchs auf potenziell gefährdeten Flächen zu haben. Aus den Eiern schlüpfen Larven der L1, die sich dann im Spätsommer zu Larven der L2 häuten. Ab diesem Stadium beginnen die Engerlinge, Schäden an der Pflanzenwurzel zu erzeugen. Bei kühleren Temperaturen im Herbst und Winter reduzieren die L2-Larven ihre Aktivität und wandern in tiefere Schichten. Im Frühjahr werden sie wieder aktiver, fressen intensiv an den Wurzeln und richten in dieser Phase die größten Schäden an. 
Fund melden
Beobachten Sie Ihre Flächen genau und führen Sie im Verdachtsfall Grabungen durch. Finden Sie Engerlinge oder Käfer, senden Sie diese an das LTZ (Engerlinge mit Erde, Käfer mit etwas Blattmaterial) oder melden Sie den Fund per E-Mail an pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de.